Mouscron. Seit diesem Sommer trainiert der 49-Jährige den Club Royal Excel Mouscron. Wie er dahin kam und was ihn dort hält.
Das Kompliment war aufrichtig. „Es ist nicht einfach, gegen euch zu spielen“, sagte einer, der im Fußballgeschäft einen klangvollen Namen trägt. Vincent Kompany hatte gerade 0:0 mit Belgiens Rekordmeister RSC Anderlecht gegen Bernd Hollerbachs Club Royal Excel Mouscron gespielt. Es war der Anfang vom Ende für Kompany, der wenig später sein Amt als Spielertrainer zur Verfügung stellte. Und der Anfang von möglicherweise etwas Großem: für Ex-HSV-Trainer Hollerbach.
Seit diesem Sommer ist der 49-Jährige angestellt bei dem Erstligisten aus der Wallonie. „Ein Abenteuer und eine Herausforderung“, sagt Hollerbach über seinen neuen Job. Eine gewiss nicht einfache Aufgabe für den einst sehr robusten Verteidiger, die er bisher gemeistert hat. 1:0 auswärts bei Tatsuya Itos neuem Club St. Truidense, torloses Remis gegen den Favoriten Anderlecht, ein 2:1-Sieg gegen KAA Gent und ein deftiges 1:4 gegen Lüttich. Und trotzdem: der Start ist geglückt. Hollerbach gibt außerdem noch zu bedenken: „Wir haben mit Abstand das geringste Budget in der Jupiler Pro League, können uns keine großen Sprünge auf dem Transfermarkt leisten.“
Sami Allagui soll die vielen jungen Spieler führen
Improvisation und Einfallsreichtum sind gefragt. Helfen soll ihm ein alter Bekannter: der zuletzt beim FC St. Pauli unter Vertrag stehende Deutsch-Tunesier Sami Allagui (33). „Er soll die vielen jungen Spieler führen.“
Doch wie ist Hollerbach überhaupt in Mouscron gelandet? Zufall, sagt „Holler“. Auf einmal bekam er einen Anruf von Paul Allaerts, früher ein namhafter Fifa-Schiedsrichter, nun Generaldirektor bei Royal. Mit Kickers Würzburg hatte Hollerbach mal in der Vorbereitung gegen den belgischen Club getestet. Hinterher hatte er sich bei einem Kaffee mit dem Patron aus Mouscron ausgetauscht. Dieser zeigte sich begeistert vom Spielstil der Kickers, die Gesprächspartner versicherten sich ihrer gegenseitigen Sympathie. Ende der Episode, Fortsetzung nicht unbedingt zu erwarten.
Klassenerhalt lautet das Saisonziel
Doch es kam zu einem neuen Kapitel. Hollerbach hatte Monsieur Allaerts schon fast vergessen. Als er das Angebot bekam, sagte er rasch zu. „Ich wollte immer schon ins Ausland, schon als Spieler. Es hat nie geklappt, entweder stand ich noch unter Vertrag, oder ich war verletzt, als Anfragen kamen.“ Jetzt stand nichts mehr im Weg. Der Kandidat informierte sich bei Landsmann Bernd Storck, seinem Vorgänger, der mit Jürgen Röber als Manager an der Seite dort gearbeitet hat, dann sagte er zu.
Klassenerhalt – so lautet das Saisonziel. Daran will sich der Legionär messen lassen, der seinen neuen Arbeitsplatz vergleicht mit dem früheren Standort in seiner Geburtsstadt Würzburg. „Wie bei den Kickers kann ich hier viel bewirken und gestalten. Es ist ein bodenständiger kleiner Verein mit kurzen Entscheidungswegen, bei dem sich noch alles um den Fußball dreht, weniger um das ganze Drumherum.“
In Würzburg hatte der langjährige Magath-Assistent durchschlagenden Erfolg. Bei der nächsten Station, beim HSV, dann ganz und gar nicht mehr Der Ausgang ist bekannt. Beurlaubung, Abstieg und tschüs. „Das Kapitel habe ich abgehakt“, sagt Hollerbach.
Das Kapitel Mouscron hat dagegen gerade erst begonnen.