Der Neuzugang des HSV hat lange gebraucht, um in die Mannschaft zu kommen. Nun will er beweisen, dass er sein Geld wert ist.

Hamburg. Er hatte lange auf seine Chance warten müssen, für einige Beobachter des HSV sogar zu lange: Petr Jiracek, einer der Nachkäufe der Hamburger, den sich Sportchef Frank Arnesen zum Anfang der Saison gut vier Millionen Euro hat kosten lassen. Gegen Mainz 05 durfte der ehemalige Wolfsburger erstmals seit dem 8. Spieltag wieder von Beginn an auflaufen.

Trainer Thorsten Fink war voll des Lobes, hob vor allem die Ausstrahlung des Tschechen hervor, die seine Mitspieler mitreißen würde. Doch ganz nüchtern betrachtet war bei Jiraceks Comeback doch viel Luft nach oben: Er gewann laut der ZDF-Datenbank nur zwei von sieben Zweikämpfen und hatte in den 85 Minuten bis zu seiner Auswechslung gerade einmal 26 Ballkontakte. Mit anderen Worten: Das Spiel lief an Jiracek vorbei. Vom Einsatz her war dem 27-Jährigen jedoch nichts vorzuwerfen, er war sich für keinen Weg zu schade und lief den einen oder anderen Mainzer Angriff gekonnt ab.

Auch wenn sich Fink noch nicht endgültig festlegen wollte, ob Jiracek auch am kommenden Sonnabend gegen Fortuna Düsseldorf (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) zur Startelf gehören wird, dürfte er eine weitere Chance bekommen, seine wahren Qualitäten zu beweisen. Denn vor allem seine Auftritte bei der EM mit der tschechischen Nationalelf sind noch in guter Erinnerung, wo er mit dynamischen Vorstößen und unheimlicher Aggressivität einer der wichtigsten Akteure seines Teams war.

Die letzte Zeit beim HSV sei schwer für ihn gewesen, gibt Jiracek nun zu. Erst die Rote Karte bei seinem zweiten Einsatz gegen Frankfurt, dann verletzt. Aber auch danach war der Lockenkopf nur zweite Wahl, obwohl er laut eigener Aussage "seit drei Monaten wieder bei 100 Prozent" sei. Fink hatte ihm angekreidet, seine taktischen Ideen noch nicht so umsetzen zu können, wie er sich das vorstelle. Doch sein Schützling habe gelernt und Finks Anweisungen gegen Mainz gut realisiert.

Jiracek selbst will den Ball flach halten. Schüchtern und wortkarg tritt er in Pressegesprächen auf, sein durchaus passables Deutsch scheint ihm unangenehm zu sein. Was gegen Düsseldorf jetzt wichtig sei? "Ein Heimsieg", sagt Jiracek knapp, der den Wechsel nach Hamburg trotz seiner erst zwei Spiele über 90 Minuten nicht bereut. "Die Fans sind super, das Stadion, die Stadt. Ich bin hier heimisch geworden", erklärt der flexible Mittelfeldspieler, der keine Lieblingsposition auf dem Spielfeld hat. "Egal wo ich spiele - wichtig ist nur, dass ich dem Team helfe." Beim HSV wird er sich für den Rest der Saison wohl mit Dennis Aogo im linken Mittelfeld duellieren müssen. Denn in der Zentrale, wo Jiracek seine ersten Partien für den HSV bestritt, setzt Fink mittlerweile auf Milan Badelj, Tolgay Arslan und Tomas Rincon.

Bis 2016 steht Jiracek, der in Landsmann Jaroslav Drobny seine wichtigste Bezugsperson beim HSV sieht, noch unter Vertrag. Zeit genug, um zu beweisen, dass die Ablöse in ihn richtig investiert ist.