Dem neuen Trainer Mirko Slomka gehen die Führungsspieler aus. Der Kapitän erlitt einen Bänder- und Kapselriss im rechten Sprunggelenk. Adler nach zwei Patzern hauptverantwortlich für Niederlage.

Braunschweig. Diese Nachricht macht die Arbeit für den designierten HSV-Trainer Mirko Slomka nicht leichter: Bei der Partie in Braunschweig erlitt Kapitän Rafael van der Vaart in der ersten Halbzeit einen Bänder- und Kapselriss im rechten Sprunggelenk und fällt rund drei Wochen aus. Die zweite Hiobsbotschaft innerhalb weniger Tage: Bereits beim Pokalspiel gegen Bayern München am vergangenen Mittwoch hatte sich Milan Badelj schwer am Sprunggelenk verletzt.

In der Mittelfeldzentrale muss Slomka – Slomka ist ein polnisches Wort und heißt auf Deutsch „Strohhalm“ – also auf zwei der technisch besten Profis verzichten. Neben Ouasim Bouy, der eigentlich keine ernsthafte Alternative in den kommenden Wochen sein dürfte, stehen nur noch Tolgay Arslan, Tomas Rincon und Petr Jiracek zur Verfügung. Den Offensivpart könnte Hakan Calhanoglu übernehmen. Ob Slomka mit diesem Personal im Mittelfeld die Defizite beheben kann? 51 Gegentore bedeuten den Negativwert in der Bundesliga. Bei der Eintracht kassierten die Hamburger bereits zum elften Mal in dieser Saison mindestens drei Treffer. Das gab es – genau wie sieben Niederlagen in Folge – noch nie.

Die Krise des HSV ist vor allem eine Krise der Führungsspieler. Bezeichnend, dass ausgerechnet Nationaltorhüter René Adler mit zwei katastrophalen Fehlern vor dem 1:1 und dem 2:3 für die Niederlage hauptverantwortlich war. Ob der HSV-Torwart nach seiner Verletzungspause ganz einfach noch nicht sein Niveau erreicht hat, oder aber die allgemeine Verunsicherung der vergangenen Wochen auch von ihm Besitz ergriffen hat, kann nur er beantworten. Womöglich fürchtet er auch, dass durch den Absturz des HSV seine Nominierung für die WM in Brasilien in Gefahr ist. Wohl nicht zu Unrecht.

In jedem Fall kann Adler nicht den Einfluss auf seine Mitspieler ausüben, der im Abstiegskampf nötig wäre, und vor allem der Wackel-Defensive keine Sicherheit vermitteln. Zumal in der Innenverteidigung kein eingespieltes Duo vorhanden ist. Weder Johan Djourou noch Jonathan Tah noch Lasse Sobiech dürfen als nervenstark bezeichnet werden. Und auch Heiko Westermann, der wie Adler zuletzt zum erweiterten Kader des Nationalteams gehörte, scheint zermürbt vom Überlebenskampf – genau wie Marcell Jansen.

Eigentlich erschreckend, dass ein 22-Jähriger wie Pierre-Michel Lasogga in Braunschweig die Aufgabe übernehmen musste, die Kollegen anzufeuern. Für Ordnung auf dem Platz kann allerdings auch der HSV-Stürmer nicht sorgen. Sich nach Gegentoren nicht aufzugeben, dem Druck von außen standzuhalten – gerade im Abstiegskampf werden diese Eigenschaften enorm wichtig sein. Aber niemand scheint das Team dabei anführen zu können.