Die St.-Pauli-Fans kamen vom Auswärtsspiel in Freiburg. Unter ihnen war Pauli-Torwart Benedikt Pliquett. Unweit des Bahnhofs Altona wurden sie angegriffen. Die Polizei nahm drei Angreifer fest.
Hamburg. Etwa zwanzig Fans des Hamburger Fußball-Bundesligisten FC St. Pauli sind in der Nacht zum Sonntag am Bahnhof Altona aus dem Hinterhalt von etwa 15 vermummten HSV-Hooligans angegriffen und lautstark mit Schlägen sowie Tritten bedrängt worden. Auch bereits am Boden liegende Personen seien weiter getreten und geschlagen worden, teilte die Polizei am Sonntag mit. Unter den Angegriffenen war auch ein Kind. Dieses sei allerdings nicht verletzt worden, so die Polizei. Unter den Opfern sei auch St. Paulis Torhüter Benedikt Pliquett gewesen, hieß es aus dem Umfeld des FC St. Pauli. Pliquett habe mehrere Angriffe mit seinem Koffer abgewehrt. „Eine Flasche verfehlte ganz knapp meinen Kopf. Ich rief die Polizei. Sie griff auch sofort ein“, sagte der 25-Jährige Torhüter der "Bild".
Bundespolizisten hätten drei der Angreifer vorläufig festgenommen, erklärte die Polizei. Bei den Angreifern habe es sich um HSV-Hooligans gehandelt. Die drei Festgenommen seien der Polizei bekannte HSV-Hooligans gewesen, erklärte die Polizei weiter. Diese seien 16, 19 und 26 Jahre alt. Der 16-Jährige habe bei dem Überfall einen zehn Kilogramm schweren Absperrpfosten verwendet. "Das war hooligantypisches Verhalten. Die Täter sind durchaus organisiert vorgegangen", sagte der Sprecher der Bundespolizei, Reiner Urban. Der Ermittlungen hätten ergeben, dass diese Personen in der Datei „Gewalttäter Sport“ registriert seien. Außerdem seien Dauerkarten des HSV gefunden worden, erklärte die Polizei weiter.
Wenig später hätten weitere Personen durch die Polizei ausfindig gemacht werden können. Vier Personen dieser Gruppe seien ebenfalls der Gruppe "Gewalttäter Sport" zugeordnet worden. Ob sie an dem Überfall beteiligt gewesen waren, sei jedoch ungewiss. Die Bundespolizei hat Videoaufnahmen vom Bahnhofsvorplatz gesichert. Diese würden jetzt ausgewertet, um die Vorgänge genau aufzuklären. Gegen die Täter wurden Strafanzeigen wegen Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte erstattet. Die eingesetzten Bundespolizisten hätten den Einsatzschlagstock angedroht und Augenreizstoff gegen die Angreifer eingesetzt.
Die Fans des FC St. Pauli waren vom Auswärtsspiel in Freiburg zurückgekehrt. Die Polizei beschrieb sie als friedlich. Ein St.-Pauli-Fan habe bei dem Überfall einen Nasenbeinbruch erlitten; einem anderen wurde das Hörgerät aus dem Ohr geschlagen. Der Übergriff ereignete sich um 1.30 Uhr auf der Max-Brauer-Allee. Der Angriff wurde rasch unterbunden, da drei Beamte der Bundespolizei umgehend Verstärkung anforderten. Die Bereitschaftspolizei war nach wenigen Minuten vor Ort. Der FC St. Pauli und der HSV treffen am 4. Spieltag am Millerntor aufeinander.
HSV-Vorstand Oliver Scheel äußerte sich empört über den Angriff der HSV-Hooligans. „Ich bin frustriert und maßlos enttäuscht, dass es diesen Übergriff gegeben hat und dieser dem HSV zuzuordnen ist.“ Sobald der HSV alle Informationen erhalten habe, werde man mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wie Stadionverboten vorgehen. „Für mich ist dieser Vorfall auch ein deutliches Warnsignal, dass wir alles dafür tun müssen, dass rund um das Derby alles ruhig und sportlich zugeht“, sagte Scheel. Er regte an, das Spiel nicht für den Abend zu terminieren. "Auch eine Ansetzung um 18.30 Uhr wäre nicht günstig.“
Der Fanbeauftragte des HSV, Mike Lorenz, sagte am Sonntag: „Wir werden versuchen, in den nächsten Tagen die Täter zu kontaktieren. Von unserer Seite müssen sie natürlich mit harten Konsequenzen rechnen.“ Gerade in Bezug auf das bevorstehende Derby sei dieser Vorfall sehr ärgerlich. "Noch am vergangenen Freitag hatten wir ein erstes Treffen mit der Fanleitung des FC St. Pauli und waren guter Dinge, dass das Derby friedlich über die Bühne laufen wird", sagte Lorenz und fügte hinzu: "Das Schlimmste, was nun passieren kann, wäre, wenn es nun Woche für Woche zu irgendwelchen Gegenaktionen kommt. Wir werden aber weiterhin engen Kontakt mit St. Paulis Fanleitung halten."
St. Paulis Pressesprecher Bönig macht sich ebenfalls Sorgen um die Sicherheit vor dem ersten Hamburger Stadt-Derby seit mehr als acht Jahren am Millerntor. „Das war sicher ein organisierter Übergriff, den wir aufs Schärfste verurteilen“, sagte er dem TV-Sender Sport1: „Wir rufen unsere Fans auf, Ruhe zu bewahren und dies nicht zu vergelten. Wir werden vor dem Derby zu Ruhe und Besonnenheit aufrufen. Aber wir dürfen uns keinen Sand in die Augen streuen: Es wird immer ein paar Vollidioten geben.“
Pliquett sei nach den Vorfällen „schockiert“, so Bönig weiter: „Er hat mich noch in der Nacht angerufen und war sehr aufgebracht, weil er so etwas miterleben musste.“