Die Enttäuschung beim HSV nach dem 1:1 in Wolfsburg zeigt, wie hoch die Mannschaft die Messlatte bereits wieder hängt. Immerhin: Sportlich kommt der HSV seinen eigenen Ansprüchen immer näher.

Wolfsburg/Hamburg. Nach einer bisher schwierigen Saison nähert sich der HSV sportlich wieder dem eigenen Anspruch an. Auch wenn der Offensiv-Endspurt der Hanseaten im Nord-Duell beim VfL Wolfsburg am späten Freitagabend nur für ein 1:1 reichte, hängt die Messlatte des Traditionsclubs hoch. „Ich glaube, dass der Gegner mehr zufrieden ist mit einem Punkt als wir. Das sagt eigentlich alles über dieses Spiel“, ärgerte sich HSV-Coach Bert van Marwijk.

Die Hanseaten wollen sich in der oberen Tabellenhälfte platzieren und halten sich mit ihrem Ehrgeiz nicht zurück. Den Tabellenfünften Wolfsburg betrachtet van Marwijk als mindestens ebenbürtigen Gegner: „Normalerweise ist man froh, wenn man gegen so eine gute Mannschaft auswärts unentschieden spielt, heute kann ich damit nicht zufrieden sein“, kritisierte der Niederländer.

Vor einer Woche schlugen die Hamburger im Heimspiel Hannover 96 mit 3:1. Im zweiten Nord-Derby gegen Wolfsburg hätten sie erstmals in dieser Saison fast den zweiten Sieg nacheinander geschafft. Zwar rückt der HSV nun ins Tabellen-Mittelfeld vor, doch das genügt den eigenen Ansprüchen nicht. „Wir sind auf einem guten Weg, das haben alle gesehen, aber wir haben nur einen Punkt, und dass ärgert mich“, kommentierte van Marwijk.

Durch einen Fehler von VfL-Torhüter Diego Benaglio konnten die Hamburger zum Auftakt des 14. Spieltages früh in Führung gehen. Hakan Calhanoglu (19.) schoss aus rund 30 Metern einen Freistoß an die Latte, der Ball sprang so über Benaglios Kopf hinter die Linie. Die „Wölfe“ glichen die Hamburger Führung aber bereits in der 31. Minute mit einem Foulelfmeter von Ricardo Rodriguez aus und dominierten das Spiel bis weit in die zweite Hälfte.

„Wolfsburg war viel im Ballbesitz und da hätten wir auch ein Tor kassieren können“, monierte HSV-Sportchef Oliver Kreuzer. Erst in der Schlussphase brachten die Hamburger den VfL zum Zittern. Gegen Ende war der HSV bei einem Lattenschuss von Ivo Ilicevic (85.) dem zweiten Treffer deutlich näher als die Gastgeber. „Wenn wir im Spielfluss drin sind, machen wir intuitiv viele Dinge richtig“, sagte Kreuzer. Trotzdem räumt der Sportdirektor ein: „Bis wir auf Betriebstemperatur sind, dauert es manchmal zu lange.“

Den Norddeutschen fehlt weiter Spielmacher Rafael van der Vaart, auch wenn dieser in Wolfsburg gut von Calhanoglu vertreten wurde. „Das merkt man auch im Spiel, das manchmal bei uns die Ruhe fehlt. Wir wollen natürlich, dass er schnellstmöglich wieder zurückkommt“, sagte Calhanoglu. „In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, dass wir unbedingt wollten“, meinte HSV-Toptorjäger Pierre-Michel Lasogga. Die Leihgabe von Hertha BSC vergab in der 30. Minute die Riesenchance zum 2:0. „Wir müssen noch Punkte machen jetzt. Heute war es nur ein Punkt, wir wollen mehr“, bekräftigte Abwehrspieler Johan Djourou.

Bevor es am kommenden Samstag gegen den FC Augsburg in der Liga weitergeht, trifft der HSV am Dienstag im auch wirtschaftlich wichtigen DFB-Pokalspiel auf den Zweitligaclub 1. FC Köln. „Wir haben ein Heimspiel gegen einen ernstzunehmenden Zweitligisten, der wahrscheinlich aufsteigt, aber wir sind die bessere Mannschaft“, glaubt Sportdirektor Kreuzer.