Aufgrund eines Widerspruchs muss Guerrero zur mündlichen Hauptverhandlung erscheinen. Nun droht sogar eine Freiheitsstrafe.
Hamburg. Es war einer der größten Aufreger der vergangenen Bundesliga-Saison: Am 29. Spieltag kam der HSV im Heimspiel gegen Hannover 96 über ein müdes 0:0 nicht hinaus. Paolo Guerrero wurde zur zweiten Halbzeit eingewechselt und feierte sein Comeback in der HSV-Arena nach einer langen Verletzungspause (Kreuzbandriss). In der 82. Minute vergab der Peruaner die große Chance zum Sieg, als er frei vor dem 96-Tor den Ball nicht richtig verarbeiten konnte. Es blieb es beim torlosen Remis. Bis hierhin ein üblicher Vorfall im Fußball. Als dann nach dem Spiel ein frustrierter HSV-Fan böse Worte in Richtung des Stürmers warf, begann die eigentliche Geschichte. Guerrero warf zurück - in Form einer gefüllten Trinkflasche. Mit einem gezielten Wurf traf er den Zuschauer direkt am Kopf. Eine DFB-Sperre von fünf Spielen war die Folge und auch seine Zukunft beim HSV, der ihn mit einem Bußgeld von 60.000 Euro bestrafte, stand auf dem Spiel. Das vorläufige Ende der Geschichte: Der ehemalige Münchner bekam in Hamburg einen neuen Vertrag, schießt wieder Tore für die Hanseaten und die Fans haben ihm den Flaschenwurf schon lange verziehen.
Doch nun wird der Fall möglicherweise wieder neu aufgerollt: Wie die Staatsanwalt Hamburg bestätigte, muss sich Guerrero eventuell noch in diesem Jahr vor dem Amtsgericht verantworten. Noch vor Ablauf des Jahres wird er eine Ladung vor das Amtsgericht für Strafsachen in Hamburg-Altona erhalten, erklärte ein Sprecher des Gerichts. Hintergrund: Der 26-Jährige hatte gegen einen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft mit Antrag auf ein schriftliches Verfahren Widerspruch eingelegt. Dieser hat eine mündliche Hauptverhandlung zur Folge, wobei der Beschuldigte vor Gericht erscheinen muss. Vorgeworfen wird Guerrero gefährliche Körperverletzung, auf die eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren steht. Zieht Guerrero seinen Einspruch zurück, gibt es keine mündliche Hauptverhandlung.
Von Vereinsseite muss Guerrero keine weiteren Maßnahmen befürchten, auch im Falle einer strafrechtlichen Anhörung. „Wir begleiten ihn durch diese Situation. Das Ganze liegt ja nun schon Monate zurück. Es bringt nichts, ihn von Vereinsseite doppelt und dreifach zu bestrafen“, sagte HSV-Sprecher Jörn Wolf. Im Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg am Mittwochabend (20 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) fehlt der Angreifer aufgrund von Wadenproblemen. Für ihn wird aller Voraussicht nach Mladen Petric im zentralen Mittelfeld spielen. Der Kroate rettete den HSV vor drei Tagen im Derby beim FC St. Pauli, als er kurz vor Schluss mit einem Traumtor zum ausgleich traf.