Viele Niederlagen, unzählige Gegentore und eine miese Heimbilanz. Abendblatt.de zieht nach etwas mehr als einem Drittel der Saison und zur Länderspielpause eine erste Zwischenbilanz.

Hamburg. Es ist inzwischen schon eine kleine Tradition: Auch in dieser Saison klaffen Anspruch und Wirklichkeit beim HSV mal wieder deutlich auseinander. Immer wieder wurde in der Vergangenheit der europäische Wettbewerb als Ziel ausgegeben. Und mal wieder heißt die Realität: Abstiegskampf. Nach zwölf von 34 Spieltagen ist aktuell Länderspielpause – Zeit für eine kleine Zwischenbilanz:

Heimspiel-Horror: Die Fans des HSV gehören zu den leidenschaftlichsten und gleichzeitig leidensfähigsten der Liga. Woche für Woche strömen sie in den Volkspark und schreien ihre Mannschaft nach vorne. Und trotzdem ist die Hamburger Arena schon lange keine Festung mehr: Erst ein Sieg steht vor eigenem Publikum zu buche, schlechter sind nur die drei Teams auf den Abstiegsrängen bzw. auf dem Relegationsplatz 16. Und mehr als drei Niederlagen – der HSV verlor daheim gegen Hoffenheim, Bremern und Mönchengladbach – hat nur Aufsteiger Braunschweig.

In Sachen Heimspiel-Gegentoren sind nur die Hoffenheimer noch schlechter, sie haben bereits 16 Treffer kassiert, der HSV zwölf. Allerdings hat 1899 auch schon sieben Heimspiele absolviert, die Hamburger erst fünf. Im Schnitt muss Torwart René Adler bei Spielen im Volkspark 2,4 Mal pro Partie hinter sich greifen – so häufig wie kein anderer Torwart in der Bundesliga.

Defensiv-Debakel: 29 Gegentore nach zwölf Spieltagen – in Worten: Neunundzwanzig! Der HSV stellt die schlechteste Abwehr der Liga. Auch im Bezug auf alle bisherigen Ligaspiele kassiert die Mannschaft von Trainer Bert van Marwijk im Schnitt 2,4 Gegentreffer pro Partie. Kaum zu glauben: Tatsächlich war der HSV zum Start der Saison 1987/88 (34 Gegentore nach zwölf Spieltagen) und 1970/71 (31) noch schlechter.

Die Konsequenz ist logisch: Der HSV musste bereits sechs Niederlagen hinnehmen. Nur der FC Augsburg (7) und Aufsteiger Eintracht Braunschweig (8) haben noch häufiger verloren als die Hamburger. Hinzu kommen immer wieder echte „Klatschen“: 1:5 gegen Hoffenheim, 2:6 gegen Dortmund und jetzt das 3:5 gegen Leverkusen – am 14. Dezember müssen die Hamburger übrigens beim FC Bayern antreten. Zur Erinnerung: In München gab es vorige Saison ein 2:9-Debakel.

Angriffs-Abhängigkeit: Pierre-Michel Lasogga stand seit seinem Wechsel von Hertha BSC zum HSV sechsmal in der Startelf und erzielte dabei acht Tore. Der HSV hat in der gleichen Zeit 16 Mal getroffen, der bullige Stürmer ist in der jüngsten Vergangenheit also für 50 Prozent aller Hamburger Treffer verantwortlich. Ein toller Wert, der aber auch verdeutlicht: Auf Lasogga ist konstant Verlass – bei allen anderen Spielern ist die Leistung zu schwankend.

Keine Kontinuität: In dieser Aufzählung darf auch das Thema Trainerwechsel nicht fehlen. Natürlich zählt der HSV auch in dieser Saison bereits zu den drei Bundesligisten (neben Stuttgart und Nürnberg), die bereits ihren Übungsleiter ausgetauscht haben, auf Thorsten Fink folgte Bert van Marwijk. Insgesamt hat der HSV in den vergangenen 15 Jahren 17 Trainer verschlissen – diese Zahlen sprechen für sich.