Noch verbrachte der HSV-Torhüter die Zeit während der Länderspiele in Hamburg. Doch das könnte sich schon bald wieder ändern.
Hamburg/Berlin. Rene Adler hat die Länderspielpause optimal genutzt. Zunächst hat er auf der heimischen Couch „bei diversen Suppen und Heißgetränken“ eine Grippe auskuriert, und dann hat der Torhüter des HSV mit seiner Freundin Lilli noch ein neues Familienmitglied begrüßt: Momo, eine Mischlingshündin aus Portugal. Und doch wäre es Rene Adler lieber, er würde sich künftig in einer Länderspielpause wieder mit Fußball beschäftigen.
„Wenn es noch einmal klappen würde“ mit der deutschen Nationalmannschaft, sagt der 27-Jährige, „wäre es ein Traum”. Existenziell sei es für ihn jedoch nicht mehr, denn Fußball ist keineswegs sein Ein und Alles. „Seit meiner langen Pause weiß ich, dass es auch ohne gehen würde“, sagte er dem „kicker”.
Noch geht es in der Nationalmannschaft auch ohne Rene Adler. Bundestrainer Joachim Löw hat „die überragenden Leistungen“ der einstigen Nummer eins im deutschen Tor selbstverständlich längst registriert - nominiert jedoch hat er Adler (noch) nicht. „Es gab keinen Grund, etwas zu verändern“, sagte Löw, wollte Adler aber mit Blick auf die WM 2014 nicht abschreiben: „Ich traue ihm den Sprung absolut zu.“ Ähnliche Töne hatte Bundestorwarttrainer Andreas Köpke im Abendblatt angestimmt.
Für Adler würde sich damit ein Kreis schließen - schließlich, man hat es angesichts der Weltklasse-Paraden von Manuel Neuer fast schon vergessen, war er als Nummer eins für die WM 2010 vorgesehen, bis ihm eine Rippe brach. Das Aus. Nun aber, sagt der Torhüter, sei der „beste Rene Adler der vergangenen Jahre“ zu sehen. Damit wächst auch der Anspruch.
Und Löw gerät in eine Zwickmühle. Bislang setzt er auf Marc-Andre ter Stegen (20) und Ron Robert Zieler (23), zwei vielversprechende, solide Torhüter, die allerdings wohl auf Jahre hinaus nicht Manuel Neuer gefährden werden. Alles ist ruhig - was für Löw nicht unwichtig ist: Den Titanen-Kampf zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann hat er vor der WM 2006 in Deutschland aus nächster Nähe als Co-Trainer verfolgt. Holt er nun Rene Adler zurück in die Mannschaft, erwächst Neuer ein echter Konkurrent.
Joachim Löw weiß das, „er ist ja nicht blind“, wie der HSV-Sportchef Frank Arnesen jüngst gesagt hat. Wahrscheinlich gehört Adler zu den drei besten deutschen Torhütern, doch in der T-Frage geht es eben auch um taktische Erwägungen. Das musste schon mancher Klassemann erfahren.
Kahn und Lehmann übrigens sprechen sich unisono für eine „Renessance“ aus. Die Liste der Fürsprecher ist lang. Doch der Hochgelobte bleibt bescheiden: „Ich fühle mich zwar immer noch als einen Teil der Nationalelf, aber durch meine lange Verletzungspause hat sich doch eine gewisse Distanz eingestellt“, sagte Adler.
Der Draht zur DFB-Elf ist dennoch nie abgerissen. Hier und da schrieb Manager Oliver Bierhoff mal eine SMS, auch Löw erkundigte sich ab und an nach seinem früheren Stammtorhüter. Das war es dann aber, auch, weil Adler im Sommer 2011 eine Patellasehnen-Operation hinter sich bringen musste. Wieder eine monatelange Pause, wieder war die Nationalmannschaft weit, weit weg.
Aber Rene Adler quälte sich. Im Krankenhaus, im Kraftraum, im Schwimmbad - bis zu acht Stunden am Tag. Es hat sich gelohnt. Es könnte sein, dass er die nächste Länderspielpause nicht mehr auf der Couch verbringt.