Die Bundesregierung scheut das Wort wie der Teufel das Weihwasser: Krieg. Sie glaubt, den Deutschen das K-Wort nicht zumuten zu können.
Was in Afghanistan wie Krieg aussieht und sich für die deutschen Soldaten auch wie Krieg anfühlt, war deshalb bis zum Februar "ein Stabilisierungseinsatz". Seitdem ist es "ein bewaffneter Konflikt". Und Karl-Theodor zu Guttenberg ist mittlerweile der vierte Bundesverteidigungsminister, der mit Blick auf den Isaf-Einsatz seine sprachlichen Verrenkungen machen muss.
Keine Frage, Guttenberg hat bislang am meisten gewagt. Hat von "kriegsähnlichen Verhältnissen" gesprochen und davon, dass er jeden Soldaten verstehen könne, der sage: "In Afghanistan ist Krieg." Am Wochenende, angesichts von drei weiteren toten deutschen Soldaten und vier schwer verletzten, hat sich der Minister nun den Satz abgerungen, auch wenn es nicht jedem gefalle, so könne man angesichts dessen, was sich in Afghanistan abspiele, "durchaus umgangssprachlich" von Krieg reden. Umgangssprachlich! Als gehöre der Begriff nur auf die Straße, nicht aber in die Standardsprache und erst recht nicht an den Berliner Kabinettstisch.
Wie lange sollen sich die deutschen Soldaten eigentlich noch erzählen lassen, dass sie gar nicht in einen Krieg verwickelt sein können, weil der Begriff Krieg juristisch für die bewaffnete Auseinandersetzung zwischen zwei Staaten reserviert ist? Ein Jahr? Zwei Jahre? Fünf Jahre?
Es wird der Bundesregierung nichts nützen, sich vor der Wahrheit wegzuducken. Im Gegenteil. Mit jedem Opfer, das die Verteidigung am Hindukusch verlangt, fällt ihr das Versäumnis schwerer auf die Füße. Wenn der Verteidigungsminister den Eiertanz nicht beenden darf, dann sollte es die Kanzlerin tun. Der Satz, den sie sagen müsste, ist schrecklich einfach: "Es ist Krieg in Afghanistan."