Vier Spieltage vor dem Saisonende kämpfen nur noch vier Mannschaften um den Klassenerhalt. Abendblatt.de analysiert die Lage in Hamburg, Stuttgart, Nürnberg und Braunschweig und wagt eine Prognose.

Hamburg. Der Abstiegskampf in der Bundesliga geht in die heiße Phase. Kämpften zehn Spieltage vor Saisonende noch sieben Mannschaften gegen den Abstieg, sind es vor den letzten vier Bundesligaspielen mit dem HSV, VfB Stuttgart, 1. FC Nürnberg und Eintracht Braunschweig wohl nur noch vier Teams. Der SC Freiburg konnte sich mit vielen Siegen gegen direkte Konkurrenten ebenso befreien wie vergangene Woche Hannover 96 gegen den HSV (2:1). Beide Mannschaften haben ein Fünf-Punkte-Polster auf den Relegationsplatz.

Abendblatt.de stellt das Restprogramm der Abstiegskandidaten vor und zeigt die Chancen der jeweiligen Teams auf:

VfB Stuttgart (15. Platz, 28 Punkte)

Unter Trainer Huub Stevens konnten sich die Schwaben weitestgehend stabilisieren. Am vergangenen Spieltag verschenkten sie gegen Borussia Mönchengladbach in den Schlussminuten aber einen sicher geglaubten Sieg. „Wir haben es verpasst, einen großen Schritt im Abstiegskampf zu machen und haben noch einen weiten Weg zum Klassenverbleib vor uns“, fasste Stürmer Martin Harnik die Situation nach dem 1:1 treffend zusammen.

Der Stuttgarter Sportchef Fredi Bobic weiß, was auf sein Team im Endspurt um den Klassenverbleib zukommt. „Die Situation ist immer noch heiß“, sagte Bobic. Schalke und Wolfsburg zu Hause, Hannover und Bayern auswärts, so lautet das Restprogramm des Tabellen-15., der nur einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz und drei Punkte auf den letzten Platz hat. Trotz des vergebenen Befreiungsschlages und vor allem des Ärgers über das späte Gegentor kann die gute Leistung auch Selbstvertrauen fördern.

HSV (16. Platz, 27 Punkte)

Der HSV kommt dem ersten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte immer näher. Die Niederlage gegen Hannover 96 (1:2) verstärkte den Eindruck. „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass wir so auftreten“, meinte Trainer Mirko Slomka genervt. Die Hamburger zeigten phasenweise eine indiskutable Leistung. Im Gegensatz zu dem starken Auftritt gegen Bayer Leverkusen (2:1) am Spieltag vorher war die Performance in Hannover kaum zu erklären. Der HSV ist und bleibt eine Wundertüte in dieser Saison.

„Ich habe keine Angst, wir steigen nicht ab“, sagte Hoffnungsträger Hakan Calhanoglu. Doch die Situation ist bedrohlicher denn je. Bei verbleibenden Heimspielen gegen Champions-League-Anwärter VfL Wolfsburg und Triple-Sieger Bayern München wird es für den HSV richtig eng. Auch die Auswärtsspiele gegen den FC Augsburg und den FSV Mainz 05, die beide noch um die Europa League kämpfen, werden alles andere als einfach.

Zudem stehen mit Heiko Westermann und Rafael van der Vaart zwei Profis mit muskulären Problemen auf der Kippe, Topstürmer Pierre-Michel Lasogga wird mit seiner Oberschenkelverletzung gar nicht mehr auflaufen können.

1. FC Nürnberg (17. Platz, 26 Punkte)

Der Club taumelt nach dem achten Bundesliga- Abstieg entgegen. Die Spieler ohne Mut und Leidenschaft, der Trainer fast schon resignierend. Keiner im Lager der Franken wusste offenbar, wie der Club nach der dürftigen Leistung gegen Wolfsburg (1:4) vergangenes Wochenende und der siebten Niederlage aus den jüngsten acht Spielen den Klassenerhalt noch schaffen sollte.

Raphael Schäfer hat Platz 15 und die direkte Rettung trotz nur zwei Punkten Rückstand offenbar schon abgehakt und hofft nur noch auf den Relegationsplatz. „Wir müssen jetzt zusehen, dass wir noch ein paar Punkte einfahren, um Platz 16 zu erreichen“, sagte der Kapitän und Torhüter.

