In der 26. Minute gab es den ersten HSV-Schuss auf das Bielefelder Tor. Rafael van der Vaart hatte aus 15 Metern abgezogen - genau auf Torwart Fernandez.

Hamburg. Einer der wenigen "Höhepunkte" des müden HSV-Spiels. Es ging so gut wie nichts. Am Spielfeldrand hüpfte Trainer Huub Stevens auf und ab, gestikulierte wie wild, forderte seine Mannen zum Aufrücken und Nachrücken auf, oftmals vergeblich. Der HSV blieb an diesem Tag alles schuldig, spielte eher wie ein Vorletzter als ein Tabellenzweiter. Es gab Pfiffe.

"Wir wussten, dass es gegen diese Bielefelder schwer werden würde, die sind sehr gut organisiert", sagte Stevens zerknirscht und fügte hinzu: "Ich bin mit unserem Spiel nicht zufrieden."

Der HSV ohne Führung auf dem Platz. Kapitän van der Vaart ist nur noch ein Schatten seiner selbst, der Holländer hat mehr mit sich zu tun als mit dem Spiel der Mannschaft, er ging unter - und der HSV ebenfalls. Fast jeder Spieler (Ausnahme Piotr Trochowski) schob die Verantwortung zum Nebenmann ab. Weil im Aufbauspiel nichts, aber auch absolut nichts klappte, wurden lange Bälle nach vorn gedroschen, die selten einmal ihren Adressaten fanden, die meisten Steilpässe endeten im Bielefelder Toraus. Der HSV spielte gegen den Bielefelder Beton hilflos, saft- und kraftlos, kümmerlich. Es war einfach beschämend.

"Wir hätten Spritzigkeit und Frische gebraucht, aber die hatten wir nicht. Warum? Da gibt es sicher mehrere Ursachen, wir hatten sie einfach nicht. Und deswegen muss man mit dem einen Punkt noch zufrieden sein", resümierte Huub Stevens. Kurz darauf gab der Coach dann immerhin einen Grund preis: "Länderspiele in der Woche dürfen für einen Profi kein Problem sein, das einmal vorweg. Aber natürlich mussten wir viele Spieler zu Freundschafts-Länderspielen abstellen, und wenn man dann weiß, dass drei Spieler gesperrt und einige mehr verletzt sind, dann kann man jene Automatismen nicht trainieren, so wie man das gerne hätte - und das hat man deutlich gesehen. Es fehlte ein gewisse Dynamik."

Hochstimmung kam in der Nordbank-Arena nur dann auf, wenn auf der Anzeigentafel die Ergebnisse der Konkurrenz-Klubs veröffentlicht wurden. Bayern im Rückstand, Werder im Rückstand, Leverkusen im Rückstand. Alle spielten für den HSV.

Spätestens zur Halbzeit hätte es ein Erwachen beim Hamburger Team geben müssen, aber es kam nichts. Obwohl Rafael van der Vaart mit dem Bielefelder Anstoß zu den zweiten 45 Minuten ein Zeichen setzen wollte: Nur Sekunden waren gespielt, als er dem Arminen Kirch den Ball vom Fuß grätschte. Das blieb allerdings das einzige Aufbäumen an diesem Nachmittag.

Erschreckend einfallslos wurden die HSV-Vorstöße vorgetragen. Niemand bremste beispielsweise die hohen Flanken, die in den Bielefelder Strafraum auf "Kopfball-Ungeheuer" van der Vaart geschlagen wurden. Unzählige Bälle wurden so verschenkt - sinnlos!

Die beste HSV-Tormöglichkeit vergab der fleißige Paolo Guerrero, als er nach einem Van-der-Vaart-Freistoß unbedrängt zum Kopfball hochstieg, den Ball aber aus fünf Metern Entfernung Richtung Eckfahne beförderte (62.). Kurz darauf folgten der Blackout von David Jarolim und das 0:1. Dritter Bielefelder Eckstoß, der wurde getreten von Halfar, Kopfball Bollmann, weil Collin Benjamin im Fünfmeterraum einen Tiefschlaf hielt - Tor (72.).

Es spricht für den HSV, dass er dann mit zehn Mann noch den Ausgleich erzielte. Der eingewechselte Mohamed Zidan, der aber nur diese eine Szene hatte, bediente Guerrero, der zum 1:1 einschoss (82.). Damit war immerhin ein Punkt gerettet. Positiv weiter: Der Kurzeinsatz von Nachwuchsstürmer Sidney Sam, der brachte Schwung.