KSC-Manager Oliver Kreuzer soll neuer Sportchef beim HSV werden. Doch die Clubs streiten noch um die Ablöse. Die Zukunft der Leihgabe Hakan Calhanoglu könnte eine Rolle in den Verhandlungen spielen.

Hamburg/Karlsruhe. Das Poker um Oliver Kreuzer ist eröffnet, jetzt geht es um eine Menge Geld. Der HSV und der 47 Jahre alte Sportdirektor des Zweitliga-Aufsteigers Karlsruher SC wollen die kommenden drei Jahre gemeinsam angehen. Doch bevor der Ex-Profi von Bayern München das Erbe von Frank Arnesen antreten und die schwierige Mission Angriff auf die Bundesliga-Spitze in Norddeutschland starten kann, steht eine Einigung beider Clubs noch aus.

Die Verhandlungen gestalten sich äußerst zäh - und die Zeit drängt. „Die Koffer sind gepackt. Ich hoffe, dass es in dieser Woche noch über die Bühne geht“, sagte Kreuzer am Montag. „Da muss was passieren.“ Der frühere Verteidiger möchte seinen Schreibtisch in Hamburg lieber heute als morgen einrichten, es wartet ein Berg von Aufgaben auf ihn. Doch die Sorgen des Bundesliga-Gründungsmitglieds treffen in Karlsruhe nur bedingt auf offene Ohren.

„Jetzt muss sich der HSV bewegen, sonst wird es nichts“, sagte KSC-Präsident Ingo Wellenreuther. „Die Situation für uns könnte kaum ungünstiger sein, das ist der worst case.“ Die Badener befinden sich nach der Rückkehr in die 2. Liga mitten in der Saison-Planung, Kreuzers Kontrakt gilt bis 2014. Also will Wellenreuther klare Argumente vom klammen Traditionsclub hören. „Der HSV zahlt Millionen-Gehälter an seine Spieler, und wir erwarten nun, dass der Klub dem KSC auch das Branchenübliche zahlt“, ergänzte er. Der 53 Jahre alte Politiker, der die Verhandlungen derzeit telefonisch aus seinem Türkei-Urlaub führt, forderte von den Hanseaten zunächst eine siebenstellige Summe.

„Er will mir keine Steine in den Weg legen. Am Anfang habe ich aber schon gedacht, dass die Million ein großer Stein ist“, sagte Kreuzer. Ihn und seinen Präsidenten verbindet ein freundschaftliches Verhältnis, nur deshalb will Wellenreuther seinem sportlichen Leiter den Schritt in die Bundesliga ermöglichen - wenn der HSV auf seinen Verein zukommt. Das erste Angebot der Hanseaten sah keinerlei Barzahlung vor, der Bundesligist bot dem KSC lediglich zwei Freundschaftsspiele und einen kostenfreien Leihprofi als Entschädigung an. Für Wellenreuther war das keine Verhandlungsbasis.

„Der HSV zählt zu den ganz großen Clubs“

Sollte der HSV aber zu einer erneuten Ausleihe von Talent Hakan Calhanoglu an den Zweitliga-Klub bereit sein, könnte der KSC-Präsident schnell umschwenken. Der 19 Jahre alte Offensivmann erzielte in der abgelaufenen Saison 17 Drittliga-Tore für die Badener und bereitete zwölf Treffer vor. „Es wäre eine Option, dass man die Ablöse teilweise kompensieren kann“, sagte Wellenreuther. Doch Kreuzer sieht die Verwicklung von Calhanoglu eher skeptisch: „Der Hakan freut sich auf den HSV. Aber es gibt ja noch andere Spieler.“ Der Poker ist in vollem Gange, eine B-Lösung hat der Aufsichtsrat nicht mehr. Ex-Hannover-Manager Jörg Schmadtke steht nicht als Reservekandidat zur Verfügung.

Der HSV will Kreuzer, und Kreuzer will zum HSV. „Der Verein zählt mit Bayern, Schalke und Dortmund zu den ganz großen Clubs in der Bundesliga. Das ist Strahlkraft pur“, sagte er. Damit der Traditionsklub auch sportlich wieder in der Spitze mitmischen kann, müssen jedoch dringend Transferentscheidungen her. Bleibt Sturmjuwel Heung-Min Son oder geht er für viel Geld? Wer nimmt die hochbezahlten Bankdrücker wie Gojko Kacar oder Marcus Berg? Kreuzer muss diese Fragen nach einer Einigung zügig beantworten und unter Hochdruck mit Trainer Thorsten Fink am neuen Kader werkeln. Von Vorteil könnte dabei sein, dass sich beide aus ihrer Zeit bei Red Bull Salzburg (Fink damals Junioren- und Co-Trainer) bestens kennen.

Adler: Situation beim HSV „nicht optimal“

Keeper René Adler beobachtet die Hängepartie um einen neuen Sportdirektor beim HSV mit Sorge. „Das ist momentan nicht optimal“, sagte er nach dem Training der Nationalelf in Miami: „Es ist blöd für die Spieler, deren Zukunft offen ist und die mit einer ungewissen Situation in den Urlaub gehen. Für alle Beteiligten, den Verein und die Spieler wäre es gut, wenn möglichst bald eine optimale Lösung gefunden wird.“