Leipzig. Im Interview spricht Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick über Trainer Ralph Hasenhüttl, Titelträume und das Gehalt der Spieler.
Ralf Rangnick kennt sich mit Erfolg aus. Als Trainer holte er mit dem FC Schalke 04 den DFB-Pokal, 1899 Hoffenheim etablierte er einst in der Fußball-Bundesliga. Auch als Sportdirektor des erstaunlich starken Aufsteigers RB Leipzig leistet Rangnick im Hintergrund gute Arbeit. Im Interview mit dpa-Mitarbeiterin Anne Grimm spricht der 58-Jährige über die Gründe des Erfolgs, Träume der Spieler und kündigt Gehaltserhöhungen an.
Frage: Welchen Anteil hat der neue Trainer Ralph Hasenhüttl am erfolgreichen Start?
Ralf Rangnick: Der Trainer ist der entscheidende Faktor. Ohne die Arbeit von ihm und seinem Stab wären wir nicht da, wo wir jetzt in der Tabelle stehen. Der Wichtigste für die Weiterentwicklung von den Spielern und der Mannschaft ist der Cheftrainer. Und er muss ja zusätzlich auch noch seinen gesamten Stab führen. Hier wird fantastisch gearbeitet und das in einer zwischenmenschlich völlig harmonischen Atmosphäre.
Jüngst hat Oliver Burke in englischen Medien zum ersten Mal das Wort Meisterschaft in den Mund genommen. Wie viel Einfluss ist notwendig, damit die Spieler nicht übermütig werden?
Es wurde ihm in den Mund gelegt. Er wurde gefragt, ob es möglich ist, mit der Mannschaft auch deutscher Meister zu werden. Und er hat geantwortet, wie er es in dem Moment empfunden hat. Träumen ist auch erlaubt, aber Oliver kennt die Liga noch nicht lange genug und die Dominanz, die andere Vereine in den letzten Jahren hatten. Das ist auch kein Wunder, denn gegen Bayern hat er noch nie gespielt und gegen die anderen auch maximal erst einmal. Von uns hängt das keiner höher, als es gehängt werden sollte. Es kann jetzt jedenfalls nicht daraus abgeleitet werden, dass bei uns eine neue Sichtweise angesagt ist.
Ist vor allem die Ausgeglichenheit im Kader der große Vorteil Ihrer Mannschaft?
Wir waren vor sechs Monaten noch in der 2. Liga und am vorletzten Spieltag froh, dass wir aufgestiegen sind. Wir spielen momentan in der Startelf mit neun Spielern, die letztes Jahr schon da waren. Von daher ist es auch normal, dass noch kein Spieler so auffällig geworden ist, dass sich alles auf ihn fokussiert. Wenn die Mannschaft gut spielt und sich entwickelt, haben am Ende alle einen Nutzen davon. Entweder, indem sie dann bei ihren Nationalmannschaften noch mal einen neuen Stellenwert erlangen, oder indem der ein oder andere erstmalig eine Einladung bekommt.
Wäre die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb zu früh, wenn man an das organische Wachstum denkt, das Geschäftsführer Oliver Mintzlaff immer wieder anspricht?
Das heißt ja nicht, dass wir nicht trotzdem das, was wir uns dieses Jahr erarbeiten, gerne mitnehmen. Wir wissen aber nicht, was in sieben oder acht Monaten ist. Gott sei Dank kann von uns keiner in die Glaskugel schauen. Das Leben besteht darin, dass du jeden Tag mit Aufgaben konfrontiert wirst, Lösungen finden musst und versuchst, das Beste aus allem zu machen. Wir haben auch schon ein paar Rückschläge erlebt, wenn ich an die Meniskusverletzung von Bernardo oder den Kreuzbandriss von Lukas Klostermann denke. Aber das Schöne war dann, dass wir uns innerhalb kürzester Zeit Gedanken um die bestmögliche Lösung gemacht haben. Das ist ein großer Vorteil, dass wir beide da sehr ähnlich ticken.
Angesichts des sportlichen Erfolgs werden einige Spieler wohl bald Gehälter fordern, die über der intern festgelegten Grenze von drei Millionen Euro liegen.
Das ist normal. Deswegen haben wir auch gesagt, der sogenannte interne Salary Cap (Gehaltsobergrenze, Anm. d. Red.), der nirgendwo schriftlich fixiert ist, den wir aber schon für uns als ungeschriebenes Gesetz deklariert haben, gilt nicht für die nächsten fünf Jahre. Wir werden uns auch diesbezüglich weiterentwickeln. Es sollen auch diejenigen die Chance haben davon zu profitieren, die mit dazu beigetragen haben, dass wir da sind, wo wir jetzt sind. Das wird automatisch passieren, weil es auch mal wieder Gespräche wegen Vertragsverlängerungen gibt. Deswegen wollen wir rechtzeitig von unserer Seite auf den einen oder anderen Spieler zugehen und das Arbeitsverhältnis ausweiten. Und in diesem Zuge werden wir aufgrund der sportlichen Entwicklung auch die Gehaltszahlungen anpassen.
Zur Person: Ralf Rangnick, 1958 in Backnang geboren, ist seit 2012 Sportdirektor von RB Leipzig. In der Vorsaison war er gleichzeitig als Trainer tätig und schaffte mit RB den Bundesliga-Aufstieg. Der frühere Mittelfeldspieler war zuvor unter anderem Coach beim VfB Stuttgart, 1899 Hoffenheim und dem FC Schalke 04.