Abendblatt.de hatte gefragt: Welches Spiel HSV gegen Werder Bremen war das denkwürdigste? Die Antwort fiel eindeutig aus, wenn auch zu Ungunsten aller Hamburger Anhänger.

Werder Bremen gegen den Hamburger SV - das Nordderby zählt zu den Klassikern in der Bundesliga-Historie. Immer wieder hat es packende Begegnungen der beiden Nordrivalen gegeben. Hinzu kamen kuriose und tragische Vorfälle. Um das denkwürdigste der bisherigen Duelle HSV gegen Werder zu ermitteln, hatte abendblatt.de 20 Partien zur Wahl gestellt. Das Ergebnis ist eindeutig - und zu Ungunsten aller HSV-Anhänger ausgefallen. Mit 34 Prozent der Stimmen haben die Leser das Rückspiel im Europa-League-Halbfinale gewählt, das Werder am 7. Mai 2009 in Hamburg mit 3:2 für sich entschied (Vorschlag 18). Und da spielte einee ominöse Papierkugel eine nicht ganz unwesentliche Rolle...

Lesen Sie hier noch einmal die vorgeschlagenen Spiele:

1) 12.10.1963: Werder und der HSV trafen in der Bundesliga erstmals aufeinander. Arnold ‚Pico‘ Schütz erzielte drei Treffer beim 4:2-Sieg der Bremer. „Der Trainer hatte uns vorher schon eingenordet“, berichtete Schütz. „Da hieß es: Hörzu, heute gegen den HSV muss volle Pulle gespielt werden. Da wird nicht rumgedaddelt!“ Man haben sich „ja aus der Oberliga-Nord in und auswendig“ gekannt, erzählte die Werder-Legende. „Nach den Spielen war es durchaus üblich, dass beide Mannschaften zusammen Essen gingen.“ Sehenswert war vor allem das zweite Tor von Schütz kurz nach dem Seitenwechsel. Der Reporter des Hamburger Abendblatts bezeichnet den30-Meter-Schuss schlicht als „Granate“. Uwe Seeler und Gert Dörfel konnten mit ihren Toren nur verkürzen. Vor der Bundesliga-Gründung war der HSV das erfolgreichere Team, doch Bremen holte zwei Jahre später die Meisterschaft.

2) 13.2.1965: Werder gewann mit 4:0 beim HSV, wichtiger war aber wohl die Maskottchen-Personalie am Rande: Der nach dem späteren Ehrenspielführer Schütz benannte Heidschnuckenbock „Pico“ feiert im Volkspark sein Debüt. Also lebendes Vorbild Kölns galt Geißbock „Hennes“. Und auch die Heidschnucke brachte auf Anhieb Glück - „Meisterschaft dank ‚Pico’!“, behauptet man bei den Grün-Weißen noch heute.

3) 27.11.1971: Die Bremer verloren in Hamburg mit 1:2 – doch nicht das Ergebnis war die Schmach, sondern eine Kuriosität: Werder musste die zweite Hälfte in HSV-Trikots bestreiten müssen. Schiedsrichter-Legende

Walter Eschweiler ähnelten die Bremer Jerseys zu sehr denen des Bundesliga-Dinos. Der SV Werder spielte seit Saisonbeginn in den Bremer Landesfarben Rot und Weiß und konnte an diesem Tag kurzfristig keinen Ersatz besorgen. So mussten die Bremer nach der Pause in Trikots des Nordrivalen weiterspielen. „Werder mit der HSV-Raute auf der Brust: Es glich einer Demütigung“, erinnert Werder daran noch heute auf seiner Homepage.

4) 22.01.1977: Nie wieder fielen so viele Tore in einem Nordderby: Mit 5:3 gewinnt der HSV im alten Volksparkstadion, das mit 18.000 Zuschauern kaum gefüllt war. Georg Volkert erzielte einen Doppelpack und brachte die Hamburger damit auf die Siegerstraße, die nun immerhin auf Platz acht standen und Bremen in der Tabelle überholten. So sollte es bleiben – am Ende kam der HSV auf Platz sechs, Werder wurde elfter.