„Am besten holen wir in den letzten vier Spielen zwölf Punkte“, meinte derweil Trainer Gertjan Verbeek mit bitterer Ironie. Die klare Abfuhr beim Champions-League-Aspiranten überraschte den Niederländer nicht, sondern war in seinen Augen eher eine logische Folge. „Man braucht sich doch nur die Qualität der Wolfsburger Spieler anzuschauen. Gegen so eine Mannschaft dürfen wir im Normalfall gar nicht gewinnen“, sagte der 51-Jährige und sprach seinem Team damit die Qualität ab.

Zumal auch Kampf und Leidenschaft bei den Franken kaum zu erkennen waren. Verbeeks Elf spielte 90 Minuten faden und harmlosen Fußball und schien sich in ihr Schicksal zu ergeben.

Das Restprogramm der Franken ist mit den Heimspielen gegen Bayer Leverkusen und Hannover 96 und den Auswärtsspielen bei Schalke 04 und Mainz 05 anspruchsvoll.

Eintracht Braunschweig (18. Platz, 25. Punkte)

Der Aufsteiger war lange weit abgeschlagen und galt als sicherer Absteiger. Doch in den vergangenen Monaten hat das Team von Torsten Lieberknecht gezeigt, dass mit ihnen durchaus noch gerechnet werden darf. Mit starken Leistungen und viel Einsatzwillen zeigten die Braunschweiger, dass sie in der Bundesliga angekommen sind. Doch kommt der Endspurt zu spät? Rechnerisch hat Eintracht Braunschweig noch Chancen auf den Klassenverbleib. Nach dem Tiefschlag in Freiburg (0:2) bringen die Niedersachsen aber nur noch wenig Optimismus auf.

„Wir wollen nicht die weiße Fahne hissen, aber nach dem Freiburg-Spiel fällt es schwer, an dieses große Ziel, das große Wunder zu glauben, wenn wir auswärts so agieren und wissen, wer als nächster Gegner kommt“, sagte der enttäuschte Trainer Lieberknecht. Schlusslicht Braunschweig fehlen zwar gerade mal zwei Punkte auf Relegationsrang 16, aber die mangelhafte Leistung und der kommende Kontrahent FC Bayern machen wenig Mut.

Doch der Kampfgeist ist aber noch nicht erloschen. „Solange das Ziel Relegationsplatz rechnerisch noch möglich ist, werden wir alles dafür tun, um diesen auch zu erreichen“, sagte Verteidiger Marcel Correia. Nach dem schweren Spiel gegen die Bayern spielt Braunschweig noch gegen Hertha BSC (A), den FC Augsburg (H) und 1899 Hoffenheim (A).

Prognose:

Alle vier Mannschaften stehen vor einem schweren Restprogramm. Es wird in den kommenden vier Bundesligaspielen nicht nur auf absoluten Willen und Einsatz ankommen, sondern auch auf viel Glück. Ob nun ein abgefälschter Schuss zum Tor oder ein glücklicher Elfmeter zum Erfolg führt – alles wird den abstiegsgefährdeten Teams recht sein. Am kommenden Spieltag treffen der HSV, Stuttgart, Nürnberg und Braunschweig auf Mannschaften aus den Top fünf der Bundesliga. Jeder Punktgewinn kann eine große Auswirkung haben bei nur drei Punkten Differenz zwischen Platz 15 und 18.

Stuttgart macht von den vier Teams derzeit den besten Eindruck und wird sich als 15. vor dem Abstieg retten. Beim HSV ist es ein stetiges Auf und Ab. Die Diskrepanz zwischen der starken Leistung gegen Bayer und dem schwachen Auftritt in Hannover war zuletzt riesig. Dennoch wird das Team von Mirko Slomka mit vier Punkten im Saisonendspurt den Relegationsplatz sichern. Braunschweig und Nürnberg präsentierten sich besonders am vergangenen Spieltag mut- und harmlos. Beide Bundesligisten holen nicht mehr Punkte als Hamburg und Stuttgart.

Mit Material von dpa und sid