Schafft der HSV über den Umweg Relegation doch noch den Klassenerhalt in der Bundesliga? Am Donnerstag empfangen die Hamburger Greuther Fürth zum Relegations-Hinspiel.

Hamburg. Ganz Hamburg fiebert der Relegation entgegen. Dem HSV bleiben noch zwei Endspiele gegen die SpVgg Greuther Fürth, um doch noch den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga zu sichern. Damit die Uhr des Bundesliga-Dinos auch nach dem 18. Mai, dem Tag des Relegationsrückspiels, noch tickt, müssen die Hamburger zunächst zu Hause (Donnerstag, 20.30 Uhr) und anschließend auswärts (Sonntag, 17 Uhr) gegen den Zweitligisten bestehen. Abendblatt.de hat die voraussichtliche Startformation beider Teams unter die Lupe genommen und die jeweiligen Positionen verglichen.

Tor


René Adler: Seine Leistungsschwankungen in der aktuellen Saison sind symbolisch für den Abstiegskampf des HSV. Wenig überraschend berief ihn Bundestrainer Löw nicht in den vorläufigen WM-Kader. Adler patzte bislang so häufig wie kein anderer Torwart in der Bundesliga. Bereits acht seiner Aussetzer führten zu Gegentoren. Allerdings rettete der Keeper durch die eine oder andere Weltklasse-Parade auch schon wichtige Punkte für den Klassenerhalt.

Wolfgang Hesl: Der Ex-HSV-Keeper und Kapitän der Franken ist der sichere Rückhalt seiner Mannschaft. Bereits elf Zu-Null-Spiele sprechen für sich. Hesl stand von 2004 bis 2011 beim HSV unter Vertrag und wird zusätzlich motiviert sein, an alter Wirkungsstätte groß aufzutrumpfen.

Fazit: 0:1! Hesl hat aufgrund der aktuellen Form die Nase vorn.

Rechtsverteidiger


Dennis Diekmeier: Der schnelle Außenverteidiger hat seine Stärken vor allem in der Offensive. Obwohl er verletzungsbedingt nur 20 Mal in dieser Spielzeit zum Einsatz kam, führten bereits zwei seiner Flanken zu Toren. Auch defensiv weist Diekmeier nur wenig Schwächen auf.

Daniel Brosinski: Der 25-Jährige wechselte vor der Saison von Drittliga-Absteiger Duisburg nach Fürth und avancierte auf Anhieb zum Stammspieler. Brosinski fällt ähnlich wie Diekmeier durch starke Offensivleistungen auf. So erzielte der Rechtsverteidiger schon drei Treffer in dieser Saison. Im Abwehrverhalten hat er allerdings noch einige Wackler.

Fazit: 1:1! Diekmeier ist eine unverzichtbare Konstante im HSV-Spiel.

Innenverteidiger


Heiko Westermann: Von den Fans wurde Westermann bereits als Sündenbock für eine schwache Saison auserkoren. Daran ändert auch sein Siegtreffer am 29. Spieltag gegen Leverkusen nichts. Sicherlich fällt die Kritik an dem immer vorbildlich kämpfenden Abwehrspieler oftmals zu hart aus. Seine fußballerischen Schwächen sowie sein teilweise fehlerhaftes Stellungsspiel lassen allerdings auch wenig Spielraum für eine positive Bewertung.

Mergim Mavraj: Mavraj ist mit seinen 27 Jahren der Oldie im Fürther Defensivverbund. Der Abwehrchef mit albanischen Wurzeln strahlt viel Sicherheit aus und hat maßgeblichen Anteil an der drittbesten Defensive der zweiten Liga.

Fazit: 1:2! Westermann ist zurzeit immer wieder für einen Aussetzer gut, Mavraj strahlt deutlich mehr Sicherheit aus.


Michael Mancienne: Erst unter Slomka etablierte sich Mancienne zum Stammspieler in der Innenverteidigung bei den Hamburgern. Eigentlich schon als Fehleinkauf abgestempelt, war der Engländer einer der wenigen Lichtblicke beim HSV in den letzten Wochen.

Benedikt Röcker: Der 1,97 Meter große Abwehrspieler kam erst zur Winterpause aus Stuttgart und hat seine Stärken vor allem im Kopfballspiel. In den letzten Saisonspielen erwies er sich als unverzichtbar. Röcker bildet mit Mavraj ein eingespieltes Innenverteidiger-Duo.

Fazit: 2:3! Beide Mannschaften bekommen einen Punkt. Dieses Duell endet Unentschieden.

Linksverteidiger


Marcell Jansen: Jansen wurde im Bundesliga-Endspurt schmerzlich vermisst, als er wegen einer Bänderverletzung mehrere Wochen lang ausfiel. Nun meldet sich der schnelle Linksverteidiger rechtzeitig für die Relegation wieder fit. Zu ihm gibt es keine ernsthafte Alternative im HSV-Kader. Seine Offensivläufe könnten zur Waffe werden.

Niko Gießelmann: Überraschend unbekümmert absolvierte der Außenverteidiger sein erstes Jahr als Stammspieler im Profibereich. Gelegentlich fällt der 22-Jährige allerdings auch durch Leistungsschwankungen auf. Nur ein gutes Spiel wird für die Relegation nicht reichen.

Fazit: 3:3! Der mögliche WM-Fahrer Jansen setzt sich gegen seinen sechs Jahre jüngeren Kontrahenten aus Fürth durch.

