Die Vergangenheit zeigt, dass die aktuelle Situation kein Anlass zur Sorge sein muss. Nur der Trainer sollte sich langsam Gedanken machen.

Hamburg. Zugegeben: Glorreich ist der HSV nicht in die noch junge Bundesliga-Saison gestartet. Spätestens nach der verdienten 0:2-Niederlage im so wichtigen Nordderby gegen Werder Bremen ist zunehmend vom Abstiegskampf zu lesen und zu hören. Nach fünf Spieltagen ziert der HSV mit nur einem mickrigen Punkt das Ende der Tabelle. Und die Tabelle ist ja bekanntermaßen ein recht ehrlicher Zeitgenosse. Zudem macht das Torverhältnis von 6:16 (-10) - auch hier Schlusslicht der Liga - derzeit nicht gerade Lust auf mehr.

Dennoch zeigen sich die Verantwortlichen beim HSV geradezu demonstrativ sorglos. So meinte etwa Trainer Michael Oenning nach dem Spiel: "Ich bin mit meiner Mannschaft im Reinen. Sie hat alles gegeben und auch guten Fußball gespielt." Ähnliche Töne schlug Sportchef Frank Arnesen an: "Ich bin nicht in Panik. Ich sage 'come on boys', wenn wir so weiterspielen, kommt das Glück." Auch HSV-Legnde Uwe Seeler räumte ein, noch keinerlei Gedanken an die zweite Liga zu verschwenden. Wer also Parolen á la "Wir müssen jetzt den Kampf gegen den Abstieg annehmen." oder Ähnliches erwartet hat, wird derzeit noch bitter enttäuscht.

Manch einen mag diese Gelassenheit wohl verwundern. Doch ein Blick zurück beruhigt - es gibt also keinerlei Grund zur Sorge. Abgesehen davon, dass der HSV als Bundesliga-Dino sowieso noch nie abgestiegen ist, kann der aktuelle Punktestand durchaus als gutes Omen angesehen werden. Statistisch gesehen zumindest. Denn noch nie seit Einführung der 3-Punkte-Regel 1995 ist ein Team abgestiegen, dass am 5. Spieltag genau einen Punkt auf dem Konto hatte.

1860 München in der Saision 95/96, der MSV Duisburg 96/97 und der 1. FC Köln 09/10 befanden sich punktemäßig in der gleichen Situation wie aktuell der HSV. Alle drei schafften am Ende den Klassenerhalt. Und auch beim HSV kann man auf eine solche Erfahrung zurückblicken. Schon 2003 fand man sich nach fünf Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz wieder. Auch damals erkämpfte sich die Mannschaft in den ersten fünf Runden nur ein Pünktchen. Am Ende standen Platz 8 und 49 Punkte zu Buche. Vier Punkte mehr als in der vergangenen Saison.

Vertraut man auf die Statistik, darf man auch den einen errungenen Zähler nicht unterschätzen. Denn wer nach fünf Runden noch ganz "blank" da steht, läuft durchaus Gefahr, am Ende der Saision unten zu stehen. Dies betraf bislang jedoch nur Hansa Rostock in der Saison 07/08. Der FSV Mainz 05 hingegen schaffte zwei Jahre zuvor sogar nach einer "Nullrunde" in den ersten fünf Spielen noch den Klassenerhalt.

Trainer Michael Oenning sollte dennoch nicht allzu viele Schlüsse aus der Statistik ziehen. Denn sein Vor-vor-vor-vor-vor-vor-vor-vorgänger (eine beachtliche Anzahl an "Vor-" in gerade einmal acht Jahren) Kurt Jara musste nach dem 1-Punkt-Stotterstart 2003 wenig später seinen Platz räumen. Und das obwohl er an den Spieltagen sechs bis acht mit seinem Team immerhin sieben Punkte sammeln konnte. Eine 4:0 Niederlage am 9. Spieltag gegen den 1. FC Kaiserslautern besiegelte dann jedoch das Aus des Österreichers.

Die Statistik bestätigt die Gelassenheit der Verantwortlichen und darf allen verzweifelten HSV-Fans durchaus als Beruhigung empfohlen werden. Lediglich Michael Oenning sollte sich davor hüten, bei ihm könnte es eine umgekehrte Wirkung haben.