Mit 29 Gegentreffern ist der HSV die Schießbude der Bundesliga. Der neue Trainer Bert van Marwijk verzweifelt angesichts der individuellen Fehler in seiner Hintermannschaft.

Leverkusen. An der Elbe schrillen mal wieder die Alarmglocken: 45 Tage nach seinem Amtsantritt beim HSV ist bei Bert van Marwijk Ernüchterung eingekehrt. Denn nach dem deutlichen Aufwärtstrend in den ersten vier Spielen unter dem 61-jährigen Niederländer mit zwei Siegen und zwei Unentschieden ist der Bundesliga-Dino nach zwei Pleiten gegen Borussia Mönchengladbach (0:2) und bei Bayer Leverkusen (3:5) wieder in den Tabellenkeller abgestürzt.

„Wenn man bei einer Topmannschaft wie Leverkusen drei Tore erzielt, dann darf man das Spiel nicht verlierern. In den ersten Minuten waren wir zu unkonzentriert, worüber ich mich sehr geärgert habe. Dann sind wir aber zurückgekommen, was sehr positiv war. Nach unserem 2:2 habe ich nicht mehr gedacht, dass wir das Spiel verlieren. Ich bin sehr enttäuscht“, sagte van Marwijk nach der Pleite beim Werksclub, der bei einer besseren Chancenverwertung noch deutlich höher hätte gewinnen können.

Entsprechend sauer verließ Rene Adler seine alte Wirkungsstätte. Der Nationaltorwart steht in der Schießbude der Liga, kassierte in den bisherigen zwölf Ligaspielen den Negativwert von 29 Gegentoren und musste bereits zum dritten Mal in dieser Spielzeit ein Debakel verkraften. Auch beim 1:5 gegen Hoffenheim und beim 2:6 in Dortmund gab es deftige Pleiten. In Leverkusen wurden Erinnerungen an das 2:9-Debakel bei Bayern München am 30. März dieses Jahres wach.

„Das ist sehr bitter“

Der 28-Jährige, der sich angesichts dieser Flut von Gegentoren auch um seinen Status als Nummer zwei der Nationalmannschaft sorgen muss, war nach der bitteren Pleite vor den Augen von Verwandten und Bekannten auf der Tribüne sichtlich enttäuscht. Dafür wurde Kapitän Rafael van der Vaart umso deutlicher: „Wenn man so anfängt, ist das katastrophal. Das war Kindergarten-Fußball. Drei Tore auswärts sollten eigentlich reichen. Aber wir machen es dem Gegner so einfach und bekommen fünf Stück. Das ist sehr bitter“, sagte van Marwijks Landsmann.

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Der Coach selbst kritisierte die vielen individuellen Fehler, sagte aber entschuldigend: „Man darf nicht vergessen, dass wir sehr viele junge Spieler haben, denen noch die Erfahrung fehlt. Das macht sich manchmal negativ bemerkbar.“ Das gilt aber nicht für den 30 Jahre alten Nationalspieler Heiko Westermann, der von seinem ehemaligen Mitspieler Heung-Min Son nicht nur bei dessen drei Treffern (10./16./55.) schwindelig gespielt wurde, sondern auch mit seinen unbedrängt ins Niemandsland geschlagenen Flanken seinen Coach zur Weißglut gebracht hatte.

„Ich bin sehr enttäuscht“

„Das war das schlechteste Spiel, das ich in meiner Karriere gemacht habe“, gestand der Nationalspieler, der sich zum Wohle der Mannschaft auf der für ihn nicht idealen Außenverteidigerrolle zur Verfügung stellt: „Wir haben halt keinen Spieler für diese Position.“ Sportchef Oliver Kreuzer war angesichts der Darbietung seiner Mannschaft konsternier.

„Ich bin sehr enttäuscht. Die ersten 20 Minuten gab es null Konzentration, keinen Mut und keine Körperspannung. Es waren unglaublich viele eklatante Fehler dabei. Weiß spielt den Ball zu weiß und rot zu rot - das kann doch nicht so schwer sein.“ Beim HSV scheinen derzeit aber einige selbst mit dem Fußball-Einmaleins überfordert zu sein.