Nach der desolaten Vorstellung auf Schalke bremst HSV-Trainer Thorsten Fink vorerst die Europa-Erwartungen. Unter der Woche wurde noch von Champions League gesprochen.

Hamburg. Bei einem Sieg winkte Platz vier. Die Qualifikation zur Champions League war zum Greifen nah. Knapp neun Millionen Euro Antrittsprämie sind in der Königsklasse gesichert, weitere Einnahmen kommen durch TV-Gelder und Punkteprämien hinzu. Geld, das der HSV dringend benötigt, um Topspieler wie Heun-Min Son zu halten und weitere Stars nach Hamburg zu lotsen.

All das schien möglich, als der HSV durch Marcell Jansen (5.) mit 1:0 auf Schalke in Führung ging. Ein couragierter Beginn wurde mit einem Treffer belohnt. Doch völlig unerklärlich verlor der HSV danach komplett die Linie in seinem Spiel, ließ sich den Schneid abkaufen und ging letztlich mit 1:4 unter.

Eine Erklärung für 85 desolate Minuten in der Veltins-Arena gab es nicht - weder von den Spielern noch vom Trainer. Spekulationen Rafael van der Vaart, 30, sei nach seiner Oberschenkelverletzung im Abschlusstraining noch nicht richtig fit gewesen, erstickte der Kapitän im Keim. „Ich war fit“, reagierte der Niederländer zerknirscht auf die Frage des Sky-Reporters. „Schalke war heute einfach besser und hat verdient gewonnen“, ergänzte van der Vaart.

Auch Thorsten Fink redete nicht Tacheles und wollte die Niederlage so schnell wie möglich abhaken. „Wir müssen nach vorne gucken. Wir haben noch drei Spiele, in denen wir vielleicht zwei Spiele gewinnen können. Dann muss man gucken, was am Ende rauskommt“, sagte der Trainer nach der Partie im Interview bei Sky.

Doch was kommt am Ende der Saison raus für den HSV? Mit einem Sieg wäre man jetzt Vierter, so bleibt der Bundesliga-Dino auf Rang acht - mit Blick auf die internationalen Plätze. Der Qualifikationsplatz für die Königsklasse ist durch die Niederlage gegen den direkten Konkurrenten aus Gelsenkirchen wohl außer Reichweite. Doch Platz fünf, wo aktuell der Sportclub aus Freiburg steht, ist nach wie vor möglich. Nur einen Zähler Rückstand hat der HSV auf die Überraschungsmannschaft aus dem Breisgau.

Fink fiel es nach einer erneut hohen Pleite auf fremden Platz allerdings schwer, nun die Europa League als Ziel auszugeben. „Es wäre eine Überraschung, wenn wir uns dieses Jahr für Europa qualifizieren“, sagte der Coach am Sonntagabend im NDR-“Sportclub“.

Den Fan mag diese Aussage verwirren. So sprach doch van der Vaart unter der Woche noch von der Champions League. „Bei zwei Punkten Rückstand auf Schalke als Viertem ist auch die Champions League erreichbar“, sagte der Kapitän auf der Pressekonferenz vor dem Schalke-Spiel. Und jetzt soll plötzlich nicht mal mehr die Europa League möglich sein?

Das Restprogramm spricht klar für den HSV. Die Hamburger empfangen noch den VfL Wolfsburg und treten dann auswärts bei der abstiegsbedrohten TSG Hoffenheim an. Am letzten Spieltag winkt ein Endspiel um Europa in der heimischen Imtech-Arena gegen die dann wohl schon sicher für die Champions League qualifizierten Leverkusener.

Hauptkonkurrent Freiburg muss noch gegen die formstarken Augsburger ran, reist dann zum Tabellenletzten nach Fürth und empfängt am letzten Spieltag den FC Schalke 04. Gladbach, die derzeit punktgleich mit dem HSV einen Tabellenplatz vor den Hanseaten stehen, hat wohl das schwierigste Restprogramm. Die Westfalen empfangen noch Schalke und den FC Bayern, die in der Rückrunde noch ohne Punktverlust sind. Dazwischen steht noch ein schweres Auswärtsspiel bei Mainz 05 an.

Nur zwei Punkte Rückstand hat der HSV auf Frankfurt (Platz fünf). Doch das Restprogramm der Hessen macht wenig Hoffnung für die Norddeutschen. Die Eintracht spielt noch gegen die formschwachen Düsseldorfer und Werder Bremen. Am letzten Spieltag kann mit einem Heimsieg gegen Wolfsburg, für die es dann um nichts mehr gehen dürfte, die Qualifikation für die Europa League erreicht werden.

Frankfurt scheint es zu packen, aber an Freiburg und Gladbach sollte der HSV noch vorbeiziehen können und somit die erste internationale Teilnahme seit der Saison 2009/10 perfekt machen.