HSV-Coach Thorsten Fink trifft am Sonntag auf Borussia Dortmund, dem Klub seiner Jugend - und auf einen ganz besonderen Trainerkollegen.

Hamburg. Da muss Thorsten Fink nun durch. "Ich kann es einfach nicht mehr hören", schimpft der HSV-Trainer, noch bevor ihm die Frage gestellt werden kann, die er seit seiner Ankunft in Hamburg immer wieder zu hören bekommt. Doch fünf Tage vor dem Rückrundenauftakt gegen Borussia Dortmund bleibt dem 44-Jährigen gar nichts anderes übrig, als doch noch mal in aller Kürze zu erklären, wie das damals eigentlich gemeint war, als er in seiner ersten Pressekonferenz sagte, er sei so ein Typ Klopp. "Ich habe nicht gesagt, dass ich ein Typ wie Klopp bin, sondern ein Typ, der eher in Richtung Klopp geht", stellt Fink nun richtig, "ein Felix Magath bin ich jedenfalls nicht."

Ob nun "wie" oder "eher in Richtung", Thorsten Fink hält große Stücke auf Jürgen Klopp. "Ich schätze seine Leidenschaft und die Art, wie er mit seinen Spielern umgeht", sagt er, eine Art Vorbild sei sein Dortmunder Kollege aber nicht. "Wir beide sind eher kommunikative Trainer, aber jeder muss seinen eigenen Stil haben."

Dabei scheinen oberflächlich betrachtet Fink und Klopp bis auf ihr Geburtsjahr, beide Jahrgang 67, so ziemlich gar nichts gemeinsam zu haben. Der eine (Fink) mag schicke Klamotten, trägt gern Hemd und Schal und hat einen beinahe schon professionell gepflegten Dreitagebart. Der andere (Klopp) liebt ausgeleierte Kapuzenpullover, trägt nur unter Androhung einer Geldstrafe Anzug und lässt auch seinem Bart Freiheiten wie sonst nur Shinji Kagawa im zentralen Mittelfeld. Fink sagt von sich selbst, dass er gut aussieht. Klopp wirkt dagegen wie einer, der eigentlich nur wie die Kopie von Matze Knops Parodie aussehen will.

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Fußballerisch, und nur darum geht es ja, haben Fink und Klopp allerdings wirklich ähnliche Vorstellungen. Beide sind Anhänger des Dominanzfußballs, wollen viel Ballbesitz und lassen ihre Profis auf dem Spielfeld gern rotieren. Das überrascht insofern, als sich die beiden noch nie in einem Pflichtspiel gegenüberstanden - weder als Trainer noch als Spieler. "Wir haben uns nur einmal vor der letzten Saison bei einem Testspiel zwischen Basel und Dortmund getroffen", sagt Fink, für den das Spiel gegen die Borussia weniger wegen Klopp als vielmehr aus einem anderen Grund ein besonderes ist.

Der Wahl-Hamburger ist in Dortmund geboren, wuchs in der Diepenbrockstraße im Stadtteil Merten auf und spielte bereits als 15-Jähriger für die Jugend der Borussen, dessen Profis er als Kind im Westfalenstadion, Südblock 13, zujubelte. "Wenn man in Dortmund geboren wird, hat man keine Wahl. Dann gibt es nur Fußball", sagt Fink, der insgesamt fünf Jahre für den BVB spielte. Eine echte Chance bei den Profis erhielt er allerdings nie, weswegen er mit 23 Jahren nach Wattenscheid wechselte. "Ich war schon sauer, dass ich gehen musste", erinnert er sich.

Wirklich böse ist Fink seiner Borussia aber nicht mehr, ganz im Gegenteil. "Dortmund hat in den vergangenen Jahren sehr viel richtig gemacht", sagt der zweifache Familienvater, dessen eigene Eltern noch immer in Dortmund wohnen. Auch, dass der BVB für 17,5 Millionen Euro Marco Reus zurückholt, den der Klub ähnlich wie seinerzeit Fink in der Jugend als nicht stark genug einschätzte, findet er gut. "Seine Rückkehr zeigt doch auch, dass man in Dortmund aus den eigenen Fehlern gelernt hat", sagt Fink, der unter Trainer Ottmar Hitzfeld selbst von Wattenscheid nach Dortmund zurückgeholt werden sollte. "Ich war dem einen oder anderen aber zu teuer, nachdem ich für 50 000 Euro Ausbildungsentschädigung nach Wattenscheid ging, dann aber zwei oder drei Millionen Euro kosten sollte", erinnert sich Fink. Statt zurück nach Dortmund ging er zu den Bayern, der Rest der Geschichte ist bekannt.

Beim Spiel gegen die alte Liebe, da macht sich Fink keine Illusionen, ist Dortmund am Sonntag (15.30 Uhr) der große Favorit. Abseits des Spielfelds konnte der HSV den BVB in diesem Winter dagegen bezwingen. Der Kampf um den von beiden Vereinen umworbenen Maximilian Beister scheint zugunsten des HSV entschieden, bald soll ein neuer Vertrag bis 2016 unterschrieben werden. Die Überschrift "Fink bezwingt Klopp" will Hamburgs Trainer trotzdem nicht lesen - zumindest nicht vor einem Sieg des HSV.