Das Hamburger Eigengewächs Zhi Gin Lam sorgt mit seinem Spielwitz für neue Hoffnung beim HSV. An der Kraft muss er aber noch arbeiten.

Hamburg. Ein kleines bisschen Nervosität war Zhi Gin Lam schon anzumerken, als er bei der ersten Presserunde in seiner jungen Profi-Karriere auftauchte. Neuland für den 20-jährigen Senkrechtstarter des HSV , der die Aufgabe aber ähnlich souverän meisterte wie die ersten beiden Bundesligaspiele seines Lebens gegen Stuttgart und Schalke .

Dabei tat sich der nur 1,75 Meter große und 67 Kilo leichte Lam anfangs noch schwer im Herrenbereich. Erst in der Rückrunde der vergangenen Saison trumpfte er im Regionalligateam auf und machte sich Hoffnung, nach dem Umbruch die Saisonvorbereitung bei den Profis absolvieren zu dürfen. Der damalige Nachwuchscoach Rodolfo Cardoso und sein Co-Trainer Soner Uysal hatten das Potenzial des gebürtigen Bergedorfers mit Vater aus Hong Kong schon erkannt, doch Bundesligatrainer Michael Oenning setzte auf andere Spieler. Erst als Cardoso das Zepter übernahm, schlug die Stunde des flexiblen Mittelfeldakteurs. "Es ging alles wahnsinnig schnell, damit hatte ich nicht gerechnet“, sagt Lam, der bei seinem Debüt in Stuttgart auftrat, als sei die erste Liga für ihn Routine. "Das Tempo war zwar gewöhnungsbedürftig, aber nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, dass die Gegner in der Bundesliga auch nur mit Wasser kochen.“

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Die werden es auch in Zukunft schwer haben, Lams Vorstöße zu verteidigen. Denn der Ablauf von Ballannahme, Ballkontrolle und Abspiel dauert beim technisch beschlagenen Rechtsfuß nur den Bruchteil einer Sekunde. Wenn seine Gegenspieler zum Tackling ansetzen, ist Lam oft schon vorbeigezogen. Gepaart mit seiner laut Uysal "herausragenden Spielintelligenz“ bringt er alle Voraussetzungen mit, um sich als Profi zu etablieren. Körperlich hat Lam freilich noch Nachholbedarf, wie er selbst sagt: "Ich will weiter an meinem Oberkörper arbeiten und momentan reicht die Kraft auch noch nicht für 90 Minuten. Aber ich war schon immer eher schmächtig und musste mich durchbeißen, das ist also nichts Neues für mich.“ Sein chinesischer Vorname Zhi Gin bedeutet soviel wie "starker Wille“ – eine passende Wahl seiner Eltern, findet der Fan von Christiano Ronaldo und Lionel Messi.

Dass der HSV gewillt ist, eines seiner größten Talente auch künftig in den eigenen Reihen zu halten, dürfte kaum bezweifelt werden. Doch der Vertrag Lams läuft nur noch bis zum kommenden Sommer – noch gab es keine Gespräche über eine etwaige Verlängerung. Immerhin spielt der Familienmensch schon seit dem Jahr 2005 beim HSV und darf somit zurecht als Eigengewächs bezeichnet werden. Und damit kann der Verein derzeit nicht um sich schmeißen.