5) 22.03.1980: Es ist wohl das bitterste Nordderby aus Bremer Sicht gegen den HSV. Am 22. März 1980 musste sich das Werder-Team in Hamburg mit 0:5 geschlagen geben. Für die Bremer ging es danach nur noch bergab und endete mit dem ersten und bisher einzigen Abstieg in die zweite Bundesliga.

6) 16.10.1982: Am Rande des Zweitrunden-Spiels im DFB-Pokal liefern sich beide Fanlager Schlägereien, die mit dem Tod des 17 Jahre alten Bremer Anhängers Adrian Maleika nach einem Steinwurf enden. Der 3:2-Sieg des HSV hatte somit einen üblen Beigeschmack.

7) 29.01.1983: Das Ende einer Rekordserie: Bremen schlägt den amtierenden Meister HSV mit 3:2. Zuvor waren die Hamburger unter Trainer Ernst Happel in 36 Bundesliga-Partien in Serie ungeschlagen geblieben. Tickets für das Spitzenspiel erzielten auf dem Schwarzmarkt damals Preise von bis 150 Mark.

8) 14.5.1988:Die schönste Niederlage gegen den HSV, nennen die Grün-Weißen dieses 1:4. Denn bei diesem letzten Heimspiel der Saison erhielten die Werderaner die Meisterschale und feierten mit ihren Fans den ersten Titel seit 1965.

9) 20.09.1989: Das bitterste Derby erlebten die HSV-Fans ohne Frage, als die Karriere von Vorstopper Ditmar Jakobs abrupt endete. Bei der spektakulären Abwehr eines Torschusses rutschte Jakobs ins Tor und verfing sich an einem defekten Karabinerhaken der Toraufhängung. Erst nach 20 Minuten konnte er aus dieser Lage mit einem Skalpell befreit werden. Dabei wurden Nervenbahnen in der Nähe der Wirbelsäule durchtrennt. Jakobs konnte danach auf Grund der dabei erlittenen Rückenverletzung seinen Beruf als Fußballer nicht mehr ausüben. Der HSV gewann das Spiel mit 4:0, aber die Tragik behielt die Oberhand.

10) 29.05.1993: Jedes Tor hätte die Meisterschaft entscheiden können - so war die Situation. Werder Bremen und der FC Bayern München lagen punktgleich an der Tabellenspitze. Am vorletzten Spieltag empfingen die Bremer den HSV und gewannen überraschend deutlich mit 5:0. Die Bayern witterten Schiebung, schließlich wurden die Hamburger damals vom Ex-Bremer Benno Möhlmann trainiert. Möhlmann war zehn Jahre lang Werder-Profi und wohnte auch als HSV-Trainer noch in Bremen.

+++ Uwe Seeler und Sergej Barbarez erinnern sich +++

11) 6.10.1994: Der HSV musste zum Tabellenführer nach Bremen. Die Hamburger gerieten früh in Rückstand, doch mit geballter Bulgaren-Power hielten sie dagegen. Jordan Letchkov und Petar Hubchev drehten die Partie noch vor der Pause, woraufhin das gesamte Stadion von Huub-cheeev, Huub-cheev-Sprechchören vereinnahmt wurde. Eine Viertelstunde vor dem Ende führten die Hamburger sogar 3:1, ehe Sergio Zarate sein erstes und letztes Bundesligator zum 4:1-Sieg für den HSV schoss.

12) 22.09.2001: HSV-Fans denken mit Schrecken an diesen Tag zurück: Werder Bremen feierte den bisher höchsten Auswärtssieg in Hamburg. 0:4 hieß es am Ende, sogar der eher torungefährliche Ex-Hamburger Fabian Ernst durfte sich in die Torschützenliste eintragen. Dabei hatte der HSV gut begonnen, doch der damalige Werder-Keeper Frank Rost hielt mehrfach glänzend.

