Eineinhalb Stunden zuvor hatte Martin Jol noch gut gelaunt über die neu gewonnenen Optionen dank der Rückkehr von Marcell Jansen, Guy Demel und...

Hamburg. Eineinhalb Stunden zuvor hatte Martin Jol noch gut gelaunt über die neu gewonnenen Optionen dank der Rückkehr von Marcell Jansen, Guy Demel und Nigel de Jong in den Kader geplaudert. Doch nach dem Abschlusstraining war die Laune des HSV-Trainers wieder am Boden. Bei einem Zweikampf verdrehte sich der Niederländer ausgerechnet das Knie, das ihn wegen eines Innenbandanrisses zu einer vierwöchigen Pause gezwungen hatte.

"Ich habe Schmerzen, kein gutes Gefühl", teilte der frustrierte Niederländer dem Coach mit, der ihn aus dem Kader für die Bundesliga-Partie gegen Hertha BSC (Sonnabend, 15.30 Uhr) streichen musste. In den nächsten Tagen wird sich de Jong einer Kernspintomographie unterziehen müssen. Erst dann wird man wissen, wie (un)dramatisch die Verletzung tatsächlich ist.

Gerade der 23-Jährige sollte im defensiven Mittelfeld für mehr Stabilität und Ruhe im Aufbauspiel nach zuletzt drei 0:3-Niederlagen in der Fremde (Wolfsburg, Hoffenheim, Hannover) sorgen. Nun werden vermutlich erneut David Jarolim und Alex Silva die Zentrale bilden.

"Ich bin mir sicher, dass wir die Auswärts-Negativserie beenden", kündigte Stürmer Mladen Petric an, der mit seinen Offensivkollegen - Paolo Guerrero dürfte wieder in der Startelf stehen - allerdings vor einer äußerst unangenehmen Aufgabe steht.

Die Berliner Innenverteidigung mit dem früheren HSV-Profi Joe Simunic und Arne Friedrich harmonierte zuletzt so gut, dass Hertha-Manager Dieter Hoeneß nach dem 1:0-Sieg über Hoffenheim vor einer Woche Friedrich das Prädikat "Weltklasse" verlieh. Kein Wunder, schließlich hatte der deutsche Nationalspieler alle (!) Zweikämpfe gegen Vedad Ibisevic, den mit 13 Treffern bislang besten Torschützen der Liga, gewonnen.

Die Güte der Hertha-Defensive zeigt auch folgendes Rechenbeispiel: Gegen Bayern München (1:4) und Werder Bremen (1:5) kassierten die Berliner neun ihrer 15 Gegentore, was bedeutet, dass die Berliner, die auch Zuhause gerne kompakt stehen und ein Konterspiel aufziehen, in den restlichen zehn Partien nur noch sechs Tore kassierten.

"Wir zeigen in dieser Saison zwei Gesichter", sagte Friedrich dem Abendblatt, "aber wenn wir einen vernünftigen Tag erwischen, können wir gegen jede Mannschaft gewinnen."

Nach dem Anbruch des Querfortsatzes vom zweiten Lendenwirbel im Sommer ist Kapitän Friedrich (elf Ligaspiele) längst die Leitfigur des Hertha-Spiels - in der Innenverteidigung.

Rückte der 29-Jährige in Verein und der Nationalmannschaft häufig auf die Außenverteidiger-Position, so sagt Friedrich jetzt deutlich: "Ich sehe mich als Innenverteidiger." Um diese Position will er künftig auch in der Nationalmannschaft - wie am Mittwoch im heimischen Berliner Olympiastadion gegen England - kämpfen.