Peter Becker, Jörg Debatin, Alexander Otto und Ian Karan sollen die Wirtschaftskompetenz stärken.

Hamburg. Der Kampf um die Macht beim HSV ist inzwischen so spannend wie die sportiven Auseinandersetzungen der Profis auf dem Platz. Jetzt gibt es zwei neue erstaunliche Entwicklungen. Zum einen schaltete sich Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust in die Debatte ein. Und zum anderen gibt es vier neue Kandidaten für den Aufsichtsrat. Das Quartett eint zwei Dinge: hohes Renommee in der Hansestadt - und Sympathie für den Kurs des Vorstandschefs Bernd Hoffmann.

Damit wird die Brisanz der Jahreshauptversammlung am 25. Januar 2009 noch einmal gesteigert. Wie das Abendblatt berichtete, will eine kleine Gruppe aus den Reihen der "Supporters" möglichst viele Mitglieder in das Kontrollgremium bringen . Ihr Ziel, so wird von vielen HSV-Mitgliedern vermutet: Die Ablösung von Vereinschef Hoffmann.

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Ole von Beust sagte gestern dem Abendblatt: "Wenn ich in den vergangenen Monaten im Land unterwegs war, bin ich zu meiner großen Freude immer wieder von fußballbegeisterten Kollegen auf den HSV und die gute Entwicklung der Mannschaft und des Vereins angesprochen worden. Die aktuelle Debatte beunruhigt mich." Der Bürgermeister findet es "schade, wenn Gerüchte über einen Machtkampf bei normalen Fans, zu denen ich mich auch zähle, die Freude über den erfolgreichen Saisonstart mit Martin Jol verdrängen und man beginnt, sich wirklich Sorgen um den Verein zu machen." Der Bürgermeister zieht dann auch den Vergleich zwischen Politik und Sport: "Ich kenne das Problem aus Parteien: Manchmal verhakt man sich ineinander, obwohl eigentlich alle ein gemeinsames Ziel haben müssten. Gerade deswegen muss es mit ein wenig gutem Willen doch möglich sein, die bisher so erfolgreiche Arbeit für den HSV zusammen fortzusetzen."

Für den HSV wollen sich nach Abendblatt-Informationen künftig gleich vier bekannte Hamburger Persönlichkeiten engagieren. Allesamt bekundeten sie ihr grundsätzliches Interesse an einer Kandidatur für den Aufsichtsrat: Peter Becker (62), Präsident der Handwerkskammer, Prof. Jörg F. Debatin (46), Ärztlicher Direktor des UKE; Alexander Otto (41), Vorsitzender des ECE Projektmanagement (in Hamburg u. a. Alstertal- und Elbe-Einkaufszentrum) und Kaufmann und Mäzen Ian Karan (69).

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Dennoch kann von dem Beginn eines Wahlkampfs noch keine Rede sein. Auch Prof. Debatin mochte sich gestern zu Details noch nicht äußern. Dem Abendblatt sagte er aber: "Der HSV ist ein sehr wichtiger Imageträger für die Stadt. Die Kooperation mit diesem Verein ist für uns sehr wertvoll." In der Tat engagieren sich HSV-Profis seit Jahren bei Besuchen der Kinderkrebsstation.

Der einstige Container-König Karan gilt als langjähriger Gönner des Vereins. Alexander Otto wiederum hat über seine Stiftung den Bau der Volksbank-Arena entscheidend mitfinanziert. Peter Becker ist als Präses der Handwerkskammer exzellent in Wirtschaftskreisen vernetzt. Keine Frage: Das Quartett würde dem HSV allein durch seine Kontakte enorm helfen.

Nur: Werden sich diese vier Kandidaten am Ende auch durchsetzen können? Intern rechnet der HSV mit mindestens 20 Kandidaten. Im ersten Wahlgang braucht man die absolute Mehrheit, im zweiten Wahlgang reicht die einfache Mehrheit. Der bekannte Unternehmer Eugen Block (Block House und Grand Elysee) erlebte 1997 eine bittere Wahlniederlage, als er Christian Reichert von den Supporters unterlag.

Diesmal allerdings tritt ein hochkarätiges Quartett an - kein Einzelkämpfer. Ob dies reichen wird, entscheiden am Ende die Mitglieder am 25. Januar, ab elf Uhr im 7000 Personen fassenden Messe-Saal. Pikant: Auch die Supporters schicken mit Manfred Ertel, Johannes Liebnau, Anja Stäcker und Ingo Thiel vier Kandidaten ins Rennen.