Beim HSV herrscht gereizte Stimmung. Nach einer Auseinandersetzung zwischen Trainer Fink und dem mittlerweile in die zweite Mannschaft abgeschobenen Jungprofi Besic ist der Club um Deeskalation bemüht. Doch Relegationsplatz 16 zehrt offensichtlich an den Nerven einiger.

Hamburg. Beim abstiegsbedrohten Hamburger SV liegen bei einigen Beteiligten die Nerven blank. Coach Thorsten Fink verweigerte am Mittwoch nach dem Training jeglichen Kommentar über einen Kabinenstreit mit Muhamed Besic. Laut „Sport-Bild“ und „Bild“ hat es schon am vergangenen Samstag eine lautstarke Auseinandersetzung zwischen den beiden gegeben, bei der Fink den Profi sogar am Kragen gepackt haben soll. HSV-Mediendirektor Jörn Wolf bestätigte am Mittwoch auf dpa-Anfrage lediglich: „Aufgrund mehrerer Undiszipliniertheiten wird Besic nicht mehr am Training teilnehmen.“

Auch wenn man beim HSV die Geschehnisse nicht überbewertet wissen will und auf Deeskalation bedacht ist, zeugt der Vorfall von einem Reizklima bei dem auf Relegationsrang 16 abgestürzten Traditionsclub. Was war geschehen? Von den Medien unbeobachtet, bat Fink am Tag nach der 1:2-Niederlage in Wolfsburg die Profis zum Auslaufen. Akteure wie Besic, die nicht zum Kader für das Spiel zählten, absolvierten Intervall-Läufe mit Konditionscoach Markus Günther. Da sich Reservist Besic lustlos präsentierte, soll Fink ihn später in der Kabine am Kragen gepackt und nach einem Wortwechsel rausgeworfen haben.

„Wer bist du, dass du mich anpackst?“, hat Besic laut „Sport-Bild“ erwidert. Dessen Berater Fali Ramadani bestätigte die Ereignisse. „Sicher ist, dass beim HSV die Nerven blank liegen“, befand Ramadani. Es seien am Samstag „ganz sicher beidseitig Fehler gemacht worden.“

Besic entschuldigte sich zwar am Sonntag, doch Fink blieb hart. Am Montag verkündete er offiziell, den Trainingskader verkleinern zu wollen, um mit weniger Profis gezielter arbeiten zu können. Neben dem dauerverletzten Romeo Castelen wurde Besic zu der in der Regionalliga Nord spielenden zweiten Mannschaft abkommandiert. Mittlerweile wurde auch Nachwuchs-Verteidiger Janek Sternberg zur U 23 geschickt.

Besic, der in zwei Jahren erst dreimal und unter Fink noch gar nicht in der 1. Liga eingesetzt wurde, hat bei den Hanseaten schon länger keine guten Karten mehr. Der Bosnier gilt als undiszipliniert und soll zur Selbstüberschätzung neigen. „Ich habe ihm die dritte Chance gegeben. Er hat sich ja auch schon einige Dinge bei der U 23 erlaubt“, sagte Fink der „Bild“. Die Zeitung berichtete zudem von einem Vorfall im Norderstedter HSV-Internat Ochsenzoll: Dort soll Besic Geschirr im Mülleimer entsorgt haben, weil er zu faul gewesen sei, es zur Spülmaschine zu bringen.

Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bestreitet der HSV beim Tabellenletzten 1. FC Kaiserslautern ein richtungsweisendes Spiel im Kampf gegen den Abstieg. Fink hatte an den vergangenen Tagen die Zügel angezogen und das Trainingspensum deutlich erhöht. Zudem hat er seinen Profis mit Konsequenzen gedroht, falls sie nicht 100-prozentig mitziehen würden.