Stimmen Sie ab: Was erwarten Sie vom Spiel in Braunschweig? Hoffnungsträger Lasogga ist wieder fit. Für van Marwijk könnte es das letzte Spiel als HSV-Trainer sein. Slomka und Jol könnten ihn beerben.

Hamburg. Die Posse um Felix Magath ist mit bleibendem Imageschaden beendet, die Demontage von Bert van Marwijk geht unverändert weiter: Während der Trainer des HSV das tief abgestürzte Team auf sein persönliches Endspiel bei Eintracht Braunschweig vorbereitet, verhandelt der Vorstand schon mit möglichen Nachfolgern. Mirko Slomka und Martin Jol stehen in den Startlöchern.

Doch noch klammert sich van Marwijk an den letzten Strohhalm beim Tabellen-17.. „Es ist das wichtigste Spiel der Saison“, sagte der Niederländer über den bevorstehenden Abstiegskrimi am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de). Beim Bundesliga-Schlusslicht muss der 61-Jährige nach sechs Liga-Pleiten in Serie ohne Wenn und Aber punkten. Eine Niederlage wäre das Ende für van Marwijk nach nicht einmal fünf Monaten an der Elbe.

Wie man es derzeit vom HSV gewohnt ist, sind die Nachfolge-Kandidaten schon öffentlich bekannt. Nach Abendblatt-Informationen hat der Vorstand schon intensiven Kontakt zu Slomka aufgenommen, der bei Hannover 96 im Dezember seinen Posten räumen musste. Auch der frühere HSV-Trainer Jol (2008-09) gilt als ernsthafter Kandidat.

Zumindest bei Slomka scheint es so, als ließe er sich nicht vom chaotischen Bild abschrecken, das der Klub seit Tagen bietet. Am Donnerstag war dabei ein neuer, vorläufiger Tiefpunkt erreicht. Magath zog seine Bereitschaft für ein Amt beim HSV zurück – nicht ohne Seitenhieb. „Zu viele wollen keinen Neuaufbau“, sagte er bei der Podiums-Diskussion "Schach statt Mathe" in der Springer-Passage: „Einigkeit im Verein hat oberste Priorität, ohne sie kann nichts gelingen. Diese notwendige Einigkeit herzustellen, scheint bei diesen unüberschaubaren Gruppen und Einzelinteressen kaum machbar.“

Doch Magaths Absage war wenig bedeutsam. Der mehr als umstrittene und völlig zerstrittene Aufsichtsrat hatte sich ohnehin nicht zu einer Inthronisierung des machthungrigen Klub-Idols und der Entlassung des Vorstands um Carl Jarchow (Vorsitz) und Oliver Kreuzer (Sportdirektor) durchringen können. Einige Gremiums-Mitglieder befürchteten eine zu große Machtfülle für Magath, der den Klub erst retten und dann führen wollte. Der permanente Ausnahmezustand in der Hansestadt ist damit aber längst nicht beendet.

Mehr Ablenkung vor dem Keller-Krimi bei den weiterhin völlig entspannten Löwen kann es kaum geben. Immerhin sorgt Torjäger Pierre-Michel Lasogga für einen Lichtblick. „Ich bin fit und will spielen“, sagte der 22-Jährige am Rande des Trainings zu einem Fan. Mit Medienvertretern durfte er nicht sprechen, alle Spieler haben bis zum Spiel einen Maulkorb verpasst bekommen.

Auch Kapitän Rafael van der Vaart ist rechtzeitig fit geworden. Der Spielmacher konnte am Freitag das komplette Abschlusstraining absolvieren und wird gegen Braunschweig im Kader stehen. Beim 0:5-Debakel gegen Bayern München im DFB-Pokal hatte er sich eine Wadenblessur zugezogen und musste früh ausgewechselt werden. Nun soll er die Wende einleiten.

„Sie werden um ihr Leben rennen, wir erwarten am Samstag Schwerstarbeit“, sagte Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht: „Das wird Abstiegskampf pur.“ Die Niedersachsen haben als Tabellenletzter sechs Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz und brauchen gegen den HSV unbedingt einen Dreier.

Ein Endspiel sei es dennoch nicht, sagte Lieberknecht: „Aus unserer Sicht wäre das noch zu hoch gehängt. Aus Sicht des HSV und deren Existenzkampf – so wie ich es aus Ferne mitbekomme – ist es vielleicht schon ein Endspiel.“ Für van Marwijk ganz sicher.

Effenberg kritisiert Umgang mit HSV-Verantwortlichen

Der frühere Nationalspieler Stefan Effenberg, 45, hat den Umgang der Verantwortlichen des HSV mit Trainer Bert van Marwijk harsch kritisiert. „Es ist eine beschissene Situation für van Marwijk und die Mannschaft, wenn sie nicht wissen, wo sie dran sind. Eine klare Ansage sieht anders aus“, sagte der gebürtige Hamburger bei Sky Sport News HD.