Nachdem der Bosnier schlampig trainiert hatte, kam es zum Streit. Der Verteidiger brüllte den Trainer an: “Wer bist du, dass du mich anpackst?“

Hamburg. Beim Hamburger SV liegen offensichtlich die Nerven im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga blank. Nach der 1:2-Pleite in Wolfsburg, durch die der Traditionsclub auf Relegationsplatz 16 abgerutscht ist, hatte der HSV-Trainer Thorsten Fink die Profis am Samstagmittag zum Auslaufen gebeten. Akteure wie Muhamed Besic, 19, die nicht zum Kader für die Partie beim VfL gehörten, mussten Intervall-Läufe mit Konditionstrainer Markus Günther absolvieren. Da sich Besic lustlos präsentierte, soll Fink nach Informationen der "Sportbild" Besic mit beiden Händen am Kragen gepackt und aus der Kabine geschmissen haben. Zuvor hatte der Bosnier im Training wiederholt Vorgaben des Trainergespanns ignoriert und sich beim Laufen hängen lassen. Der Innenverteidiger, so das Blatt weiter, habe draufhin mit den Worten „Wer bist du, dass du mich anpackst?“ reagiert. Dessen Berater Fali Ramadani bestätigte die Ereignisse. „Sicher ist, dass beim HSV die Nerven blank liegen“, befand Ramadani. Es seien am Samstag „ganz sicher beidseitig Fehler gemacht worden.“

Fink ist in der prekären Situation des HSV um Deeskalation bemüht. Der Coach des abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten wollte am Mittwoch nach dem Training Berichte über einen Kabinenstreit mit Besic nicht mehr kommentieren. HSV-Mediendirektor Jörn Wolf bestätigte auf Anfrage der dpa lediglich: „Aufgrund mehrerer Undiszipliniertheiten wird Besic nicht mehr am Training teilnehmen.“ Der Abwehrspieler war zu Wochenbeginn ebenso wie der dauerverletzte Romeo Castelen zu der in der Regionalliga Nord spielenden zweiten Mannschaft abkommandiert worden. Der Trainingskader solle verkleinert werden, lautete Finks offizielle Begründung am Montag. Mittlerweile wurde auch Nachwuchs-Verteidiger Janek Sternberg zur Reserve geschickt.

+++ Mladen Petric: "Ich erwarte mehr von mir" +++

Besic hatte Fink kürzlich persönlich um eine weitere Chance im Profi-Kader gebeten und diese auch erhalten. Auch wenn der Bosnier sich am nächsten Tag für den Kabinenstreit entschuldigte, dürfte sich das Kapitel Profi-Fußball für den Bosnier beim HSV erledigt haben. Besic, der in zwei Jahren erst dreimal und unter Fink noch gar nicht in der Bundesliga eingesetzt wurde, hat bei den Hanseaten schon länger keine guten Karten mehr. Der Defensiv-Spieler gilt als undiszipliniert und soll zur Selbstüberschätzung neigen. „Ich habe ihm die dritte Chance gegeben. Er hat sich ja auch schon einige Dinge bei der U 23 erlaubt“, sagte Fink der „Bild“. Die Zeitung berichtete zudem von einem Vorfall im Norderstedter HSV-Internat Ochsenzoll: Dort soll Besic Geschirr im Mülleimer entsorgt haben, weil er zu faul gewesen sei, es zur Spülmaschine zu bringen. Der letzte Erstliga-Einsatz des Bosniers in der Bundesliga liegt bereits über 15 Monate zurück: Beim 2:1-Sieg in Gladbach am 17. Dezember 2010 absolvierte Besic seine letzte Bundesliga-Partie für den HSV.

Mit Material von dpa, dapd und sid