Trainer Bert van Marwijk sieht die größte Baustelle in der Defensive und äußert sich kritisch über die Indonesien-Reise. Dem Holländer ist bewusst, dass in der Rückrunde deutlich mehr als 16 Punkte wie in der ersten Halbserie geholt werden müssen.
Hamburg. Als Kapitän Rafael van der Vaart & Co. am Freitag nach nur elftägiger Winterpause wieder zum Training antraten, waren für den HSV die „Wochen der Wahrheit“ angebrochen. Trainer Bert van Marwijk will seinen zuletzt wieder der Abstiegszone recht nahe gekommenen Profis flugs die Selbstzufriedenheit austreiben und zugleich mehr Konstanz in ihre Leistungen bringen, damit es in der Tabelle von Rang 14 aus möglichst rasch bergauf geht. Er sei „voll motiviert“, betonte van Marwijk vor dem Aufgalopp am Freitag.
Auch van der Vaart gab sich kämpferisch. „Wir müssen uns jetzt zusammenreißen, nicht nur reden, sondern es auch auf dem Platz zeigen“, forderte der Spielmacher. Und betonte: „Die Konzentration auf das erste Spiel gegen Schalke 04 hat bereits heute begonnen.“
Lediglich 16 Punkte holten die Hamburger nach den ersten 17 Spielen - normalerweise liest sich so die Bilanz eines Absteigers.
Schon sieben Tage vor dem Rückrundenstart (26. Januar) steht für den Traditionsclub eine wichtige wie richtungsweisende Entscheidung an. Gut 10.000 HSVer werden am 19. Januar auf der Mitgliederversammlung erwartet, um über die schon seit Jahren angestrebte Ausgliederung der Profi-Abteilung zu befinden. Ziel sind professionellere Strukturen und die Öffnung des wirtschaftlich angeschlagenen Vereins für strategische Partner (Investoren).
Für van Marwijk und Sportdirektor Oliver Kreuzer steht allerdings das Sportliche im Vordergrund. „Das wird die Spieler nicht belasten. Ob man gewinnt oder verliert, hängt nicht davon ab, ob man für einen eingetragenen Verein oder eine ausgegliederte Profi-Abteilung spielt“, sagte Kreuzer. Und nahm zugleich die hochbezahlten Profis in die Pflicht. Viele seien mit dem Erreichten zu schnell zufrieden, einige müssten sich im Kampf um die Weiterbeschäftigung bewähren, mahnte er.
„Der Trainer wird die Spieler in der Rückrunde härter anfassen, davon bin ich überzeugt“, betonte Kreuzer, der einst als beinharter Verteidiger bekannt dafür war, stets bis zum Umfallen zu kämpfen. Van Marwijk meinte, seine Mannschaft habe in der Hinrunde ihre Qualität generell durchaus nachgewiesen. „Sie hat nur nicht immer die Punkte mitgenommen. Daran wollen wir arbeiten“, ergänzte der Niederländer.
Zuversicht verleiht ihm die Tatsache, dass er personell wieder mehr Auswahl hat – besonders in der anfälligen Hintermannschaft (39 Gegentore in 17 Spielen). Dort stehen ihm nach monatelangen Verletzungspausen in Dennis Diekmeier und Slobodan Rajkovic zwei Abwehrspieler erstmals überhaupt zur Verfügung. Da auch Heiko Westermann bald wieder fit sein wird, kann der Nationalspieler der zuletzt wackeligen Abwehrzentrale zu mehr Halt verhelfen. Zudem steht in der Offensive in Rückkehrer Ivo Ilicevic (fehlte zuletzt wegen eines Trauerfalls in der Familie) eine weitere Alternative bereit.
Während der Großteil des Teams am Sonnabend nach Indonesien und nach einem Testspiel von dort aus weiter ins Trainingslager nach Abu Dhabi fliegt, reisen die Rekonvaleszenten direkt an. Gojko Kacar, Robert Tesche und Valmir Nafiu bleiben hingegen in Hamburg. Die Reservisten stehen zum Verkauf und sollen sich in der Hansestadt fithalten.
Als Ersatz wird bereits Austria Wiens Philipp Hosiner, 24, gehandelt. „Der HSV ist eine Top-Adresse. Es wäre sehr schön, wenn es hier Interesse gibt“, sagte der Stürmer der Zeitung „Österreich“.
Van Marwijk hätte indes lieber auf die Reise nach Indonesien, die zu Werbezwecken dient, verzichtet. „Das ist alles andere als optimal“, sagte der ehemalige Bondscoach, „aber das gehört nun einmal dazu. Die Vereine müssen Geld kassieren.“ Die finanziell angeschlagenen Hanseaten sollen in Indonesien rund 500.000 Euro einstreichen. Am kommenden Dienstag reist der HSV dann ins eigentliche Trainingslager nach Abu Dhabi.