Defensives Mittelfeld


Milan Badelj: Sicheres Passspiel, eine gute Übersicht, Zweikampfstärke – Badelj bringt alles mit für einen Sechser. Das ist auch Kroatiens Nationaltrainer Niko Kovac nicht entgangen, der Badelj in den vorläufigen WM-Kader berief. Seine Schwächen liegen im Torabschluss und in der Schnelligkeit.

Goran Sukalo: Der Slowene etablierte sich in seiner ersten Saison bei Fürth aufgrund seines nahezu fehlerfreien Spiels prompt zum Stammspieler. Allerdings taucht der Mittelfeldspieler auch häufiger mal ab. Solide, aber unauffällig.

Fazit: 4:3! Badelj ist der abgeklärtere Sechser.


Robert Tesche: Vergeblich versuchten die HSV-Bosse ihn in den vergangenen Jahren bei anderen Clubs unterzubringen. Im Ligaendspurt setzt Slomka plötzlich auf den fast schon in Vergessenheit geratenen Profi, der es seinem Trainer durch Zweikampfstärke und gutes Passspiel dankte.

Stephan Fürstner: Der 26-Jährige spielt eine herausragende Rückrunde. Auch vier Tore sind für einen defensiven Mittelfeldspieler eher ungewöhnlich. Sein schier grenzenloser Siegeswille treibt die ganze Mannschaft an.

Fazit: 4:4! Fürstner spielt eine starke Saison und sorgt für den Ausgleich.

Linkes Mittelfeld


Hakan Calhanoglu: Der Deutsch-Türke verfügt über eine exzellente Schusstechnik und war während der Verletzung Lasoggas der letzte Strohhalm des HSV im Abstiegskampf. Die Hoffnungen einer ganzen Stadt lasten auf den Schultern des 20-Jährigen, der bei einem Abstieg wohl nicht zu halten wäre.

Zoltan Stieber: Nach einer starken Hinrunde folgte ein rapider Leistungsabfall in der Rückserie. Trainer Kramer verpasste dem Ungarn zwischenzeitlich sogar mal einen Denkzettel und setzte ihn auf die Bank. Wenn er sein ganzes Potenzial abrufen kann, ist der torgefährliche Mittelfeldspieler (neun Tore und zehn Vorlagen) allerdings kaum zu stoppen.

Fazit: 5:4! Klarer Punkt für das wechselwillige HSV-Juwel.

Rechtes Mittelfeld


Ivo Ilicevic: Seit er beim HSV spielt, plagt er sich mit Verletzungsproblemen rum. Der Kroate bräuchte vor allem eins, um seine Torgefahr aus Lauterer Zeiten wiederzufinden: Spielpraxis. Doch die bekommt er beim HSV nur gelegentlich. Im Hinspiel sollte sich Slomka dennoch für eine offensive Aufstellung und damit für Ilicevic entscheiden.

Tom Weilandt: Ähnlich wie Ilicevic kein unangefochtener Stammspieler bei Greuther Fürth. Auch seine Bilanz von drei Toren und zwei Vorlagen ist für einen offensiven Rechtsaußen noch ausbaufähig. Dennoch sollte er den Vorzug vor dem zuletzt angeschlagenen Pledl erhalten.

Fazit: 6:5! Ilicevic und Weilandt teilen sich die Punkte, weil beide Spieler unter Formschwankungen leiden.

Offensives Mittelfeld


Rafael van der Vaart: Beim HSV kann sich keiner van der Vaarts Leistungabfall erklären. Als Hoffnungsträger zurückgeholt, fiel der Holländer in dieser Saison nur abseits des Platzes auf. Am letzten Bundesligaspieltag in Mainz zeigte seine Formkurve allerdings wieder nach oben. Vielleicht gerade noch rechtzeitig für die Relegation.

Nikola Djurdjic: Eigentlich sollte Djurdjic um die Torjägerkanone der zweiten Liga mitspielen. Doch ein Kreuzbandriss zu Beginn der Saison setzte den Serben vorübergehend außer Gefecht. Nun ist der hängende Stürmer wieder zurück. Das Toreschießen hat er während seiner Verletzungspause nicht verlernt.

Fazit: 7:6! Erneute Punkteteilung.

Sturm


Pierre-Michel Lasogga: Hält sein Oberschenkel für den Existenzkampf gegen Fürth, kann er endgültig der Held der HSV-Fans werden. In Berlin wollte man ihn nicht, in Hamburg glänzt Lasogga nicht nur durch Tore, sondern auch durch seinen enormen Willen, mit dem er seine teilweise trägen Mitspieler mitreißt.

Ilir Azemi: Nach nur einem Treffer in der Hinrunde folgten 13 Tore in der Rückrunde. Selbst mit der Hacke traf der 1,91 groß gewachsene Angreifer schon ins Schwarze. Auf ihn muss die HSV-Defensive besonderes Augenmerk legen.

Fazit: 8:6! Lasogga macht den Unterschied aus und sticht auch seinen formstarken Kontrahenten aus Fürth aus.

Endergebnis: Die Millionentruppe des HSV setzt sich nur knapp gegen die international unbekannte Mannschaft aus Fürth durch. Allerdings ist am Ende des Tages auch der Teamgeist ausschlaggebend. Individuell haben die Hamburger angeführt von Calhanoglu und Lasogga die besseren Einzelspieler und gehen als Favorit in die beiden Relegationsspiele gegen die Franken.