Liverpool. 4:2-Spektakel in Liverpool: Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann zerknirscht, aber ausgerechnet Jürgen Klopp baut ihn auf.
Im ZDF legte Titan-TV-Experte Oliver Kahn den Finger in die tiefe Wunde: "Die Einstellung hat nicht gestimmt", so der frühere Nationaltorhüter in Diensten des FC Bayern München über das 2:4 der TSG 1899 Hoffenheim beim FC Liverpool. Die Defensive – eine Katastrophe. Auf europäischem Niveau könne man so etwas nicht anbieten. Geplatzt waren sie, die Träume von der Champions League, die das Team des jungen Trainers Julian Nagelsmann durchaus haben konnte. Denn das 1:2 aus dem Hinspiel der Qualifikation für die Königsklasse hätte man ausgleichen können. Hätte. Aber, wie Nagelsmann in Liverpool nach der Niederlage sagte: "Heute waren wir mehr oder weniger chancenlos."
Und so wurde der Angriffsgeist, das unbändige Anrennen der Mannschaft des derwischartig hüpfenden Jürgen Klopp belohnt. Der deutsche Nationalspieler Emre Can erzielte zwei Tore und wurde frenetisch gefeiert.
Klopp sagte, er sei schon erleichtert wegen des großen Drucks, in die Champions League kommen zu können. Und mit der Grandezza des großen Trainers (und Siegers) sagte Klopp: "Es ist schon ein geiler Job, den Julian da macht." Klopp sagte, nur er und sein Trainerteam und am Ende auch die Mannschaft hätten Hoffenheim überhaupt ernst genommen. Das Umfeld, die Fans und Experten hätten an einen leichten Einzug in die Gruppenphase geglaubt. Hoffenheim habe sich als starkes und freches Team erwiesen.
0:3 schon nach 20 Minuten: "Einfach geil"
Die Deutsche Presse-Agentur schrieb, der FC Liverpool und Can hätten die Champions-League-Träume der TSG Hoffenheim "wie ein Orkan weggefegt". Can sorgte dafür, dass der fünfte englische Club in die Königsklasse kommt. Den Hoffenheimern bleibt die Europa League.
Schon nach gut 20 Minuten lag Hoffenheim mit 0:3 zurück, da neben Can auch 42-Millionen-Euro-Einkauf Mohamed Salah (18.) für Liverpool traf. „Das ist einfach nur geil. Wir sind alle glücklich, dass wir in der Champions League sind“, sagte der überragende Can im ZDF. Der eingewechselte Mark Uth (29.) und Sandro Wagner (79.) brachten Hoffenheim zwar auf 1:3 und 2:4 heran, doch auch das änderte nichts daran, dass weiterhin keine deutsche Mannschaft ein Europacup-Spiel an der Anfield Road gewinnen konnte. Der Ex-Hoffenheimer Roberto Firmino hatte mit dem 4:1 nach gut einer Stunde schon endgültig für die Entscheidung gesorgt (63.).
Von der ersten Minute an geriet 1899 unter Druck, weil Liverpool mit hohem Tempo und beeindruckend geradlinig nach vorne spielte. Das Klopp-Team demonstrierte eindrucksvoll, dass es den Vorsprung aus dem Hinspiel nicht nur halten wollte. Can & Co. suchten die schnelle Entscheidung - was ihnen in fulminanten 20 Anfangsminuten auch teilweise atemberaubend gelang. Hoffenheim wirkte (zu) stark beeindruckt von der Atmosphäre und dem Liverpooler Druck. Den Gästen unterliefen viele leichte Fehler im Spielaufbau.