Nach dem Debakel in Hoffenheim greift van Marwijk durch und kündigt „verschärfte Einheiten“ an. Am Mittwoch wird zweimal trainiert. Der HSV-Coach zieht außerdem ein Kurz-Trainingslager in Betracht.

Hamburg. Nach fünf Niederlagen in Serie zieht HSV-Trainer Bert van Marwijk beim kriselnden Bundesliga-Dino die Zügel an. Der selbst in die Kritik geratene Coach strich nach der 0:3-Schlappe bei 1899 Hoffenheim den freien Tag am Montag und setzte stattdessen für 14 Uhr eine Trainingseinheit an. Zudem soll am Mittwoch zweimal trainiert werden, wie der Coach am Sonntag entschied. Damit trainieren die Profis erstmals unter der Regie des Holländers zweimal an einem Tag.

Als weitere Maßnahme erwägen die in Abstiegsgefahr steckenden Norddeutschen, vor dem richtungsweisenden Heimspiel am Sonnabend gegen Hertha BSC Berlin (18.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) in ein Kurz-Trainingslager zu gehen. Eine entsprechende Entscheidung stehe allerdings noch aus. „Wir müssen noch enger zusammenrücken und gemeinsam den Bock umstoßen“, forderte Sportchef Oliver Kreuzer nach der Trainingseinheit am Sonntag. Erneut stellte er klar: „Van Marwijk steht nicht in unserer Kritik.“

Man wolle und werde die kritische sportliche Lage in Ruhe analysieren. „Für uns ist Bert van Marwijk nach wie vor der richtige Mann“, sagte Kreuzer: „Weil er die Erfahrung hat, die Dinge richtig anpackt und die Spieler einen Plan an die Hand bekommen.“ Der 48-Jährige sprach außerdem von „verschärften Einheiten“, die die Mannschaft jetzt erwarten könne.

Van Marwijk war kritisiert worden, da er nach der 0:3-Heimpleite zum Rückrundenstart gegen Schalke 04 dem Team für 51 Stunden freigegeben hatte. Der Ex-Bondscoach hatte diese Zeit in seiner niederländischen Heimat verbracht und seine Entscheidung nach der Rückkehr verteidigt.

Noch zeigt sich van Marwijk positiv und ist sich sicher, für die sportliche Wende sorgen zu können: "Ich bin kein Typ, der aufgibt", sagte er nach dem Spiel am Sonnabend. "Ich habe mir noch keine Gedanken gemacht über meinen Job und werde das auch nicht machen. Es gibt jetzt nur eine Aufgabe: Alle zusammenhalten und das nächste Spiel gewinnen!" Einen wirklichen Lösungsansatz konnte der Fußball-Lehrer nach Spielschluss aber nicht präsentieren. Dabei sind besondere Maßnahmen gefragt, denn mit "business as usual" wird er das Ruder wohl nicht herumreißen können.

Geduld der Fans am Ende

Doch der Trainer steht nun am Wochenende eben nicht selbst auf dem Platz. HSV-Kapitän Rafael van der Vaart verteidigte seinen Landsmann deshalb ausdrücklich. "Wir stehen in der Kritik, wir spielen katastrophal. Da kann der Trainer nichts für", sagte der Spielmacher und vermeintliche Leistungsträger beim Pay-TV-Sender "Sky". Seiner Meinung nach müsse van Marwijk nur für die Fehler in der Vereinspolitik der vergangenen Jahre büßen. "Es sind so viele Trainer über die Jahre hier beim HSV gewesen", meinte er. "Sein System verstehen wir. Am Ende des Tages fehlt die Qualität."

Indirekt richtet er seine Kritik damit auch an Kreuzer, der für die Qualität des Kaders entscheidend verantwortlich ist. Und der Sportchef übt sich weiter in Durchhalteparolen, weiß aber um die Lage: "Die Situation ist prekär und wird durch das Ergebnis heute nicht besser. Wir sind richtig dick im Abstiegskampf drin. Aber aufgeben werden wir nicht."

Nach einer erneut fragwürdigen und leidenschaftslosen Vorstellung ist die Geduld bei den HSV-Fans mittlerweile am Ende. Wüste Beschimpfungen und das übliche "Wir haben die Schnauze voll" schlug den Hamburger Profis nach Spielende in Hoffenheim aus dem Block der mitgereisten Fans entgegen. Nach dem nächsten Debakel in dieser immer bedrohlicher wirkenden Saison trauten sich die Spieler kaum noch vor die Kurve.

Durch den 2:1-Auswärtssieg des 1. FC Nürnberg bei Hertha BSC, wurde der HSV nun sogar auf einen direkten Abstiegsplatz durchgereicht.