Der HSV zeigte Leidenschaft, führte verdient mit 1:0, nach einem Fehler von Adler konnte Brandt jedoch ausgleichen. Westermann erlöste seinen Club. Seit 23 Uhr Matz ab live mit Cardoso und Uysal.

Hamburg. Dank Heiko Westermann hat der Hamburger SV einen wichtigen Erfolg im Abstiegskampf gefeiert und die Krise bei Bayer Leverkusen mit dem angeschlagenen Trainer Sami Hyypiä verschärft. Der Nationalverteidiger erzielte beim 2:1 (1:0)-Sieg am Freitagabend gegen die Rheinländer in der 82. Minute per Volleykracher den umjubelten Siegtreffer. Der überragende Hakan Calhanoglu brachte die Hamburger früh in Führung (4.), der sonst starke Schlussmann René Adler ließ einen Weitschuss des 17-jährigen Julian Brandt (58.) zum unglücklichen Ausgleich durch die Hände rutschen.

„Ein unglaubliches Spiel“, sagte Sportchef Oliver Kreuzer. „Am Ende zählt nur der Sieg. Der Gegentreffer war ein Schock für uns. Das Tor von Westermann war eines der wichtigsten Tore für den HSV.“

Damit verließen die Hamburger nach zuletzt drei sieglosen Partien zumindest für eine Nacht die Abstiegsränge, kletterten auf Platz 15 und bleiben unter dem neuen Trainer Mirko Slomka zu Hause ungeschlagen. Bei nur einem Sieg aus den vergangenen zwölf Pflichtspielen wächst der Druck auf Hyypiä bei Bayer hingegen immer weiter.

Rudi Völler war der Frage nach der Zukunft des finnischen Trainers im Falle einer weiteren Niederlage schon vor Anpfiff ausgewichen. „Stand jetzt wollen wir immer noch mit Sami weitermachen“, sagte Bayers Sportdirektor beim Pay-TV-Sender Sky. Sollte der VfL Wolfsburg am Sonntag beim Borussia Dortmund gewinnen, würde Bayer erstmals in dieser Saison aus den Königsklassen-Rängen rutschen.

Leverkusen musste kurzfristig auf Philipp Wollscheid verzichten, der laut Völler im Abschlusstraining umgeknickt war. Stattdessen rückte der gelernte Mittelfeldspieler Emre Can in die Innenverteidigung – und die Gäste-Abwehr präsentierte sich gleich zu Beginn unsortiert.

Nach feinem Antritt von Calhanoglu legte der zuletzt häufiger kritisierte Rafael van der Vaart, der später angeschlagen vom Feld musste, wieder für seinen Offensivpartner auf. Aus 22 Metern ließ Calhanoglu mit einem präzisen Flachschuss ins lange Eck Bayer-Keeper Bernd Leno keine Chance und erzielte sein neuntes Saisontor. „Ein super-schönes Tor“, lobte Stürmer Pierre-Michel Lasogga, der mit einer Oberschenkelverletzung fehlte.

Die Gäste zeigten sich nach zuletzt vier Punkten aus zwei Partien keineswegs vom frühen Rückschlag geschockt. Doch René Adler brachte seine früheren Teamkollegen vor seinem Aussetzer zunächst immer wieder zur Verzweiflung. Zunächst parierte der Schlussmann einen Versuch von Stefan Kießling so eben mit der rechten Hand (6.), wehrte den Kopfball von Heung-Min Son aus kürzester Distanz (35.) ab und blieb auch kurz vor der Pause gegen den Südkoreaner (45.) ohne Tadel. Vor allem der 17 Jahre alte Brandt wusste bei seinem ersten Startelfeinsatz in der Liga mit seiner Unbekümmertheit zu gefallen.

Beim HSV trieb vor allem Calhanoglu das Offensivspiel an und entzückte die Heimfans mit seiner Kreativität. Nach einem missglückten Schussversuch verließ Milan Badelj mit Oberschenkelproblemen humpelnd den Platz.

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Auch in der zweiten Halbzeit trumpfte Calhanoglu weiter groß auf. Seinen Kracher von halbrechts drehte Leno nur mit größter Mühe um den Pfosten (54.). Eine Minute später forderten die HSV-Anhänger nach einem Zupfer von Can an Jacques Zoua vergeblich Elfmeter, doch auch Leverkusen haderte mehrmals mit Schiedsrichter Bastian Dankert.

Mit seinem Riesenpatzer brachte Adler die zuvor leidenschaftslosen auftretenden Leverkusener wieder ins Spiel, der nasse Ball flutschte dem Nationalkeeper durch die Finger. In der 74. Minute verhinderte Adler gegen Son zumindest noch die Niederlage, durfte beim Siegtreffer von Westermann befreit jubeln und hielt am Ende den Sieg fest. „Das war wie Kino“, sagte Tolgay Arslan nach dem Spiel und sein Coach Mirko Slomka bestätigte: „Der Erfolg tut nicht nur uns gut, sondern der ganzen Stadt. Er tut den Fans gut. Es ist eine Befreiung, wenn doch noch das 2:1 fällt. Wir haben mit Hingabe gespielt. Es ist ganz wichtig, dass wir erstmal auf Platz 15 stehen. Das können wir einen Moment lang genießen. Jetzt müssen wir die Punkte von heute in Hannover vergolden.“

Van der Vaart hat nach der vorzeitigen Auswechslung beim 2:1-Sieg gegen Bayer Leverkusen Entwarnung gegeben. „Ich habe nach zehn Minuten einen Schlag bekommen“, sagte der Niederländer am Freitagabend beim Pay-TV-Sender Sky. „In der ersten Halbzeit ging es noch, danach war es immer fester. Aber ich glaube, es ist nichts Schlimmes.“ Der Mittelfeldspieler war in der Partie der Fußball-Bundesliga in der 68. Minute für Robert Tesche vom Platz gegangen.

Auch Zoua und Badelj haben Muskelverletzungen erlitten. „Bei Milan habe ich eher das Gefühl, dass es schlimmer ist“, befürchtet Slomka.

Die Statistik:

Hamburg: Adler - Diekmeier, Djourou, Mancienne, Westermann - Calhanoglu, Badelj (ab 33. Rincon), Arslan, Jiracek - van der Vaart (ab 68. Tesche) - Zoua (ab 77. Maggio). Trainer: Slomka


Leverkusen: Leno - Donati (ab 86. Öztunali), Spahic, Can, Boenisch - Rolfes - L. Bender (ab 80. Derdiyok), Castro (ab 86. Ryu) - Brandt, Son - Kießling. Trainer: Hyypiä


Schiedsrichter: Dankert (Rostock)


Zuschauer: 49.575
Tore: 1:0 Calhanoglu (4.), 1:1 Brandt (58.), 2:1 Westermann (82.)

Erweiterte Statistik: Torschüsse: 18:19, Ecken: 4:14, Ballbesitz: 44:56 %