13) 01.05.2004: Werder fegte den Hamburger SV mit 6:0 vom Platz und dem damaligen Bayern-Manager Uli Hoeneß trieb das muntere Bremer Scheibenschießen die berüchtigte Röte ins Gesicht. Werder war der härteste Konkurrent der Münchner um die Meisterschaft, und Hoeneß hatte wenig Verständnis für Klaus Toppmöllers Entscheidung, den unerfahrenen Tom Starke ins HSV-Tor zu stellen, der an diesem Tag versagte. Werder wurde am Ende Meister, Starke spielt seit 2012 beim FC Bayern.

14) 13.05.2006: Am 34. Spieltag der Saison 2005/2006 feierten wieder die Bremer in Hamburg. Es war ein echtes Endspiel um die Vizemeisterschaft und die damit verbundene direkte Champions-League Qualifikation. Durch Treffer von Ivan Klasnic und Miroslav Klose gewannen die Grün-Weißen mit 2:1. In ewiger Erinnerung wird jedoch die Szene bleiben, als Ailton das Kunststück fertigbrachte, den Ball aus acht Metern am leeren Tor vorbeizuschießen.

15) 07.05.2008: Die Szene mit Tim Wiese und HSV-Stürmer Ivica Olic bleibt wohl für immer in Erinnerung, als der Torwart den Angreifer mit einem Kung-Fu-Tritt zu Boden streckte und dafür nur Gelb sah. Werder gewann schließlich durch ein Tor von Hugo Almeida mit 1:0. Frank Baumann musste mit Gelb-Rot vom Platz und Jurica Vranjes sah in der 90.Minute glatt Rot. Acht Gelbe Karten rundeten das wohl härteste Nordderby ab.

16) 22.04.2009: Im Pokal-Derby ist Schlussmann Tim Wiese der Garant für den Werder-Erfolg. Der Keeper parierte in Hamburg drei Elfmeter und sorgte somit beim 4:2 nach Elfmeterschießen maßgeblich für den Final-Einzug der Bremer. Anschließend feierte Wiese - aus Sicht der HSV-Anhänger – ziemlich provokant mit Megafon im grün–weißen Fanblock.

17) 30.04.2009: In jenen „Norddeutsche Festspielwochen“ mit den vier Duellen in 19 Tagen gewannen die Hamburger das Hinspiel des Uefa-Cup-Halbfinals im Weserstadion mit 1:0 und freuten sich schon auf das Finale in Istanbul. Den umjubelten Treffer erzielte damals Piotr Trochowski per gut getimtem Kopfball. Werder-Trainer Thomas Schaaf war an seinem 48. Geburtstag bedient.

18) 07.05.2009: In einem packenden Europapokal-Krimi setzte sich dann aber am Ende doch Werder mit einem 3:2 im Rückspiel durch. Eine Papierkugel, die zum Eckball vor dem 3:1-Treffer führte, wurde zur Legende: HSV-Verteidiger Michael Gravgaard wollte rund zwei Meter vor der eigenen Torauslinie einen Querpass in Richtung seines Torhüters Frank Rost spielen. Doch Sekundenbruchteile, bevor der Däne den Ball spielen wollte, rollte dieser über das unscheinbare Hindernis, stieg leicht in die Luft. Gravgaard, mitten in der Bewegung, traf den Ball unkontrolliert mit dem Schienbein und verursachte die alles entscheidende Ecke.

19) 19.02.2011: Paolo Guerrero hatte mit seinem Doppelpack entscheidenden Anteil daran, dass der HSV als 4:0-Sieger vom Platz ging. Die restlichen Hamburger Treffer erzielten Mladen Petric und Änis Ben-Hatira.

20) 27.01.2013: In der Rückrunde der vergangenen Saison durfte wieder der HSV jubeln - mit 3:2 gewannen die Hamburger das Heimspiel – dank Treffern der inzwischen abgewanderten Heung Min Song, Dennis Aogo und Artjoms Rudnevs – und schickten die Bremer damit in den Abstiegskampf.