Ex-HSV-Stürmer Heung-Min Son hat gegen seinen alten Verein drei Mal getroffen. Leverkusen gewinnt eine packende Partie mit 5:3 gegen einen kämpferischen HSV. Beide Abwehrmannschaften mit Fehlern.

Leverkusen. Von Überschwang keine Spur – Heung-Min Son feierte seinen ersten Bundesliga-Dreierpack mit sprichwörtlicher asiatischer Zurückhaltung und Demut. „Soviele Tore habe ich noch nie gemacht“, gestand der 21-Jährige, „aber ich bin auch ein bisschen traurig, weil es mein Ex-Klub war. Das war fast wie meine Familie.“

Kein überbordender Jubel, keine Selbstzufriedenheit, kein Eigenlob – Son ging fast zu schnell zur Tagesordnung über, nachdem er mit seinem dreifachen Treffersegen (10./16./55.) fast im Alleingang für den 5:3 (2:1)-Erfolg von Bayer Leverkusen gegen den Hamburger SV gesorgt hatte.

Immerhin zeigte der 10-Millionen-Mann, der erst im Sommer von der Alster an den Rhein gewechselt war, dann doch Freude. „Ich habe schon Gänsehaut gespürt, als die Fans meinen Namen gerufen haben“, bekannte der südkoreanische Nationalspieler nach seiner Gala, um fast im gleichen Atemzug zu erklären: „Mein Herz schlägt für den HSV.“ Ein Dreierpack wie ein Stich ins Herz für den Matchwinner? Auch das passte zu einem herrlich-verrückten Fußballspiel, das die 30.077 Fans in seinen Bann zog.

Seit dem Bundesliga-Auftakt gegen den SC Freiburg hatte der teuerste Bayer-Profi aller Zeiten nicht mehr in der Bundesliga getroffen. Geplagt von Selbstzweifeln zeigte die Formkurve in den letzten Wochen immer weiter nach unten. Und ausgerechnet im Duell gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber platzte bei Son der Knoten.

Dabei half ihm der deutsche Nationalspieler Sidney Sam mit aufmunternden Worten. „Er hat zu mir gesagt, ich solle locker spielen, Spaß haben. Das habe ich gemacht“, äußerte Son und zeigte sich als gelehriger Schüler. Auch Teamchef Sami Hyypiä hatte unter der Woche das Gespräch mit seinem Millionen-Star, der das Tor einfach nicht treffen wollte, gesucht. „Aber es liegt am Ende des Tages am Spieler selbst“, meinte der Coach mit typisch finnischem Understatement.

Hyypiä war zwar einerseits froh, dass seine Mannschaft die richtige Antwort auf die 0:1-Pleite in Braunschweig vor Wochenfrist mit dem torlosen Unentschieden in der Champions League am vergangenen Dienstag bei Schachtjor Donezk und nun mit dem Dreier gegen den HSV gegeben hat. Aber die Art und Weise, wie seine Mannschaft nach der schnellen 2:0-Führung noch in die Bredouille geriet, gab doch zu denken.

Pierre-Michel Lasogga (49./74.) und Maximilian Beister (23.) nutzten die Schwächen in der Bayer-Defensive. Der HSV war drauf und dran, einen Punkt aus Leverkusen zu entführen. Doch der Hamburger Fehlerteufel führte dann doch zum Happy End für die Rheinländer, wenngleich der Werksklub mehr als leichtfertig mit seinen Konterchancen umging.

„Scheiße!“, urteilte Torjäger Stefan Kießling angesprochen auf die fast anfängerhaft ausgelassenen Konterchancen in Überzahl recht drastisch. Dank Kießling (72.) und des Lupfers von Gonzalo Castro (89.) gelang dann doch der Dreier, womit Bayer mit Vizemeister Borussia Dortmund (1:2 in Wolfsburg) nach Punkten gleichzog.

Heftige Kritik musste sich auch der HSV gefallen lassen – allen voran Heiko Westermann, der gegen Son kein Land sah und auch mit seinen Offensivaktionen als rechter Verteidiger keine Bäume ausriss. „Das war das schlechteste Spiel, das ich in meiner Karriere gemacht habe“, gestand der Nationalspieler, der sich zum Wohle der Mannschaft auf der für ihn nicht idealen Außenverteidigerrolle zur Verfügung stellt: „Wir haben halt keinen Spieler für diese Position.“

Für Beister war entscheidend, dass die Mannschaft wieder sehr schnell klar in Rückstand geraten ist: „Wir müssen endlich kapieren, dass wir von Anfang an da sein müssen.“ Spielmacher Rafael van der Vaart versuchte indes, das Positive aus dem Spiel zu ziehen: „Wir zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind, auch wenn wir natürlich zu viele Gegentore kassieren.“

Schema:

Leverkusen: Leno – Donati, Toprak, Spahic, Boenisch – Can, Rolfes (90.+2 Wollscheid), Castro – Sam (83. Robbie Kruse), Kießling, Son (90. Hegeler). – Trainer: Hyypiä

Hamburg: Adler – Westermann, Tah, Sobiech, Jansen – Badelj, Arslan (86. Zoua) – Beister, van der Vaart, Calhanoglu (64. Ilicevic) – Lasogga. – Trainer: van Marwijk

Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)

Tore: 1:0 Son (9.), 2:0 Son (16.), 2:1 Beister (23.), 2:2 Lasogga (49.), 3:2 Son (55.), 4:2 Kießling (72.), 4:3 Lasogga (74.), 5:3 Castro (89.)

Zuschauer: 30.077

Beste Spieler: Can, Castro, Son – Beister, Lasogga

Gelbe Karten: Toprak (3), Donati (2), Can – Jansen, Beister (3), Arslan (5), Ilicevic