Dortmund/Hamburg. Real Madrid im ersten Auswärtssieg beim BVB zu stark für überforderte Dortmunder. Allerdings gab es eine skandalöse Fehlentscheidung.
Zwei von sechs Spielen verloren: War das schon der Fingerzeig für ein Aus in der Gruppenphase der Champions League für Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund?
Der abgezockte Weltstar Cristiano Ronaldo und eine skandalöse Fehlentscheidung haben die Überflieger des BVB auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Auch durch zwei Tore des Weltfußballers verlor der BVB nach seinen rauschenden Kantersiegen in der Liga gegen Real Madrid in der Champions League trotz großen Kampfes 1:3 (0:1).
„Gegen Real Madrid brauchst du einen Sahnetag, den hatten wir heute nicht. Es gibt aber keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, Real Madrid hat das gut gemacht“, sagte BVB-Profi Nuri Sahin beim Fernsehsender Sky. Gonzalo Castro meinte: „Real Madrid war abgezockt, sie haben ihre Chancen genutzt. Wir haben alles versucht, aber sie sind immer gefährlich.“ Es war die erste Heimniederlage des BVB im siebten Spiel gegen Real, insofern etwas Historisches. Im Jahr 2013 überflügelte der BVB Real und zog ins Finale der Champions League ein.
Die Dortmunder stehen nach zwei Spielen in der äußerst kniffligen Gruppe H somit ohne Punkt da – Ausrutscher sind im Kampf um den Achtelfinal-Einzug spätestens jetzt tabu.
Gareth Bale erzielte im ausverkauften Signal-Iduna-Park das erste Tor (18.) gegen einen BVB, der seine offensive Spielweise mit großem Risiko auch gegen den Titelverteidiger durchzog. Ronaldo legte kurz nach der Pause in seinem 400. Pflichtspiel für Real nach (50.) und traf in der 79. Minute zur Vorentscheidung. Der zwischenzeitliche Anschluss für den wütend anrennenden BVB war Pierre-Emerick Aubameyang (54.) gelungen.
Sergio Ramos' Handspiel nicht geahndet
Prägend war aber auch eine Szene aus der 14. Minute: Einen Schuss von Maximilian Philipp klärte Real-Verteidiger Sergio Ramos für seinen geschlagenen Torhüter Keylor Navas eindeutig mit der Hand kurz vor der Linie – Elfmeter und die fällige Rote Karte gab es nicht. Schiedsrichter Björn Kuipers (Niederlande) zögerte zwar und hielt noch Rücksprache mit seinem Torrichter, doch trotz aller Proteste blieb er bei seiner Entscheidung.
Der BVB wich keinen Deut von seiner Liga-Taktik ab. Der DFB-Pokal-Sieger begegnete auch dem größtmöglichen Gegner mit aggressivem Pressing im 4-3-3-System und schnellem Spiel in die Spitze. Die offensive Reihe bildeten Andrej Jarmolenko, Aubameyang und Neuzugang Philipp, der vor zwei Jahren noch mit dem SC Freiburg in der 2. Liga gekickt hatte.
Bale bestraft Ballverluste im Mittelfeld
Die immensen Risiken dieser Ausrichtung zeigten sich schneller als erhofft - bei Ballverlusten im Mittelfeld stand die Defensive komplett offen. In der neunten Minute hätte Dani Carvajal zum Abschluss eines Blitzkonters nur noch auf Weltfußballer Cristiano Ronaldo querlegen müssen, und es hätte 0:1 gestanden. Zwei Minuten später wollte Ronaldo selbst Bale bedienen, Lukasz Piszczek rettete in höchster Not mit einer Grätsche. Andererseits boten sich auch dem BVB immer wieder Räume, in die er pfeilschnell hineinstieß.
Das 0:1 war ein Schock, der tief saß, besonders schmerzhaft nur vier Minuten nach Ramos' Handspiel. Bale schoss den Ball nach einer Carvajal-Vorlage volley in den Winkel.
Real nahm das Duell ernst - auch in Anbetracht der Tatsache, dass die Königlichen die Gruppenphase der Vorsaison hinter den Dortmundern abgeschlossen hatten. Alle verfügbaren Stars schickte Trainer Zinedine Zidane auch auf den Platz, dazu gehörte der in der Liga geschonte Weltmeister Toni Kroos als passsicherer Spielmacher aus der Tiefe.
Real Madrid war verwundbar
Dennoch waren die Gäste in der Rückwärtsbewegung stets verwundbar. Nur 51 Sekunden waren beispielsweise nach der Pause gespielt, bis Jarmolenko den Ball an Navas vorbeilegte, Aubameyang aber zu spät kam. Erneut kam vier Minuten danach der Tiefschlag: Ronaldo schob den Ball nach einem präzisen Bale-Flachpass aus kurzer Distanz ins Tor.
Die Dortmunder ließen sich davon nicht entmutigen. Aubameyangs Tor verlieh den Gastgebern neuen Mut, sie wurden vom euphorischen Publikum nach vorne gepeitscht und gaben alles. Zugleich erhöhte Bosz das Risiko, die Lücken wurden dadurch noch größer - und erneut schlug Ronaldo zu.
Leipzig-Spiel in Istanbul unterbrochen
Der deutsche Vizemeister RB Leipzig hat sein erstes Auswärtsspiel in der Champions League verloren. Die Sachsen mussten sich bei Besiktas Istanbul mit 0:2 (0:2) geschlagen geben und warten nach dem zweiten Spieltag in der Gruppe G weiter auf ihren ersten Sieg. Timo Werner musste nach 32 Minuten mit Kreislaufproblemen ausgewechselt werden.
Der ehemalige Hoffenheimer Ryan Babel (11.) und Talisca (43.) sorgten für den verdienten Erfolg des türkischen Meisters.
Kapitän Willi Orban sagte: "Wir haben in der zweiten Hälfte gezeigt, dass wir, wenn wir mutig spielen, auch in Istanbul mithalten können.“ Er aber auch ein: „Man hat heute aber auch gesehen, dass wir als junge Mannschaft noch dazulernen müssen.“
In der 60. Minute wurde das Spiel für zehn Minuten unterbrochen, nachdem Teile der Flutlichtanlage ausgefallen waren. RB steht am 17. Oktober gegen den Zweiten FC Porto im Kampf um den Achtelfinal-Einzug unter Druck.