Er ist der erfolgreichste HSV-Profi der Geschichte. Die heutige Hamburger Spielergeneration sei „meilenweit weg“ von einem Titel, sagt Kaltz.

Hamburg. Er stand schon beim Abschiedsspiel von Uwe Seeler vor 41 Jahren für den HSV auf dem Rasen, Manfred Kaltz selbst aber hat sich nach zwei Jahrzehnten im Trikot der Hanseaten bis heute nicht offiziell von den Fans verabschieden können. „Vielleicht bekomme ich ja zum 75. Geburtstag ein Abschiedsspiel geschenkt, das wünsche ich mir“, sagte der erfolgreichste HSV-Spieler aller Zeiten.

Das wäre dann in 15 Jahren, denn der Dauerbrenner auf der rechten Außenbahn feiert am Sonntag erst seinen 60. Geburtstag, bezeichnenderweise im hessischen Bad Wildungen, 344 Kilometer von Hamburg entfernt. Kaltz hat es sich abgewöhnt, darüber zu lamentieren: „Ich habe nichts anderes erwartet, also kann ich auch nicht enttäuscht sein. Man wird beim HSV schon seine Gründe für dieses Verhalten haben.“

An fehlenden sportlichen Meriten kann es nun wirklich nicht liegen. 568 Bundesligaspiele für die Norddeutschen sind ebenso ein Topwert wie die 69 Partien für die deutsche Nationalmannschaft. Der gebürtige Ludwigshafener war an allen sieben HSV-Titeln zwischen 1976 und 1987 mit dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1983 an der Spitze beteiligt, hinzu kam der Europameistertitel 1980 im DFB-Dress.

Über diese Titelsammlung hinaus wird „Manni“ als Erfinder der Bananenflanke in Erinnerung bleiben. Kongenialer Partner des Rechtsverteidigers war Horst Hrubesch, der die Hereingaben seines Teamkollegen meist per Kopfball in Tore ummünzte. „Das hat sich anfangs einfach so ergeben. später haben wir das schon gezielt geübt. Unser Trainer Ernst Happel hatte ein Auge für so etwas“, erinnerte sich Kaltz.

Dass die heutige HSV-Generation „meilenweit weg ist von einem Titel“ schmerzt den Besitzer mehrerer Fußballschulen mehr als viele Außenstehende glauben: „Von den Möglichkeiten her müsste der Verein kontinuierlich zu den Top Fünf der Liga gehören, aber danach sieht es nicht aus.“

Selbst engagieren mag sich der gelernte Maschinenschlosser im dem 126 Jahre alten Traditionsverein nicht mehr. Auch bei der Mitgliederversammlung am 13. Januar kandidiert er nicht für den Aufsichtsrat: „Ich bin vom Typ her eher kein Aufseher.“ So bleibt von ihm als sichtbares Zeichen seiner höchst erfolgreichen Zeit im Trikot mit der Raute vorerst nur ein Fußabdruck auf dem Walk of Fame vor den Toren des Stadions am Volkspark.

Seinen ungebrochenen sportlichen Ehrgeiz hat Kaltz lange als Mitglied der Manni-Kaltz-Traditionself ausgelebt, doch an der Schwelle zum siebten Lebensjahrzehnt ist der einstige Abwehrspieler ganz auf das Golfspielen fokussiert. Dass er dabei sein Handicap bis auf 14 drücken konnte, mag er kaum zugeben: „Ich sage lieber immer 17, sonst denken die Leute noch, ich arbeite gar nicht mehr.“

Denn als Lebemann möchte Kaltz nicht gesehen werden, zumindest nicht mehr. Denn zu seinen besten Zeiten war der ausgebuffte Profi nicht nur auf dem Spielfeld ein Hansdampf in allen Gassen. Was er heute bestenfalls vorsichtig andeuten mag: „Wir haben damals alle für den Fußball gelebt. Mal mehr und mal weniger.“