Beim Audi Star Talk sprach HSV-Kapitän Rafael van der Vaart über seine Trikotnummer 23, eine mögliche Trainerkarriere - und seinen Wunsch nach ein bisschen wirklich privatem Glück.
Hamburg. Rafael van der Vaart strahlte über das ganze Gesicht „Es sieht gut aus, schon viel besser als noch vor ein paar Tagen. Das Sprunggelenk tut nur noch ein bisschen weh“, sagte der derzeit verletzte Regisseur des HSV am Dienstagabend bei der Aufzeichnung des Audi Star Talks in Hamburg-Wandsbek, der am Freitag um 19 Uhr auf Sport1 ausgestrahlt wird. Am Vormittag hatte der Kapitän der Hamburger nach seinem Bänderriss aus dem Länderspiel in der vergangenen Woche die erste Einheit auf dem Laufband absolviert, der Heilungsprozess schreitet offenbar besser voran als erwartet. Schon im Pokalspiel gegen Köln am 3.Dezember (19 Uhr) hofft der Niederländer auf seine Rückkehr. Ursprünglich waren die Ärzte von einer vierwöchigen Zwangspause ausgegangen.
HSV-Ikone Uwe Seeler wäre es sogar lieber, wenn der Kapitän seine Verletzung in Ruhe ausheilen würde. „Er ist alt genug und erwachsen, das selbst zu entscheiden. Aber wenn Risiko dabei ist, sollte er noch eine Woche warten“, sagte Seeler. Doch zum einen spricht sich van der Vaart selbst gutes Heilfleisch zu, zum anderen schwebt er privat derzeit auf Wolke sieben. Und bei akuter Verliebtheit schütten Hirnanhangdrüse und Hypothalamus schließlich Endorphine aus, die schmerzlindernd wirken. So war die schnelle Genesung nicht der einzige Grund, der dem Nationalspieler zu ausgesprochen guter Laune verhalf. Schließlich wird er von seiner geliebten Noch-Freundin und Bald-Frau Sabia Boulahrouz im Frühjahr ein Geschenk bekommen, das ganz oben auf seiner Wunschliste stand: ein kleines Mädchen. „Ich kann es immer noch kaum glauben. Ein Junge und ein Töchterchen, besser geht es nicht“, erklärte der Vater des siebenjährigen Damian. Einen Gewöhnungsprozess müsse man ihm aber zugestehen. „Ich liebe es, mit Damian Fußball zu spielen, aber ehrlich gesagt kann ich mir mich in einem Ballettsaal mit meiner Tochter nur schwer vorstellen.“
Sabia selbst saß in einem geschlossenen Kleid, das weit genug war, um den kleinen Ansatz eines Bäuchleins zu kaschieren, in der ersten Reihe und erwiderte Rafaels verliebte Blicke, wann immer sie im Bild war. „Er ist der beste Papa, den ich mir vorstellen kann“, verriet die ehemalige Busenfreundin von Rafaels Noch-Frau Sylvie. Nur den Namen des künftigen Kindes behielt sie lieber für sich. Für die 35-Jährige ist es nach zwei Töchtern und einem Sohn bereits das vierte Kind vom dritten Mann.
Doch neben den Turteleien war auch noch Zeit für die eine oder andere Anekdote aus dem Fußballerleben van der Vaarts. So habe sein Vater Ramon noch kein einziges Spiel von ihm in voller Länge im Stadion verfolgen können, weil er viel zu nervös dafür sei. Und die Trikotnummer 23, die van der Vaart seit seinem Karrierebeginn durchgehend trägt, war einfach dem Zufall geschuldet. „In meinem ersten Jahr bei Ajax Amsterdam fand mich der Coach zwar gut, aber nicht richtig gut – ich war bei ihm nur die Nummer 23 im Kader. Eine Woche später habe ich dann schon gespielt, doch die hohe Nummer trotzdem behalten“, erzählte der heutige 109-fache Internationale, der eigentlich hätte Fischer von Beruf werden sollte. Das hatte zumindest ein Eignungstest während seiner Schulzeit ergeben.
Doch nun ist van der Vaart seit rund 13 Jahren Fußballprofi, und mit seiner enormen Erfahrung will er auch dem HSV bald wieder helfen, in internationale Dimensionen vorzustoßen. Die Europa League sei keineswegs unerreichbar. „Es steckt mehr Potenzial in der Mannschaft, und ich denke, dass wir jetzt einen guten Lauf bekommen werden – das sagt mir mein Gefühl. Ich merke, dass wir unter Bert van Marwijk jeden Tag ein bisschen besser werden. Er ist halt Holländer, das heißt, dass er Ahnung hat.“ Die vielen Gegentore würden ihn zwar auch nerven, doch als Kreativspieler sei ihm ein „4:3 einfach lieber als ein langweiliges 1:0“.
Am Ende wagte van der Vaart noch einen Blick in die nicht ganz so unmittelbare Zukunft. Der 30-Jährige wolle Fußball spielen, solange es geht. Für immer beim HSV sei genauso vorstellbar wie die Karriere bei einem Zweitligaclub ausklingen zu lassen – wobei ihm der Gedanke, dass diese beiden Varianten gleichzeitig möglich wären, nicht in den Sinn kam. „Man muss gucken, wie lange es Sinn macht. Der Trainerschein danach wäre reizvoll. Obwohl ich noch nicht sagen kann, ob das wirklich ein Job für mich wäre.“ Derzeit beschäftigt ihn neben der wachsenden Familie jedoch „nur der HSV“ – und van der Vaart hofft, dass seine Qualitäten als Fußballer in Kürze auch wieder mehr im Mittelpunkt stehen als die des Liebhabers.
„Das Interesse an meinem Privatleben ist schon deutlich gewachsen, ich bin ja auch ein offener Typ und habe keine Geheimnisse. Aber mittlerweile wurde so viel geschrieben, dass es eigentlich bald mal reichen müsste“, sagte van der Vaart, strahlte wieder über das ganze Gesicht und wusste in diesem Moment wohl selbst am besten, dass er diesen Wunsch so schnell nicht erfüllt bekommt.