HSV-Sportchef Arnesen ist weg, über seinen Nachfolger ist sich der Aufsichtsrat noch nicht im Klaren. Wird es Schmadtke, kommt Magath oder gar ein ganz anderer?
Hamburg. Der HSV fährt eine Doppelstrategie: Eigentlich will sich der Bundesliga-Dino bei der Suche nach einem neuen Sportchef keinen Schnellschuss leisten und einen Volltreffer landen, andererseits darf er sich keine Zeit nehmen. Der Nachfolger des am Mittwoch beurlaubten Dänen Frank Arnesen muss die neue Saison jetzt planen und Transfers einfädeln, nicht erst in einigen Wochen. Als Favorit auf den Posten gilt Jörg Schmadtke.
Der Ex-Manager von Hannover 96 bestätigte Gespräche mit den HSV-Verantwortlichen und bezeichnete den Club als großen traditionsreichen Verein, der „eine tolle Herausforderung“ wäre. „Ich bin frisch und voller Tatendrang“, sagte Schmadtke, der in Hannover von 2009 bis 2013 sehr erfolgreich gearbeitet hatte.
Der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (Donnerstagsausgabe) verriet er: „Es gibt zwei, drei Kandidaten, mit denen sie sich beschäftigen.“ Gehandelt werden auch Chef-Allrounder Felix Magath und Oliver Kreuzer, Sportchef des Karlsruher SC.
Der HSV wollte sich zum Stand der Verhandlungen nicht äußern. „Wir sagen gar nichts. Wir machen unseren Job“, teilte der Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Ertel am Donnerstag mit. „Wenn es etwas zu vermelden gibt, machen wird das. Vorher nicht.“ Dem Journalisten, der vor vier Monaten zum Chef des Kontrollgremiums gewählt worden war, ist die Last der Verantwortung anzumerken. Einen Tag zuvor hatte Andreas Rettig abgesagt. Der Geschäftsführer der DFL galt ursprünglich als Favorit im Kreis der Kontrolleure. Nach Abendblatt-Informationen kommt der Aufsichtsrat am Sonntagnachmittag zu seiner nächsten Sitzung zusammen.
Eine ähnlich unrühmliche Prozedur wie bei der Suche nach einem Nachfolger für den entlassenen Dietmar Beiersdorfer will der HSV unter allen Umständen vermeiden. Damals dauerte der Prozess, schließt man die Interimslösungen Bernd Hoffmann und Bastian Reinhardt aus, runde zwei Jahre. Diesmal wird die Suche umfangreicher.
Am Donnerstag verkündete der HSV auch das Aus für Co-Trainer Frank Heinemann. Gespräche über eine Vertragsverlängerung mit Heinemann hatten seitens des HSV bislang nicht stattgefunden. "Deshalb habe ich mich umgehört und von meinem guten Freund Peter Neururer vom VfL ein Angebort bekommen und zugesagt", sagte der 48-Jährige. Trainer Thorsten Fink bedauerte den Abgang: „Wir verlieren ihn nur sehr ungern.“
Unterdessen äußerte Frank Arnesen Verständnis für seine Beurlaubung. „Natürlich bin ich enttäuscht darüber, dass ich meinen Vertrag nicht bis zum Ende erfüllen werde. Aber ich kann die Entscheidung des Vereins respektieren und akzeptiere sie auch“, teilte er am Donnerstag auf der Homepage des HSV mit und ergänzte: „Hintergrund für die Entscheidung sind neben finanziellen Überlegungen auch unterschiedliche Auffassungen über die langfristige sportliche Ausrichtung des Vereins.“
Ob mit den Finanzen das eigene Konto gemeint war, ist unklar. Das jährliche Salär für den Dänen, der bei Transfers nicht das glücklichste Händchen bewiesen hatte, soll 1,8 Millionen Euro betragen haben. Das Gehalt für den Nachfolger will der HSV deutlich reduzieren. Möglichst um die Hälfte.
Adler findet Arnesen-Abschied „irgendwie komisch“
HSV-Keeper René Adler hat unterdessen überrascht und durchaus auch betroffen auf die Nachricht der Entlassung von Arnesen reagiert. „Es ist irgendwie komisch, nicht vor Ort zu sein und mit so einer Nachricht konfrontiert zu werden“, sagte der 28-Jährige in Miami, wo er derzeit mit dem Nationalteam weilt: „Arnesen hat mich im letzten Jahr geholt und ich bin ihm sehr dankbar, dass er diesen Deal damals gegen viele Widrigkeiten durchgesetzt hat. Aber über allem steht der Verein.“
Der HSV habe „eine ordentliche Saison gespielt. Keine gute, aber auch keine schlechte“, meinte Adler, der die Nachricht auf dem Flug von Frankfurt/Main in die USA erhielt: „Alles weitere muss man sehen, wenn wir zurück vor Ort sind. Erst einmal bin ich froh, dass ich jetzt hier zwei Wochen Ort Gas gebe kann und dann in Urlaub gehen.“
HSV gibt sich beim Test in Neuruppin keine Blöße
Am Ende seiner Saisonabschlussreise nach Neuruppin hat der HSV das Freundschaftsspiel gegen den örtlichen Gastgeber mit 9:0 (4:0) gewonnen. Gegen den MSV Neuruppin, der in der sechstklassigen Brandenburg-Liga den dritten Platz belegt, erzielten Artjoms Rudnevs (3), Maximilian Beister (2), Jeffrey Bruma, Ivo Ilicevic, Petr Jiracek und Valmir Nafiu die Tore für die Hanseaten.
Die 2700 Zuschauer in Neuruppin erlebten ein munteres Spiel bei angenehmen äußeren Bedingungen. Nach dem Frühstück am Freitag macht sich der HSV auf die Heimreise nach Hamburg.