Der HSV ist seine Niederlagenserie los, Borussia Dortmund seine Erfolgsbilanz. Der 3:2-Sieg der Hamburger war bemerkenswert.
Hamburg . Rafael van der Vaart rannte nach dem Schlusspfiff auf Torwart René Adler zu und sprang seinem 15 Zentimeter größeren Teamkameraden um den Hals. „Ich wusste gar nicht, dass Rafa so schnell ist“, staunte der zu Saisonbeginn ablösefrei zum Hamburger SV gewechselte Schlussmann, der sich immer mehr seiner einstigen Auswahlform nähert. Mit zahlreichen Paraden hatte Adler das 3:2 (1:0) gegen den am Ende wie entfesselt anrennenden Meister Borussia Dortmund festgehalten und damit dem Null-Punkte-HSV den ersten Saisonsieg gerettet. „Wo keiner einen Pfifferling auf uns gesetzt hat, haben wir Klasse-Fußball geboten“, kommentierte Adler. „Wir müssen jeden Gegner mit dieser Leidenschaft auffressen.“
So entstand dank aggressiver Zweikampfführung, großem läuferischen Aufwand und Effizienz im Abschluss ausgerechnet gegen den Double-Gewinner aus Dortmund ein ansehnliches Gemeinschaftswerk. Vor allem Adler, van der Vaart und Doppeltorschütze Son Heung-Min (2., 59.) ragten heraus. Ivo Ilicevic (56.) steuerte den dritten HSV-Treffer bei. „Das war der richtige Schritt in die richtige Richtung“, kommentierte HSV-Boss Carl-Edgar Jarchow am Sonntag in der Sendung „Doppelpass“ des TV-Senders Sport1. Der erste Dreier dieser bisher völlig verkorksten Spielzeit „war für uns alle wichtig, auch für Thorsten Fink“.
Der Hamburger Trainer wirkte aufgeräumt und redselig wie lange nicht. „Ich bin froh, dass wir erst mal Ruhe haben“, stellte der gebürtige Dortmunder erleichtert fest. „Ich kam mir ja schon vor wie im Spielfilm: ’Und täglich grüßt das Murmeltier.’“ Seine Mannschaft ging couragierter, kompakter und entschlossener zu Werke als bei den vier verlorenen Pflichtspielen zuvor. „Wir haben jetzt gesehen: Wir können in der Bundesliga jeden schlagen.“ 13-Millionen-Euro-Einkauf van der Vaart demonstrierte mit zwei Torvorlagen und zahlreichen Angriffseröffnungen seinen Wert als uneingeschränkte Führungsfigur. Fink: „Wir wissen, was wir an ihm haben.“
Lob gab es auch von Adler: „Er ist der Spieler, den wir gebraucht haben. Er nimmt den Druck auf sich und von den jungen Spielern.“ Der Umschmeichelte sieht seine Leistung als Normalität. „Deswegen bin ich hierhergekommen“, meinte der Niederländer, der kurz vor Schluss ausgewechselt wurde. Noch sei es zu früh, um von einer Wende zu sprechen. „Aber wir fühlen uns jetzt besser“, versicherte van der Vaart. Am Mittwoch wollen die Hanseaten in der Partie bei Borussia Mönchengladbach den Aufwärtstrend fortsetzen. „Ich hoffe, dass war eine Initialzündung und wir bestätigen die Leistung in Gladbach“, sagte Fink.
Die Statistik:
Hamburger SV: R. Adler – Diekmeier, Mancienne, H. Westermann, M. Jansen – Badelj, T. Arslan – Son, van der Vaart (87. Sala), Ilicevic (69. Beister) – Rudnevs (76. M. Berg)
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Subotic, M. Hummels, Schmelzer – Leitner, Kehl (63. Blaszczykowski) – Perisic, Götze, M. Reus (63. Schieber) – Lewandowski
Schiedsrichter: Günter Perl (Pullach) – Zuschauer: 57.000
Tore: 1:0 Son (2.), 1:1 Perisic (46.), 2:1 Ilicevic (55.), 3:1 Son (59.), 3:2 Perisic (60.)
Gelbe Karten: Badelj, van der Vaart – Schmelzer