Nicht nur die Profis des HSV befinden sich in Abstiegsnot. Auch die U-23 und die A-Jugend kämpfen um den Klassenverbleib. Besonders in finanzieller Hinsicht sind die Konkurrenten dem HSV-Nachwuchs enteilt.

Hamburg. Beim HSV geht die Abstiegsangst um. Nicht nur bei den Profis, auch beim Nachwuchs. Die zweite HSV-Mannschaft hat sich zwar mit dem 1:0 in Oldenburg in der Regionalliga Nord etwas Luft verschafft, ganz gebannt ist die Gefahr aber nicht. „Es wird dort unten bis zum Saisonende hin- und hergehen“, glaubt Ex-Profi und U23-Trainer Rodolfo Cardoso. Noch schlechter steht es um die A-Jugend: Bei drei Punkten Rückstand auf das „rettende Ufer“ droht der Absturz in die A-Jugend Regionalliga.

Bereits in der vergangenen Saison geriet der HSV II wegen des Mangels an Führungsspielern in große Nöte. Mit den Ex-Profis Patrick Owomoyela und Fabio Morena sollte das Problem gelöst werden. Aber wesentlich besser spielte die Mannschaft trotzdem nicht. „Es ist nicht einfach, wenn man in einem Jahr 15 Spieler abgibt und außerdem kein Geld hat, um gute Spieler zu holen“, klagt Cardoso. Der Ex-Torjäger wird im Sommer von Josef Zinnbauer abgelöst, den Sportdirektor Oliver Kreuzer aus gemeinsamen Tagen beim Karlsruher SC kennt. Möglicherweise wird Cardoso weiter als HSV-Scout arbeiten.

Die U23 soll laut Medienberichten einen Etat von gut 1,5 Millionen Euro verschlingen. Zwar hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) beschlossen, dass U-23-Teams keine Pflicht mehr sind. Der HSV will aber eine melden.

Möglicherweise, weil es bei der HSV-A-Jugend noch schlechter läuft: Nach neun sieglosen Spielen brauchen die Youngster schon ein kleines Wunder zur Rettung. Statt gegen den Nachwuchs des VfL Wolfsburg, von Werder Bremen und Hannover 96 ginge es beim Abstieg gegen die Jugend des SC Condor oder TSV Havelse. „Es ist wichtig, in der höchstmöglichen Liga zu spielen, um unseren Jungs die beste Ausbildung zu ermöglichen“, betont A-Jugendcoach Otto Addo.

Schon vorige Saison trennte die A-Jugend nur sieben Punkte von einem Abstiegsrang. Die damaligen Leistungsträger sind der Jugendmannschaft entwachsen. Jonathan Tah gehört dem Profikader an, Matti Steinmann spielt für die U23 und Levin Öztunali, Enkel von HSV-Idol Uwe Seeler, wechselte zu Bayer Leverkusen. Die Lücken wurden nicht geschlossen. U-Nationalspieler sind erst in den Jahrgängen der B-Jugend wieder zu finden, die Konkurrenz ist in der Talentsichtung weiter als der HSV. „Wolfsburg hat ein größeres Budget. Die verpflichten von überall aus Nachwuchsspieler, leider auch aus Hamburg. Hertha hat ein riesiges Einzugsgebiet, Bremen ein super Scouting. Wir hinken momentan hinterher“, räumt Addo ein.

Möglicherweise ist das der Grund für die ständige Fluktuation im HSV-Nachwuchs. In Jens Todt, Stephan Hildebrandt, Paul Meier, Bastian Reinhardt und nun Michael Schröder gab es seit 2009 fünf verschiedene Nachwuchsleiter. Auch über die Abgänge von Schröder und Addo wird spekuliert. Den oft gehörten Vorwurf, die Nachwuchsabteilung habe schlechte Arbeit abgeliefert, lässt Ex-Chef Reinhardt allerdings nicht gelten: „Es wurden viele gute Spieler hervorgebracht. Nur hat man bei den Profis nicht auf sie gesetzt.“ Nationalspieler wie Sidney Sam und Andre Hahn, die in Leverkusen und Augsburg glänzen, lassen grüßen.