Der DFB-Trainer ist Wunschkandidat vieler HSV-Fans. Hrubesch kann mit jungen Spielern arbeiten, hat aber kaum Liga-Erfahrung.

Hamburg. Am Kultimbiss "Haltestelle zur Wurst" im Hamburger Stadtteil Niendorf gab es am Dienstag nur ein Thema. Wer wird neuer Trainer des Hamburger SV? Imbiss-Betreiber Mathias Wolter zögerte nicht lange mit einer Antwort: „Horst Hrubesch muss es machen". Die meisten seiner Stammgäste, gleichzeitig langjährige Dauerkartenbesitzer, stimmten ihm zu. "Horst ist eine Hamburger Kultfigur. Den würden die Fans mit offenen Armen empfangen", sagte ein weiterer Imbissbesucher. "Der HSV braucht keine Kultfigur, sondern einen erfahrenen Trainer", entgegnete zwar ein anderer Stammgast, doch auch die Abstimmung auf abendblatt.de bestätigt: Hrubesch ist der Wunschkandidat. Und ein erfahrener Trainer ist er auch. Oder nicht? Das Abendblatt erklärt, was für und gegen die Lösung Hrubesch spricht.

Pro Hrubesch: Der frühere Mittelstürmer genießt in Hamburg einen exzellenten Ruf. Als Spieler führte das "Kopfballungeheuer" den HSV dreimal zum Gewinn der deutschen Meisterschaft (1979, 1982 und 1983) sowie zum Triumph im Europapokal der Landesmeister (1983). Mit der Nationalmannschaft gewann Hrubesch 1980 den EM-Titel, schoss im Finale gegen Belgien beide Tore beim 2:1-Sieg. Als Trainer arbeitete Hrubesch in den vergangenen Jahren beim Deutschen Fußball-Bund. Dabei holte Hrubesch sowohl mit der U19 (2008) als auch mit der U21 (2009) den Europameistertitel. Es sind diese Erfolge, die ihn für den HSV besonders interessant machen. Die Hamburger haben seit Jahren das Problem, Nachwuchsspieler im Profikader zu etablieren. Hrubesch hat nachhaltig bewiesen, dass er mit jungen Spielern umgehen kann.

Auch bei den Fans dürfte eine Verpflichtung von Hrubesch mehrheitlich mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen werden. Die Anhänger sehnen sich nach einem Trainer mit der Raute im Herzen. Zudem könnte der 60-Jährige wohl ohne große Probleme vom DFB losgeeist werden. DFB-Sportdirektor Matthias Sammer sagte bei "Sky90" aber kürzlich: „Ich bin froh, dass er bei uns bleibt und dass das keine Gedankenspiele sind.“ Sammer sagte über die Trainersuche in Hamburg aber auch: „Der HSV muss für sich als Verein begreifen, welchen Weg er gehen will. Der Trainer muss zur Gesamtstruktur des HSV passen. Beim HSV ist es momentan unruhig. Das geht nicht mit einer One-Man-Show.“ Diese wäre mit dem bescheidenen Hrubesch sicher ausgeschlossen.

Contra Hrubesch: Der DFB-Trainer verfügt nur über eine äußerst geringe Erfahrung als Bundesligacoach. Lediglich bei Dynamo Dresden erlebte Hrubesch vor vielen Jahren das harte Geschäft als Trainer im deutschen Oberhaus. Sein Engagement an der Elbe in Dresden hielt dabei nur wenige Monate. Am Ende der Saison 1994/95 stieg Dynamo aus der Bundesliga ab. Anschließend trainierte Hrubesch ein Jahr bei Austria Wien in Österreich, ein Jahr später bei Samsunspor in der Türkei. Ob Hrubesch nach langen Jahren beim DFB für das tägliche Geschäft in der Medienstadt Hamburg geeignet ist, darf zumindest angezweifelt werden. Bei Sportchef Frank Arnesen steht der Name Hrubesch in jedem Fall nicht oben auf der Liste. Den Versuch einiger früherer HSV-Granden, Hrubesch zu empfehlen, scheint bei Arnesen in etwa so viel Gehör zu finden wie der Versuch von Sergej Barbarez, sich selbst zu empfehlen.