Dortmund/Leipzig. Borussia Dortmunds Boss kann sich nach Leipzigs Sturm an die Spitze nicht beruhigen. Auch BVB-Trainer Tuchel hat eine Meinung.
Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat sich erneut kritisch über Bundesliga-Spitzenreiter RB Leipzig geäußert. „Wir brauchen diesen Tabellenführer nicht“, sagte Watzke am Montag auf der BVB-Aktionärsversammlung: „Ich ziehe aber den Hut vor der sportlichen Leistung.“
Diese Worte nahm auch Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl zur Kenntnis. "Er hat ja heute wieder zurückgerudert und uns zu unserer sportlichen Leistung gratuliert", sagte der Österreicher und fügte allerdings an: "Ich beschäftige mich mit Borussia Dortmund erst wieder, wenn wir im Januar oder Februar gegen sie spielen."
Zuvor hatte der Watzke auf der Mitgliederversammlung seines Clubs getönt, dass Borussia Dortmund mit 145.000 Mitglieder der viertgrößte Klub der Welt sei und Leipzig gerade mal 150 Mitglieder habe.
Watzke gilt als einer der größten Kritiker des Leipziger Modells. Dagegen traut BVB-Trainer Thomas Tuchel den Sachsen sogar die Meisterschaft zu: „Ich würde sagen, dass Leipzig den exakt gleichen Weg wie Leicester City gehen kann.“ Er sehe RB nicht als „Eintagsfliege. Das ist zu vergleichen mit dem, was letztes Jahr in England passiert ist.“
RB-Kapitän kontert Watzke
Watzke hatte schon in der Vorwoche das Leipziger Konzept kritisiert. „Bei Rasenballsport, wie sie ja tatsächlich heißen, haben wir das erste Mal – auch im Gegenteil zu Hoffenheim oder Wolfsburg – den Fall, dass da nichts, aber auch gar nichts historisch gewachsen ist“, sagte Watzke der „Sport Bild“: „Da wird Fußball gespielt, um eine Getränkedose zu performen.“
RB-Kapitän Dominik Kaiser hatte Watzke am Sonntag im "Doppelpass" von Sport1 gekontert: „Ich spiele nicht bei RB, um eine Dose zu performen und stehe auch nicht als Dose auf dem Feld. Und dann hätte ja Dortmund ja auch gegen elf Dosen verloren.“
Hasenhüttl sieht "Euphorie und Freude"
Zuvor hatte auch schon Hasenhüttl auf die ersten von Watzke abgesetzten Giftpfeile reagiert. "Ich verschenke keinen einzigen Gedanken daran, dass es uns nur deshalb gibt, um eine Dose zu performen. Das wäre schade", sagte er vor dem Sieg in Leverkusen (3:2).
"Ich sehe stattdessen die Euphorie und die Freude, die wir in der Stadt verbreiten. Das ist für mich der allerwichtigste Antrieb. Man sollte uns schon die Chance geben, die Menschen auf unsere Art und Weise glücklich zu machen."
Sachsen-Boss hofft auf Signalwirkung
In die gleiche Kerbe schlägt auch der Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes, der Leipzigs Aufschwung auch als potentielles Signal für viele Vereine wertet.
"Für die ostdeutschen Traditionsclubs wie den Halleschen FC oder den 1. FC Magdeburg sollte es auch Ansporn sein“, sagte Hermann Winkler am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Auch Ballack lobt RB Leipzig
Der Europa-Abgeordnete der CDU ist vom Weg der RasenBallsportler überzeugt. „Wir haben mit Leipzig als DFB-Gründerstadt und mit dem VfB als erster deutscher Fußball-Meister die Tradition, RB hat dies mit Geld und hervorragender Nachwuchsarbeit sowie mit tollem Konzept zusammengefügt. Davon profitieren alle sächsischen Vereine in der Zukunft“, sagte Winkler.
Auch der frühere DFB-Kapitän Michael Ballack hatte sich wie viele ehemalige Ost-Kicker bereits lobend über den Bundesliga-Neuling geäußert: „Es ist einfach großartig, wie sich die Mannschaft und auch die Fans bisher präsentieren“, sagte der gebürtige Görlitzer der „Bild“-Zeitung. Besonders angetan ist der 40-Jährige von den Auswärtsauftritten. „Das zeugt schon von einer unheimlichen Nervenstärke.“
Attacke auf Mannschaftsbus
Unter den gegnerischen Fans haben die Antipathien gegen den Emporkömmling indes weiter Konjunktur. So hatten am Freitag Vermummte den Leipziger Mannschaftsbus auf der Fahrt zum Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen rund einen Kilometer vor der BayArena mit Farbbeutelwürfen attackiert.
Die Leipziger überstanden den Angriff unbeschadet. Trainer Hasenhüttl hatte anschließend nur Spott für die Chaoten übrig. "Ein paar Vermummte sind zu unserem Bus gelaufen und haben die Vorderseite mit Farbe bearbeitet. Einer hat aus zwei Metern danebengeworfen. Der soll vielleicht beim nächsten Mal von der Seite kommen, da ist der Bus breiter", sagte der Österreicher auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Durch den Dreier haben die Sachsen die Tabellenführung übernommen und rangieren drei Punkte vor Rekordmeister Bayern München. Allerdings betonte Hasenhüttl, dass er die Aktion alles andere als "witzig" empfand. "Es ist schade, dass ein paar Idioten so etwas machen. Wir haben es schnell weggesteckt und es sicher ins Stadion geschafft", äußerte der ehemalige Ingolstädter Coach.