Paolo Guerrero ist also noch einmal davongekommen. Dabei hätte es auch für einen Rauswurf gute Argumente gegeben. Guerrero hat mit dem Wurf der Trinkflasche gegen den Kopf einen Fans dem Image des Vereins massiv geschadet - eine solche Aktion bleibt bei allem berechtigten Ärger über eine Provokation unentschuldbar.
Die Diskussion über das milde Urteil der Chefetage greift indes zu kurz. Denn seit Wochen bedienen HSV-Profis das Klischee vom abgehobenen Millionär in kurzen Hosen. Im Wochentakt greinen sie über mangelnde Anerkennung oder kokettieren mit angeblichen Angeboten der Konkurrenz. Berechtigte Pfiffe nach einer katastrophalen Leistung wie gegen Hannover werden als Majestätsbeleidigung gewertet. Ein Führungsspieler wie Frank Rost verteidigt Guerreros Aktion gar noch und amüsiert sich auf Kosten des Opfers. Offensichtlich hat der HSV bei Verpflichtungen zu sehr auf die kickende Kompetenz geachtet - und zu wenig auf einen Charakter-TÜV. Das muss sich ändern.