Eine Glosse von Andreas Hardt
Es gab schon Gemurre in den letzten Wochen im Volkspark. Was das denn solle, das haben sie ja noch nie gemacht, kann man sich ja gar nicht drauf einstellen – und überhaupt.
Änderungen gewohnter Abläufe treffen eben immer auf Widerstände. Der Mensch mag Routinen. Frühstück, Zeitung, Kaffee. Dann zum HSV. Vormittags das Training beobachten. Gleichgesinnte treffen. Motzen. Dann heim, Essen wartet schon. Das Leben der überwiegend verrenteten Trainingskiebitze hatte eine feste Struktur.
Bis Bert van Marwijk kam. Jetzt beginnen die Übungen der Profis meist ab 15 Uhr. Erst. Doch das ist die gewohnte Butterkuchenzeit. Geht gar nicht. Und was machen die hoch bezahlten Herren Profis eigentlich am Vormittag? Und man selbst erst? Wieso eigentlich trainieren die nur einmal am Tag?
Lieber selten und intensiv als oft und luschig, hat van Marwijk zu dem Thema gesagt. Oft und intensiv scheint nicht zu gehen. Ein geschickter Trainingsplan erleichtert auch die Heimfahrten aus dem Hotel in Hamburg zu den drei Enkeln in den Niederlanden. Van Marwijk liebt Kinder. Die sind jetzt auch öfter beim Training anwesend, fragen ihre Stars nach Autogrammen, bitten um ein Handyfoto, motzen nicht. Vormittags sind sie halt noch in der Schule.
Wie Jonathan Tah. Der Jungstar paukt fürs Abitur. Weil er aber die Reifeprüfung auf dem Rasen längst bestanden hat, müssen die Übungseinheiten dann stattfinden, wenn er Zeit hat. Das passt schon. Und irgendwie haben sich inzwischen doch alle darauf eingestellt.
Bis der nächste Trainer kommt.