Am Rande einer Buchvorstellung sprach HSV-Idol Horst Hrubesch über den Abstiegskampf in der Bundesliga, die Chancen der Hamburger auf den Klassenerhalt und die Profis Calhanoglu, van der Vaart und Lasogga.

Hamburg. „Mein Vater hat eine Autogrammkarte von dir, da steht drauf, dass Erbsensuppe dein Lieblingsessen ist“, sagte einer der rund 45 kleinen Möchtegern-Profis zwischen 7 und 12 Jahren zu Horst Hrubesch, der ihm sogleich ins Wort fiel: „Das ist immer noch so.“ Es menschelte in der Victoria-Klause, der gemütlichen Kneipe unterhalb der alten Tribüne am Lokstedter Steindamm.

Der ehemalige HSV-Torjäger und jetzige U21-Bundestrainer des Deutschen Fußball-Bundes war zu einer Stipvisite vorbeigekommen um mit den Autoren Andreas Schlüter und Irene Margil das letzte Buch ihrer Reihe um den jungen Fußballer Niklas vorzustellen. „Mein Enkel, der ist zehn, der liest diese Bücher auch“, begründete Hrubesch seinen Auftritt im kleinen Rahmen, ihre „beharrliche Freundlichkeit“, sagte Irene Margil sei auch ein Grund gewesen.

Jedenfalls war er da und nach einer anfänglichen Phase der Schüchternheit unter seinen jungen Zuhörern aus verschiedenen Hamburger Vereinen, prasselten die Fragen auf ihn nieder: Wieviele Tore hast du geschossen, hast du mal Rot gesehen, hast du mal gegen Real Madrid gespielt, wann bist du Profi geworden, was war dein größter Erfolg.

Und der 62-Jährige beantwortete alles mit einer Engelsgeduld und stellte den Kindern seinerseits Fragen: „Wer möchte denn mal Profi werden?“ Und fast alle Hände gingen hoch. „Was ist das Wichtigste?“, Spaß – genau. Und Schule? Ja, auch, zögerlich. Aber Hrubesch war da ganz klar. „Wenn also bei uns in der Jugendnationalmannschaft einer die Schule schmeißt, dann fliegt er auch aus dem Nationalteam!“ Das war dann auch mal klar. Beeindrucktes Schweigen.

Also fragte einer der etwa 25 Eltern: „Hängt ihr Herz noch am HSV?“ Aber Ja, klar, „das vergeht auch nicht.“ Deshalb schaut er natürlich genau hin, was beim HSV passiert. „Es ist eine gefährliche Situation“, sagte Hrubesch vor der Lesung im kleinen Kreis, „erst im letzten Spiel gegen Leverkusen hatte ich wirklich das Gefühl, dass die Mannschaft den Abstiegskampf voll angenommen hat. Das hatte mir vorher etwas gefehlt.“

„Mentalität schlägt im Abstiegskampf Qualität“

Doch am Sonnabend, in Hannover, da müsse das Team endlich auch auswärts die gleiche Mentalität zeigen, wie Zuhause. „Denn Mentalität schlägt im Abstiegskampf Qualität“, ist Hrubesch überzeugt. Dass 96 derzeit in einer Krise ist, sieht er nicht als Vorteil für den HSV an: „Es ist ein Nordderby, das ist ohnehin immer etwas Besonderes. das haben die Hannoveraner letzte Woche gegen Braunschweig gemerkt und jetzt haben sie das Heimspiel.“

Entscheidend im Abstiegskampf könnte für den HSV Hakan Calhanoglu werden, meint Hrubesch. Bei dem jungen Deutsch-Türken gerät der Trainer ins Schwärmen: „Er hat eine überragende Schusstechnik, links und rechts, er ist ein kompletter Spieler. Und er hat Charakter, das sieht man jetzt. Er ist auch noch ein bisschen unbekümmert, aber er tut alles für die Mannschaft.“

Als Junioren-Trainer hatte er schon mit ihm zu tun, „mehrere sehr gute Gespräche“ hätten sie geführt, bevor sich Calhanoglu doch für die türkische und gegen die deutsche Nationalmannschaft entschieden hat. „Das muss man jetzt so akzeptieren. Das Thema ist durch.“

Ob Pierre-Michel Lasogga dem HSV schon sofort helfen kann, das weiß Hrubesch nicht: „Er ist ein Spieler wie ich früher, er muss körperlich hundertprozentig fit sein.“ Bei Kapitän Rafael van der Vaart sieht Hrubesch einen Aufwärtstrend: „Er hat sich zuletzt mehr reingehängt. Dass er einen Unterschied machen kann, das ist unbestritten.“

Horst Hrubesch, der ab Sonntag mit der U18-Nationalmannschaft nach Manchester zu einem Länderspiel gegen England fährt, glaubt, dass der HSV das Derby mit 1:0 für sich entscheidet: „ich bin überzeugt davon, dass der HSV drin bleibt“. Und dann? „Es ist klar, dass der HSV eine andere Struktur braucht“, sagt er. Aktiv arbeitet er jedoch nicht bei HSVplus mit, wirkt jedoch gut informiert: „Ich habe mich gefreut, dass der eine oder andere ehemalige Mitspieler von mir dabei ist.“