Galatasaray Istanbul bot zehn Millionen Euro für den Deutsch-Türken. HSV-Sportchef Kreuzer braucht jetzt noch 1,5 Millionen Euro für die Deckung des durch den Trainerwechsel entstandenen Mehrkosten.
Hamburg. Spätestens seit Montagabend wissen auch die Aufsichtsräte des HSV, dass gute Leute gutes Geld kosten. Auf einer Dringlichkeitssitzung der Kontrolleure im Hotel Elysée musste Vereinschef Carl Jarchow einräumen, dass die Trennung von Thorsten Fink, der eine vorzeitige Vertragsauflösung bislang ablehnte, und die Neuverpflichtung Bert van Marwijks durch dessen Gehalt nicht eingeplante Mehrkosten von rund 1,5 Millionen Euro produzieren. Die erhoffte und benötigte Zustimmung für den kostspieligen Niederländer erhielten Jarchow und der am Nachmittag aus Karlsruhe angereiste Sportchef Oliver Kreuzer trotz einiger Bedenken dann aber doch. „Der Aufsichtsrat hat mit großer Mehrheit der Beschlussvorlage des Vorstands zugestimmt, dass Bert van Marwijk mit ziemlich sofortiger Wirkung unser neuer Trainer wird“, sagte Aufsichtsratschef Manfred Ertel.
Allerdings mussten die Vorstände, die trotz des Trainerwechsels weiterhin eine schwarze Null anpeilen wollen, den Kontrolleuren vorstellen, wie das Budget nach drei Minus-Etats in Folge entsprechend entlastet werden kann. „Natürlich haben wir uns auch über die Finanzsituation ausführlich unterrichten lassen“, sagte Ertel. Neben dem Vorhaben, die Streichkandidaten Slobodan Rajkovic, Michael Mancienne, Gojko Kacar und Robert Tesche in der Winterpause abzugeben, erhoffen sich die Verantwortlichen insbesondere durch eine geplante Indonesien-Reise im Januar Zusatzeinnahmen von rund einer halben Million Euro. Kreuzer bestätigte dem Abendblatt, dass diese Reise, die bereits im vergangenen Sommer angedacht war, für Anfang des kommenden Jahres geplant ist. „Das Konzept des Vorstands hat uns überzeugt“, sagte Manfred Ertel.
„Gala“ bot für Calhanoglu
Aber auch der Verkauf eines potenziellen Stammspielers scheint ähnlich wie im Fall von Dennis Aogo, der im Sommer auf Leihbasis zu Schalke 04 wechselte, kein Tabu mehr zu sein, um die verschärfte HSV-Finanzsituation weiter zu entspannen. „Wir müssen uns auf der Kosten- und Ertragsseite stark bewegen“, sagte Jarchow. Einer ersten Versuchung in der Sommertransferperiode konnte Vorstandskollege Kreuzer aber noch widerstehen. Nach Informationen des Abendblatts hatte Galatasaray Istanbul für HSV-Talent Hakan Calhanoglu zehn Millionen Euro geboten, was Kreuzer aber abgelehnt hatte. Zum Bedauern übrigens des Karlsruher SC. Der wäre bei einem Calhanoglu-Wechsel mit zehn Prozent an der Netto-Transfersumme beteiligt. Eine Klausel, auf die kurioserweise Kreuzer noch zu seiner Zeit als KSC-Sportchef bestanden hatte.
Für den jetzigen HSV-Manager hatte die Verpflichtung eines neuen Cheftrainers in diesen Tagen aber natürlich Vorrang – und da ist die Entscheidung gegen den Schweizer Christian Gross und für Bert van Marwijk gefallen, der am Mittwoch in Hamburg vorgestellt wird. Der 61-Jährige soll bereits am Sonnabend (18.30 Uhr/Sky) beim Auswärtsspiel gegen Eintracht Frankfurt auf der Bank sitzen. „Von Anfang an war Bert van Marwijk die Nummer eins auf unserer Liste“, sagte Jarchow. „Er kann die Mannschaft dahin führen, wo sie hingehört.“