Seine Kandidatur war heftig diskutiert worden - nun endete sie abrupt. Der Ehrenrat des HSV riet Fan-Einpeitscher Johannes Liebnau aus...

Hamburg. Seine Kandidatur war heftig diskutiert worden - nun endete sie abrupt. Der Ehrenrat des HSV riet Fan-Einpeitscher Johannes Liebnau aus Satzungsgründen ab, zur Aufsichtsratswahl am 25. Januar anzutreten.

Zum "Verhängnis" wurde dem 26-Jährigen seine Arbeit beim Unternehmen Carlsberg, das neben dem HSV auch andere Vereine sponsert. In Paragraf 11, Absatz 2 der Satzung heißt es jedoch: "Mitarbeiter oder Mitglieder von Organen von Unternehmen, die zu mehreren Vereinen (...) in wirtschaftlich erheblichem Umfang in vertraglichen Beziehungen im Bereich der Vermarktung, einschließlich des Sponsorings oder des Spielbetriebs stehen, können nicht Mitglied in Kontroll-, Geschäftsführungs- und Vertretungsorganen des Vereins sein."

"Wir haben erhebliche Bedenken hinsichtlich der Vereinbarkeit. Auch in der Vergangenheit wurden die Paragrafen elf und 17 (Aufsichtsräte dürfen nicht für den Verein arbeiten, d. Red. ) streng ausgelegt", sagte Ehrenratsvorsitzender Andreas Peters dem Abendblatt und erklärte, dass grundsätzlich alle Kandidaten in dieser Hinsicht geprüft würden.

Im Fall Liebnau wird die Satzung jedoch sehr eng ausgelegt, schließlich ist dieser vor allem für Führungskräfte gedacht, die in keinen Interessenskonflikt geraten sollen. Zudem ist nicht greifbar, was ein "erheblicher Umfang" ist.

Für neuerliche Diskussionen über die HSV-Satzung dürfte gesorgt sein. Sicherlich wird im Januar auch die Frage aufgeworfen, ob Aufsichtsräte, die zugleich Sponsor des Vereins sind, im Gremium sitzen sollten.

Liebnau reagierte - natürlich - enttäuscht: "Ich habe die Textstelle anders interpretiert, akzeptiere die Entscheidung aber."

Bis zum 21. Dezember, 24 Uhr, hätte die Abteilungsleitung "Förderer und Supporters Club" nun die Möglichkeit, einen Ersatzmann zu benennen, um wie geplant vier Kandidaten ins Rennen schicken. Doch Ralf Bednarek, der Vorsitzende der Supporters, legte sich gestern schon fest: "Wir werden keinen weiteren Kandidaten benennen."

So treten für die Supporters nur Ingo Thiel, Anja Stäcker und Manfred Ertel an. Neu auf die Liste setzen ließen sich wie erwartet Willi Schulz und der Aufsichtsratsvorsitzende Horst Becker. "Ich rechne mit am Ende rund 20 Kandidaten", vermutet Becker. "Ich glaube, dass nach den im November hochgeschlagenen Emotionen wieder Sachlichkeit einkehrt."

Aufsichtsratskandidaten, Stand 14. Dezember: Sergej Barbarez, Horst Becker, Bernd Enge, Marek Erhardt, Andreas Ernst, Manfred Ertel, Jürgen Hunke, Thomas Krüger, Werner K. Nicklaß, Katrin E. Sattelmair, Willi Schulz, Christian Strauß, Anja Stäcker, Ingo Thiel, Ronald Wulff.