Die Türken haben schon beim Berater angefragt - der HSV ist grundsätzlich gesprächsbereit und fordert rund fünf Millionen Euro Ablöse.
Hamburg. Frank Arnesen hat es nicht leicht in diesen Tagen. Während um ihn herum die HSV-Mitarbeiter nach und nach in den Urlaub fahren, plant der Sportchef mit Hochdruck den Kader für die nächste Saison. Und dabei muss der Däne eine Rechnung aufstellen, die selbst für Mathematiker kaum zu lösen ist: "Es gibt noch zu viele Variable in unseren Plänen", sagt Arnesen. Die Aufgabe: Der HSV benötigt auf mehreren Positionen neue Spieler - um die bezahlen zu können, müssen aber zunächst Profis aus dem aktuellen Kader verkauft werden. Unverkäuflich ist niemand. Arnesen: "Wir müssen uns in unserer finanziellen Situation alles anhören. Bei jedem Spieler."
Mit Jaroslav Drobny, Slobodan Rajkovic, Robert Tesche, Gojko Kacar, Per Skjelbred, Marcus Berg, Jacopo Sala und Paolo Guerrero gibt es gleich acht Spieler, die für die Finanzierung ihrer Nachfolger abzugeben wären. Eine Liste, die bei entsprechenden Angeboten sogar noch ergänzt werden kann. Wie jetzt um den Namen Gökhan Töre. Obwohl dem 20-Jährigen sportlich enormes Potenzial attestiert wird, gibt es auch bei dem Deutsch-Türken eine intern festgelegte Schmerzgrenze - und nach der hat sich Galatasaray Istanbul jetzt erkundigt.
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Rund fünf Millionen Euro wollen Arnesen und Co. für Töre aufrufen, heißt es. Eine Summe, die für Galatasaray angesichts der zu erwartenden Einnahmen aus der Champions League zu stemmen wäre. "Es stimmt, dass Galatasaray Interesse hat", bestätigt Töres Berater Bektas Demirtas. Demnach plane Galatasarays Trainer Fatih Terim eine Systemumstellung und sucht dringend Flügelspieler. Erste Kandidaten: Salomon Kalou vom Champions-League-Sieger FC Chelsea - und eben Töre. Bülent Tulun, Sportchef von Galatasaray, hat bereits Kontakt zu Töres Berater aufgenommen. "Es gab noch keine Verhandlungen, aber immer wieder mal Gespräche", bestätigt Demirtas, dessen Schützling vor einem Jahr eine Offerte der Türken zugunsten des HSV ausschlug. Demirtas: "Gökhan fühlt sich in Hamburg sehr wohl."
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Allerdings wollte Töre seinen bis 2014 laufenden Vertrag nicht vorzeitig um zwei Jahre verlängern. "Das hat aber nichts mit Galatasaray zu tun", sagt Demirtas, "Gökhan hatte häufiger die Möglichkeit, in die Türkei zu wechseln. Bislang hat er immer Nein gesagt." Zuletzt vor einem Jahr. Auch deswegen, weil er als glühender Fan des Stadtrivalen Besiktas Istanbul wohl Probleme mit einem Engagement bei Galatasaray hätte. "Ich kann nur sagen, was Gökhan jetzt plant. Und das beinhaltet eigentlich keinen Wechsel", sagt Demirtas, der auch um die finanzielle Situation des HSV weiß und bewusst einschränkt: "Es hängt natürlich auch nicht alles an uns. Deshalb: Im Fußball sollte man niemals Nie sagen." Diese Worte hätten auch von Arnesen kommen können.