Wolfsburg. Jungstar meldet sich erstmals in der Wechsel-Debatte wieder selbst zu Wort. Dabei vermeidet er Reue oder eine Entschuldigung.
Die Zweck-Ehe zwischen dem kriselnden VfL Wolfsburg und dem hoch veranlagten, derzeit sportlich aber enttäuschenden Julian Draxler bleibt kompliziert. Wohl schon im kommenden Sommer droht das Aus, das gerade erst mit größter Anstrengung verhindert worden war. „Natürlich ist es nicht so einfach, zu vergessen, was im Sommer war“, sagte der 23 Jahre alte Fußball-Weltmeister laut übereinstimmenden Medienberichten vom Montag auf einer Fan-Veranstaltung des VfL am Wochenende.
Dabei versprach Draxler auch, in der laufenden Saison alles für den VfL zu geben und im Winter nicht erneut einen Wechsel forcieren zu wollen. Zwar spiele der Ärger im Sommer „keine Rolle mehr“, indirekt ließ er aber durchblicken, nach der Saison das Kapitel VfL Wolfsburg endgültig beenden zu wollen. „Für mich läuft jetzt die Saison, ich weiß, dass sich der Verein da auch schon klar positioniert hat, von daher spiele ich Richtung Sommer“, sagte Draxler, bei dem 2017 eine Ausstiegsklausel greifen könnte. Laut Medienberichten liegt die zu zahlende Summe dann bei 75 Millionen Euro.
Hecking und Allofs werden deutlich
Angesichts der aktuellen Leistungen Draxlers mag man diese als übertrieben auffassen. Nur selten ruft der Offensivspieler sein riesiges Talent ab. Es liegt auch am ehemaligen Schalker, dass der selbst ernannte Champions-League-Aspirant seit vier Spielen sieglos und mit zuletzt zwei Niederlagen und 2:7 Toren in die Krise gerutscht ist. „Wir müssen noch mal Tacheles reden“, hatte Trainer Dieter Hecking nach dem erschreckend schwachen Spiel beim 1:2 am Sonnabend in Bremen gesagt und dürfte damit vor allem auch den Auftritt seines vermeintlich besten Spielers im Hinterkopf gehabt haben.
Manager Klaus Allofs wurde noch deutlicher. „Ich hätte mir gewünscht, wir hätten besser gespielt, dazu zählt auch Julian“, sagte der Sportchef. „Ich bin auch nur ein Mensch, das lässt mich nicht kalt“, erklärte Draxler seine Leistungsschwankungen angesichts des Wirbels um seine Person. Wochenlang hatte der 23-Jährige jeglichen Kontakt mit den Medien gemieden. Nun sprach der Mittelfeldspieler erstmals seit fast zwei Monaten wieder öffentlich.
Draxler bleibt bei seiner Darstellung
Anfang August hatte er der „Bild“ ein nicht mit dem VfL abgesprochenes Interview gegeben und darin vehement seinen Wechsel nach nur einem Jahr in Wolfsburg gefordert. Draxler hatte sich darin auch auf eine angeblich vom Club erhaltene mündliche Zusage berufen, den Verein bei entsprechenden Angeboten wieder verlassen zu können. Allofs hatte dies stets entschieden dementiert.
Draxler rückte von seiner Darstellung aber nicht ab. „Missverständnis würde ich es nicht nennen“, meinte der Jungstar vielsagend: „Wir hatten Meinungsverschiedenheiten, die sind im Sinne des Vereins und des Sportlichen beiseite gelegt worden.“ Von Reue für sein Vorgehen oder gar einer Entschuldigung war nichts zu spüren. Wolfsburger Medien monierten bereits ein nur halbherziges Bekenntnis zum VfL.
Immerhin bemühte sich Draxler, Berichte über seine angebliche Abneigung der Stadt Wolfsburg gegenüber geradezurücken. „Das ist komplett falsch wiedergegeben worden“, sagte Draxler nun: „Ich habe weder was gegen die Stadt Wolfsburg noch gegen den VfL an sich und wollte niemandem zu nahe treten.“ Das Magazin „Der Spiegel“ hatte bereits im Juni nach einem Gespräch mit dem Mittelfeldspieler geschrieben: „Wenn man Draxler heute fragt, was er an Wolfsburg mag, sagt er: 'Die kurze Bahnfahrt nach Berlin'.“