Der Vertrag von Stammkeeper Frank Rost beim HSV endet 2011. Er wird auch nicht verlängert. Die Nachfolge könnte intern geregelt werden.

Hamburg. Es war sein magischer Moment. 16 Minuten durfte Wolfgang Hesl im letzten Saisonspiel 2007/2008 beim 7:0-Sieg gegen den Karlsruher SC ins Tor. Grund genug, zu weinen. "Ich bin eben doch ein Junge vom Dorf", so der Ersatztorwart des HSV, "da kommt es nicht so oft vor, es vom Land bis in die Bundesliga zu schaffen. Und die Freudentränen waren die logische Konsequenz."

Ebenso logisch wäre für Hesl eine Widerholung der Geschehnisse. Allerdings erst 2011, wenn der Vertrag von Stammtorwart Frank Rost, der nach Absprache mit dem 36-Jährigen auch nicht verlängert werden soll, endgültig ausläuft. "Ich will ihn dann beerben. Das ist ganz klar. Und diesen Anspruch habe ich auch dem Verein gegenüber geäußert."

Der Klub hatte sich allerdings auch vor Rosts Vertragsverlängerung nach einer neuen Nummer eins umgesehen. Und wird dies auch bis 2011 wieder so handhaben. Zuletzt waren Namen wie Jaroslav Drobny von Hertha BSC gehandelt worden. Dessen Vertrag läuft allerdings schon am Ende dieser Saison aus. Die Nationaltorhüter Rene Adler (Leverkusen) und Manuel Neuer (Schalke 04) haben noch jeweils Verträge bis 2012 (siehe Tabelle) - der HSV dürfte im Poker um sie nur wenig Chancen haben.

Das steigert Hesls Chancen, der vor sechs Jahren aus dem Landkreis Schwandorf (Oberbayern) zum HSV kam. "Ich bin von null auf hundert durchgestartet", so Hesl, der spätestens 2011 einen noch größeren Sprung wagen will: "Frank hinterlässt riesige Fußstapfen", weiß er, "aber ich bin bereit."

Immerhin konnte sich der seit einem Monat verheiratete Linkshänder seit nunmehr drei Jahren als Nummer zwei beim HSV auf den großen Sprung vorbereiten und wartet nun auf seine Vertragsverlängerung. "In den nächsten ein, zwei Wochen werden wir uns wieder unterhalten. Und eine Lösung finden." Sogar eine langfristige. "Bislang sind alle Zeichen vom Verein positiv", meint Hesl selbstbewusst, "und bislang habe ich alle so genannten Bewährungsproben bestanden."

Dass es noch ein langer Weg ist, weiß Hesl. Als Beispiel nennt er Michael Rensing, der sich beim FC Bayern lange Zeit geduldete und nach Oliver Kahns Rücktritt seine Chance erhielt. Mit sehr bescheidenem Erfolg. Inzwischen ist Rensing wieder die Nummer zwei hinter Jörg Butt, er gilt als gescheitert. Ex-HSV-Torwarttrainer Ronny Teuber: "Wer es als Nummer zwei drei Jahre lang nicht geschafft hat, sollte sich eine neue Herausforderung suchen." Hesl sagt: "Sollte es bei mir nicht so klappen wie erhofft, wäre ich der erste, der sich mit dem Verein zusammensetzt und über Lösungen nachdenkt."

Zwei große Fürsprecher hat Hesl - und deren Wort hat beim HSV Gewicht. Zum Ersten ist das Trainer Bruno Labbadia, der Hesls Wechsel im vergangenen Sommer nach Antwerpen abwendete. "Das letzte perspektivische Gespräch mit ihm war sehr positiv. Er gab mir das Gefühl, dass ich in der Liste der Torwartanwärter ganz oben stehe." Zum Zweiten ist da Frank Rost. Der sagt: "Wolle muss seinen eigenen Weg gehen. Er verkörpert Tugenden, die im Fußball selten geworden sind. Ich bin bei ihm sehr optimistisch, dass er sich seinen Traum erfüllt. Auch hier beim HSV."