München/Hamburg. Bei den Münchnern überlagert der Lahm-Rücktritt den Pokal-Erfolg. Ein Amateurverein geht in die Geschichtsbücher ein – auch ohne Sieg.
Der angekündigte Rücktritt von Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm überlagert diesen Pokalabend. Und deshalb kam auch das glanzlose und am Ende auch mit ein bisschen Glück erspielte Weiterkommen des FC Bayern München im DFB-Pokal durch ein 1:0 über den VfL Wolfsburg nur als Randnotiz daher. Spielerisch haben die Münchener wieder einige Schwächen offenbart. Für die Bayern lebt aber dennoch der Traum vom zweiten Titel-Triple nach 2013 weiter: Meisterschaft (fast sicher), DFB-Pokal (gut möglich), Gewinn der Champions League (immerhin noch drin).
Flügelstürmer Douglas Costa traf in der 17. Minute mit einem Distanzschuss, den VfL-Kapitän Luiz Gustavo unhaltbar abfälschte. Das lange einseitige Spiel trat aber etwas in den Hintergrund, nachdem die "Sport Bild" fast zeitgleich mit dem Anpfiff vermeldet hatte, dass Bayern-Kapitän Philipp Lahm im Sommer seine glanzvolle Karriere beenden werde.
Der 33-Jährige werde demnach seinen bis 2018 laufenden Vertrag nicht erfüllen und auch nicht als Sportdirektor zur Verfügung stehen, sondern sich eine Auszeit nehmen. Vor dem Spiel hatte Lahm von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge noch einen Blumenstrauß für sein 500. Pflichtspiel im Bayern-Trikot am vergangenen Samstag erhalten.
Gladbacher Aufschwung mit Dieter Hecking
Borussia Mönchengladbach hat seinen bemerkenswerten Aufschwung unter dem neuen Trainer Dieter Hecking auch im DFB-Pokal fortgesetzt. Die Elf löste die Achtelfinal-Aufgabe beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth mit einem souverän herausgespielten 2:0 (2:0). Den letzten von drei Pokalsiegen hatte die Fohlen-Elf 1995 mit Anführer Stefan Effenberg geholt.
Nach dem frühen Führungstor von Oscar Wendt (12. Minute) profitierten die überlegenen Gäste noch von einem Platzverweis für den Fürther Adam Pinter (18.). In Überzahl machte der starke Thorgan Hazard per Foulelfmeter (36.) noch vor der Pause den Gladbacher Viertelfinaleinzug praktisch klar. Damit verbuchten die Borussen in vier Spielen unter Hecking drei Siege und ein Unentschieden.
Auch ohne den am Oberschenkel verletzten Brasilianer Raffael spielten die Gladbacher ihre technische Überlegenheit aus. Die Hecking-Elf agierte in der Fürther Stadion-Baustelle von Beginn an konzentriert und zielstrebig. Der Zweitligist hatte dem kaum etwas entgegenzusetzen. Bereits in der achten Minute hätte Wendt für die Führung sorgen können, als der Schwede den Pfosten traf. Das Tor holte Wendt aber nur vier Minuten später nach. Nach feinem Pass von Fabian Johnson überwand der Außenverteidiger den Fürther Pokal-Torhüter Sascha Burchert aus halblinker Position.
Und es kam noch schlimmer für die Franken: Schon in der 18. Minute sah Pinter wegen groben Foulspiels an Weltmeister Christoph Kramer die Rote Karte. In Unterzahl gestaltete sich das Unterfangen der Gastgeber noch aussichtsloser. Mit feinen Ballstafetten diktierten die Gäste Ball und Gegner nach Belieben. Fast im Minutentakt sprangen gute Tormöglichkeiten heraus.
Gladbachs Trainer Hecking zeigte sich äußerst zufrieden an der Seitenlinie. Erst recht, als Hazard per Foulelfmeter auf 2:0 erhöhte. Der Belgier war zuvor von Niko Gießelmann von den Beinen geholt worden.
Im zweiten Durchgang beschränkte sich die Borussia mit viel Ballbesitz-Fußball auf das Verwalten der Führung. Den Angriffen fehlte nun die letzte Konsequenz. Torchancen sprangen so kaum mehr heraus - mit Ausnahme eines Kopfballes von Drmic (64.). Der lange verletzte Nationalspieler Patrick Herrmann wurde auch noch eingewechselt und bekam bei seinem Aufbauprogramm etwas mehr als 20 Minuten Einsatzzeit. Die Nachlässigkeiten der Gäste wären von den Fürthern aber fast bestraft worden, als Robert Zulj und Sercan Sararer zu einer Doppelchance kamen (69.).
Arminia Bielefeld entschärft Pokalschreck Astoria Walldorf
Die Feierabend-Kicker des Pokalschrecks ließen auf ihrer Ehrenrunde die Köpfen hängen, die Arminia-Fans feierten lautstark ihre "Krimi-Helden": Erst im Elfmeterschießen hat Arminia Bielefeld den Siegeszug von Astoria Walldorf gestoppt. Der Zweitligist steht nach dem 5:4 beim Viertligisten zum zweiten Mal binnen zwei Jahren im Viertelfinale des DFB-Pokals. Nach 120 Minuten hatte es 1:1 (1:1, 0:0) gestanden.
Stephan Salger verwandelte den entscheidenden Elfmeter. Als klassentiefster Verein, der noch im Wettbewerb vertreten war, hatte Walldorf in den Runden zuvor den Bielefelder Ligarivalen VfL Bochum und Bundesliga-Schlusslicht Darmstadt 98 ausgeschaltet.
"Wir haben Deckel nicht drauf gemacht, dann war es typisch Pokal", sagte Bielefelds Stürmer Fabian Klos. Ähnlich sah es Tom Schütz: "Wir hätten es vorher klarmachen müssen, haben es aber dann alle zusammen im Elfmeterschießen ausgebügelt."
Vor 4000 Zuschauern im ausverkauften Dietmar-Hopp-Sportpark hielten die Gastgeber in der Anfangsphase noch gut mit. Die Mannschaft von Trainer Matthias Born war vor allem bei den zahlreichen Zweikämpfen, die das Spiel prägten, absolut ebenbürtig.
In der Verlängerung schrieb Walldorf Fußball-Geschichte: Der Regionalligist machte als erster Klub von der jetzt erlaubten vierten Einwechselung Gebrauch. Für Marcus Meyer kam in der 117. Minute Benjamin Hofmann. In der dritten Runde des laufenden Wettbewerbs greift erstmals die Regeländerung, dass in der Verlängerung ein vierter Wechsel vorgenommen werden darf.