Der Nationalspieler über die alte und die neue Hierarchie beim HSV. Klubchef Carl-Edgar Jarchow: “Wir hatten ein Generationenproblem“.

List. Fast schien es so, als ob Dennis Aogo den Worten von Carl-Edgar Jarchow heimlich gelauscht hätte. Der HSV-Vorsitzende, der einen Tag bei der Mannschaft verbracht hatte, betonte vor seiner Rückreise die Bedeutung von Teambildung und Mannschaftsgeist: "Wir werden darauf besonders achten, schließlich entspricht das auch der Philosophie von Frank Arnesen. Das Problem in der vergangenen Saison war doch: Wenn ein Spieler einen gemeinsamen Abend initiierte, kamen zwei Mann. Der Rest war froh, wenn er wortlos aus der Kabine verschwinden konnte. So konnte das nicht funktionieren."

Ein paar Minuten später äußerte sich Aogo erstmals nach seinem Kreta-Urlaub. "Aus der Distanz betrachtet, beurteile ich die jüngste Entwicklung als sehr positiv. Bereits letztes Jahr wurden Veränderungen angekündigt, passiert ist aber nicht viel. Jetzt wurde der große Schnitt gemacht." Entscheidend, so der 24-Jährige, werde sein, "wie wir als Mannschaft funktionieren. Und ich habe ein sehr positives Gefühl."

Den Bedenkenträgern, dem verjüngten HSV fehlten womöglich zu viele Spieler mit Erfahrung, widerspricht er vehement: "Ich will auf keinen Fall alles auf die Alten schieben, aber zuletzt hatten wir einfach zu viele, wir hatten ein Generationenproblem mit unterschiedlichen Interessen und starken Charakteren, es war schwer, Gemeinsamkeiten zu finden. Jetzt können wir uns auf ein paar witzige Abende einstellen." Die Neuordnung der Hierarchie, eine andere Struktur innerhalb des Teams, sei eine große Chance, gerade für die jüngeren Spieler, die sich orientieren könnten. Mehr aber nicht: "Für den Erfolg brauchst du auch Qualität."

Spieler wie Drobny, Westermann, Jarolim, Petric, Guerrero und er stünden nun verstärkt in der Pflicht. Auch in der Vergangenheit hätten diese Spieler versucht einzuwirken. Nun hätten sie mehr Freiraum, sich mit positiver Ausstrahlung einzubringen: "Das bringt in meinen Augen mehr, als nur rumzuschreien und in der Öffentlichkeit negative Stimmung zu verbreiten." Ein kaum verdeckter verbaler Schlag gegen einen früheren HSV-Torwart ...

Ohne Zweifel will Aogo mehr führen als zuletzt. Mit dem befreundeten Heiko Westermann, mit dem er sich auf Sylt ein Zimmer teilt, will er jedoch nicht in einen Konkurrenzkampf um das Kapitänsamt eintreten: "Über dieses Thema reden wir gar nicht. Alles, was ich dazu in der Öffentlichkeit sagen würde, wäre falsch, deshalb enthalte ich mich eines Kommentars. Nur so viel: Jeder Spieler darf sich geehrt fühlen, wenn er zum Kreis gezählt wird." Der Nationalspieler weiß: So oder so wird sein Wort künftig Gewicht haben.

Die DFL terminierte die ersten sieben Bundesliga-Spieltage: Nach dem Auftakt in Dortmund (Fr., 5.8.) spielt der HSV gegen Hertha (13.8., 15.30 Uhr), in München (20.8., 15.30 Uhr), Köln (27.8., 15.30 Uhr), in Bremen (10.9., 18.30 Uhr), Gladbach (17.9., 15.30 Uhr) jeweils an einem Sonnabend. Am 7. Spieltag muss der HSV am Freitag (23.9., 20.30 Uhr) gegen Stuttgart antreten.