Der HSV hat sich nach einer emotionalen Achterbahnfahrt gegen Bayer Leverkusen zurückgemeldet. Westermann bügelte den Fehler von Nationaltorhüter Adler aus. Doch gleich drei Spieler der Hamburger haben sich verletzt.

Hamburg. Während Matchwinner Heiko Westermann mit leuchtenden Augen immer wieder sein Traumtor erklärte, hatte es René Adler vor Erleichterung die Sprache verschlagen. Das 2:1 (1:0) gegen Bayer Leverkusen ist ein Pfund im Kampf gegen den ersten Abstieg der Vereinsgeschichte, dieser Sieg hält den HSV am Leben. Nun müssen auch auswärts Taten folgen.

„Wir brauchten diesen Dreier unbedingt“, sagte Westermann, der die Mission am Ende einer verrückten Partie selbst in die Hand genommen hatte: „Alle hatten einen Puls von 180.“

Mit seinem fulminanten Volleyschuss zum 2:1 (82.) brachte der sonst für die Drecksarbeit zuständige Nationalspieler die Hamburger Arena zum Kochen – und sorgte zudem für ein kräftiges Durchpusten bei Keeper Adler. Nach dem Abpfiff schaute der sonst so zuverlässige Schlussmann dankbar Richtung Himmel.

Sieben von acht Torschüssen hatte der 29-Jährige mit seiner gewohnten Klasse entschärft und lange den frühen Führungstreffer des starken Hakan Calhanoglu verteidigt (4.). Doch beim Ausgleich durch Julian Brandt (58.), von nun an mit 17 Jahren, elf Monaten und zwei Tagen jüngster Bundesligatorschütze der Werkself, griff Adler böse daneben.

Es hätte ein folgenschwerer Patzer vor 49.575 Zuschauern sein können, der HSV (11 Punkte aus den letzten fünf Heimspielen) brauchte den Sieg angesichts des schwierigen Restprogramms ohne Wenn und Aber. Kein Wunder, dass Adler nach dem Spiel der Schrecken noch in den Gliedern steckte. „Wir müssen jetzt fokussiert bleiben“, war sein einziger Kommentar. Immerhin huschte dem früheren Leverkusener beim Gang Richtung Partyzone HSV-Kabine wieder ein Lächeln über das Gesicht.

„So einen Flatterball hält er natürlich sonst sicher“, sagte HSV-Trainer Mirko Slomka: „Mit welcher irren Qualität und welcher Ruhe er danach wieder ins Spiel zurückkam, spricht für ihn.“

Über Slomkas zweites Extralob durfte sich naturgemäß Siegtorschütze Westermann nach seinem 25. Bundesliga-Treffer freuen: „Er hatte zur Halbzeit schon Probleme und wir haben über einen Wechsel nachgedacht, aber er hat sich durchgebissen und es hat sich gelohnt.“

Doch wirklich voran bringt den HSV der Sieg nur, wenn das Team bis zur kommenden Woche endlich seine Auswärtsschwäche abschüttelt. Bei Slomkas früherem Klub Hannover 96 sind die Hanseaten nach sechs Auswärtspleiten zum Punkten verdammt, denn im Kalender stehen noch Spiele gegen Bayern München, Wolfsburg und Mainz 05. „Wir dürfen uns nicht ausruhen und müssen die Punkte vergolden“, sagte Slomka.

Vor allem der bärenstarke Calhanoglu macht Hoffnung, dass dem HSV ein Happy End im Abstiegskampf gelingen kann. „Ich glaube fest, dass wir unten rauskommen werden“, sagte der 20-Jährige, der seinen neunten Saisontreffer erzielte.

Doch es gibt auch Grund zur Sorge: Milan Badelj, Rafael van der Vaart und Jacques Zoua mussten allesamt mit Muskelbeschwerden ausgewechselt werden. Insbesondere für Mittelfeld-Lenker Badelj wird es wohl eng bis zur kommenden Woche.

Immerhin winkt dann die Rückkehr von Toptorjäger Pierre-Michel Lasogga. Und sonst ist da ja auch noch Kunstschütze Westermann.