Der Trainer des HSV stellt sein Team in München erneut um. Eljero Elia und Gökhan Töre müssen wohl auf die Bank. Mladen Petric ist wieder fit.
Hamburg. Seit neun saisonübergreifenden Partien (sechs Unentschieden, drei Niederlagen) wartet der Hamburger SV in der Fußball-Bundesliga auf einen Sieg. Die Hanseaten stehen nach den ersten beiden Spieltagen auf dem drittletzten Tabellenplatz - und jetzt geht's auch noch zum FC Bayern München. Michael Oenning, der die schlechteste Startbilanz aller HSV-Trainer vorweist, bleibt gelassen. Seit seinem Einstand vor fünf Monaten (6:2 gegen Köln) hat der 45-Jährige mit seinem Team nicht mehr gewonnen.
Doch Oenning wehrt sich gegen solche Statistiken, für ihn ging die Saison mit dem von ihm gestalteten verjüngten Kader neu los. „Es ist doch völliger Quatsch, jetzt schon Kaffeesatz zu lesen“, sagte Oenning am Mittwochabend bei einer Talkrunde in einem Hamburger Hotel und warb für den neuen Weg des HSV: „Der ist nicht der attraktivste, aber der notwendigste. Da müssen wir auch mit Häme umgehen“.
Die Frischzellenkur wird bei den Bayern aber vorerst gestoppt. Oenning setzt wieder auf Altbewährtes: David Jarolim und Marcell Jansen werden aller Voraussicht nach in die Startelf zurückkehren. Auch Mladen Petric war nach seiner Pause wegen einer Erkältung wieder im Training am Donnerstag dabei. Die "Routiniers" sollen Sicherheit hereinbringen und den Neuen wie Jeffrey Bruma und Michael Mancienne Halt geben. Zudem deutete sich im Training an, dass Tomas Rincon im rechten Mittelfeld für Gökhan Töre auflaufen wird. Töre war zwar einer der Wenigen, die in den ersten beiden Spielen in Dortmund (1:3) und gegen Hertha BSC (2:2) zu gefallen wussten, seine taktischen Fehler führten aber gleich zweimal zu Gegentoren.
Rincon spielte gegen Ende der Vorsaison bereits auf der Flügelseite im Mittelfeld. Vor allem beim 1:1 in Leverkusen am 33. Spieltag machte er seine Sache dabei gut. „Hinten müssen wir kompakter stehen“, sagte Oenning am Donnerstag. Der Venezolaner würde gegen die Bayern auf seiner Seite auf die Topstars Franck Ribery und Philipp Lahm treffen. Angst hat er nicht. "Ich habe nie Angst", sagt Rincon selbstbewusst. Wichtig sei nur die Vorbereitung: "Gut essen, gut trinken, gut schlafen".
Gut schlafen will in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag auch Michael Oenning. Er wehrt sich zwar gegen zu schnelle mediale Verurteilung und doch weiß er: Es müssen Siege her. Am besten schon in München, spätestens die Woche drauf gegen Köln. Bereits in der Vorbereitung habe man gegen die Bayern mit 2:1 gewonnen, führt er an. Und überhaupt: Das Gute am Fußball sei, dass es „immer die Chance gibt, dass der Schlechtere gewinnen kann“.
Oenning spricht bewusst von „wir“, wenn er aus dem Alltag und von seinen Plänen erzählt. Er weiß, dass er möglicherweise gar nicht viel Zeit hat, diesen Traditionsverein zu prägen, und doch will er sich nicht verrückt machen lassen. „In unserem Beruf sind wir vielen Dingen ausgesetzt. Jeder darf sich anmaßen, über uns zu urteilen. Es ist kein Respekt und keine Barriere da“, beklagt er.
Glaubt man dem HSV-Vorstand, bekommt Oenning Zeit für den Umbruch. Behalten die Buchmacher recht, ist er der erste Trainer, der fliegt. Oenning wünscht sich, dass der Verein die Konflikte aushält, mittel- bis langfristig plant und den Weg der kleinen Schritte zum Tempofußball mit jungen, eigenen Talenten geht. Seine Spielidee, seine Handschrift muss aber bald auf dem Platz zu erkennen sein. Doch noch sucht er nach einer Stammformation, einer Achse.
Und doch liebt der Münsterländer den Reiz, eine der begehrtesten Planstellen im Fußball zu besetzen, Woche für Woche im Fokus zu stehen. Um abzuschalten, entspannt er sich fast täglich beim Klavierspielen. Mit seinen „Mündeln“, wie er die Profis manchmal nennt, muss er nun den Rhythmus der Bundesliga finden. (dpa/abendblatt.de)